Chemische Keule(n)

  • Hallo, liebe Gemeinde!


    Auch auf die Gefahr hin, mir den Unmut einiger Mitglieder zuzuziehen (Michi?), wollte ich mal nachfragen, ob jemand von Euch "Rovral" von Bayer im Einsatz hat und wo er/sie es gekauft hat. Offensichtlich sind in einer Großdtadt keine anderen Schädlinge als Ratten oder Champignons vorgesehen.


    Stand der Informationen dieses doch sehr heiklen, aber enorm breit wirkungsvollen systemischen Funghizides:
    Zulassung abgelaufen, Aufbrauchsfrist abgelaufen. Betrifft Rovral flüssig (Aquaflow).
    Rovral WG als wasserdispergierbares Granulat hat eine Zulassung bis 31.12.2017, wird laut Bayer-Webseite auch noch hergestellt.


    Da der Wirkstoff ziemlich brisant ist, wird es logischerweise auch nicht über das Netz unkontrolliert verkauft.


    Weiß jemand, wo das Zeugs verkauft wird?


    Hab hin und wieder mal einen schwarzen Pilz (ominöser Sclerotinia-Vertreter, nicht Sclerotium) an meinen Stachels bemerkt (selten) und wäre froh, so einen Hammer in der Hinterhand zu haben. Mit Schmerzen denke ich an so ein riesiges Astro, was im Februar plötzlich eine Perücke aufhatte (oder war es das erste capricorne mit Cephalum???). Auch wenn ich absolut sauber arbeite, so gut wie alles vorher sterilisiere, das Winterquartier permanent umwälze und lüfte und eher zu wenig als zuviel gieße passiert es halt dann und wann. Sicher haben die meisten Pilze unterhalb von pH 4,73 weniger Chancen, aber das Substrat dauerhaft unterhalb dieses Wertes zu halten (z.B. Vitanal sauer) ist einfach für die meisten Pflanzen ungesund. Ein Anruf bei Herrn Rech von Vitanal bestätigte diesen Gedanken. Sulco-Gertel gibt auf seiner Homepage in seiner Substratbeschreibung an, dass er von vorneherein Rovral 0,1%ig zusetzt, ist also kakteeverträglich.


    Habt ihr Erfahrungen mit dem Mittel?


    Desweiteren wollte ich fragen, ob es nur bei mir in der Stadt vorkommt, dass ich zyklisch meine gesamten Chamae- und Echinocereen komplett vergiften muss, damit ich diesem ständigen Befall von Wollläusen etwas entgegenzusetzen habe oder ob dieses nervige Viehzeug auch bei euch auftritt? Wie bekämpft ihr? Ich bin bis dato mit Metasystox R am draufhauen, aber ich glaube, das ist selbst mir für die Zukunft zu heftig. Ich hab mir jetzt eine ordentliche Portion von Provado 5 WG zugelegt, bevor es Ende 2012 auch seine Zulassung verliert, wie so vieles... Habt ihr Erfahrungen mit dem Mittel?


    Beide Mittel haben sich gegen Spinnenmilden nicht als sonderlich wirkungsvoll erwiesen. Was nehmt ihr gegen diese Kollegen? Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz empfiehlt unter anderem den Wirkstoff Imidacloprid, welches in Provado 5 WG enthalten ist.


    Für Wissensdurstige der Link, falls nicht ohnehin bekannt:


    https://portal.bvl.bund.de/psm/jsp/index.jsp?modul=form


    So, ich hoffe auf zahlreiche Antworten, vor allem, wo ich das Rovral herbekomme.


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Hallo Tim,
    ich habe diese Rovral im Einsatz und musste es in einer 1kg Packung erstehen. Ich würde Dir sehr gerne davon abgeben, was aber wegen der Landesgrenzen nicht geht. Das Produkt ist in der Schweiz in der "Landi" erhältlich. Dazu sind weder Giftschein noch sonst was nötig. Das Pulver ist nicht sehr einfach zu dosieren, da ja für unsere Kakteen, kleinste Mengen verwendet werden. Ich habe mir daher ein kleine Präzisionswaage für Juweliere und Goldschmiede zugetan, die sind im Preissegment um die 25Euro erhältlich und erlauben genaueste Messungen um Umgang mit diesen Chemikalien.
    So wie auf der Verpackung dieses Fungizides steht, kommt es sogar in den Einsatz beim Anbau von Gemüse und Salaten im Ackerbau. Seit meinem ersten Einsatz habe ich nie mehr einen Verlust durch Fäule oder andere "schleichende" Pilzerkrankungen erhabt. Es ist aber anzuraten, das Produkt zu wechseln um Resistenzen zu verhindern. Im Normalfall verwende ich es einmal im Frühling, dann ist gut vorgesorgt.


    Gruss, Stefan

  • *lächel*


    Können wir das nicht als Johannisbeer-Dünger deklarieren?
    :todlach:


    Ich kenne mich mit den Bestimmungen leider nicht aus, aber das mit der genauen Dosage wäre nicht das Problem. Eine Zeit lang habe ich Feinwaagen eines namhaften schweizer Herstellers gesammelt. Von 25mg bis 100kg lässt sich alles genauestens dosieren...


    Danke Dir!


    Grüße!

  • bei dem nun schöner werdenden Wetter und höheren Außentemperaturen habe ich damit begonnen die ersten kakteen aus dem Winterquartier zu räumen.
    Und siehe da, die ersten unliebsamen Mitbewohner sind auch schon wieder da. :eek:
    im ersten Bild vermutlich eine Schmierlaus, im zweiten Bild bin ich mir nicht ganz sicher ob es sich bei den dunklen Stellen um Schildläuse handelt. Die Stellen sind leicht gewölbt.
    Ich plane daher in nächster Tagen allen Kakteen eine Spritzung mit B58 zu verabreichen.
    Gibt es da von eurer seiter her Bedenken?



    Danke
    LG
    Andy

  • ich hab sie aus dem Keller in die Wohnung geholt wo sie nun wieder meine Fensterbänke füllen. Ein Gewächshaus habe ich noch nicht. Ich vermute das die Biester auch Winteruhe gehalten haben und nun mit zunehmender Wärme wieder aktiv werden.
    In den Wintermonaten hatte ich meinen Bestand aufgestockt. Gut möglich das ich da den ein oder anderen Schmarotzer mitbekommen habe.


    gruß
    andy

  • Hallo Tim!
    meinst Du mich mit Michi...?
    Wo ist da das Problem... wie Du schildersd ist das wohl "normaler" Russtau
    und den kriegt man mit Saprol ganz gut in Griff. Rovral ist Krebserrregend und
    benötigt zudem eine gewisse Temperatur (min. 14°C) um zu wirken, außer-
    dem gibt das richtig häßlich Spritzflecken. Ich arbeite lieber mit Vitanal
    sauer, ist absolut biologisch und die Pflanzen schaun wie geschleckt aus.
    Gegen Rote Spinne ist das Non-Plus-Ultra nach wie vor gewöhnlicher Brenn-
    spiritus. Würde ich bei kleineren Sammlungen jedem Gift vorziehen.

    Avatarbild zeigt die "geilste" Selektion aus der Kreuzung L.ferox x pampana bei den Hofers die "Feuergöttin Chensit" :cwm69: (Bild stammt von Manfred aus Dessau)

  • Hallo Michael, in welcher Dosierung spritzt Du denn den Spritus? Und benutzt Du dann reinen Ethanol aus der Apo oder den handelsüblichen Spiritus den man zu kaufen bekommt. Der ist ja noch mit Zusatzstoffen vergällt damit man ihn nicht trinken kann und ich bin nicht sicher wie die sich auf die Kakteen auswirken. Ich habe schon öfters mal ne Ethanol/Kaliseife Mischung gespritzt aber irgendwie habe ich dabei die Tendenz das ganze zu schwach zu dosieren um die Sämlinge nicht zu killen. Würde mal gerne wissen wo da die Obergrenze an Spiritus in nem Liter Spritzbrühe liegt. Hab jetzt schon zwei Runden Confidor gespritzt aber das wirkt scheinbar nicht gegen Spinnmilben. Hab mir jetzt ne Flasche Spruzit bestellt aber auf Dauer ist das schon ein bißchen teuer wenn man öfters mal Kakteen von ebay zukauft. Liebe Grüße Patrick

  • Hallo,


    ja Michi, ich meinte Dich. Guckt man auf Deine Webseite, wird schnell klar, dass Du versuchst, ohne viel Chemie auszukommen, was ich grundsätzlich absolut super und nachahmenswert finde. Da es bei dem Schwärzepilz, der an Sulcos stellenweise ganze Sammlungen vernichtet hat (Gertel in "Sulcorebutien - Kleinode aus Bolivien") keinesfalls um Rußtau handelt, besteht kaum eine andere Möglichkeit, als mit dieser "Atombombe" Rovral zu arbeiten. Glücklicherweise ist es ein Granulat, so dass man es in dem Substrat einigermaßen ungefährlich untermischen kann (Handschuhe/evtl. Staubmaske!). Nachteilig ist, dass es keinerlei systemischen Charakter hat wie Saprol. Spritzen würde ich damit niemals, unfassbar, dass es in der Tabak- und Spargelkultur eingesetzt wird. Ansonsten stimme ich absolut überein, dass Vitanal sauer/kombi einen günstigen ph-Wert auf der Epidermis zu etablieren vermag, der vielem pilzlichen Außeneinfluss Einhalt gebietet. Bei frisch getopften Pflanzen gieße ich übrigens das erste Mal mit einer Kombination aus Vitanal Wachstumsstarter und Chinosol. Absolut erfolgreich.


    Auch mich würde interessieren, in welcher Konzentration Du den Alkohol gegen die rote Spinnmilbe einsetzt. Ich habe zunächst mit diesem milchigen "Spinnmilbenfrei" gesprüht, sehr erfolgreich, was mir auf Dauer aber zu teuer und zu fleckig war. Anschließend bin ich zu Envidor übergegangen, super Zeug, geht nicht auf Raubmilben etc. Wer Interesse hat, PN an mich, hab wieder einen kompletten Lebensvorrat kaufen müssen, wie bei Rovral und Provado auch. Allerdings ist auch Envidor nicht gerade ein Rosenlikör, sondern ebenfalls nicht für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen. Aber erfreulicherweise systemisch, was bei Spinnmilben sehr von Vorteil ist.


    Wer bei Spiritus wegen der Vergällung bedenken hat: ich desinfiziere meine Messer/Pfropfgerätschaften mit der polnischen Variante aus dem Duty-Free: Spirytus. Unvergällt, 95%, schön teuer. Aber ein gutes Gefühl. Ansonsten gibt es reinen Weingeist im Auktionshaus, kurz unter 30 Euro der Liter, incl. Versand.


    Vielleicht funktioniert ja auch Super E10...


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Methanol wird leicht durch Inhalation, durch die Haut oder oral aufgenommen.
    Es ist für den Mensch hoch giftig,weil es sich im Körper zu Ameisensäure abbaut. Vergiftungen führen zu Erblindung,oft gar zum Tod.


    Als Desinfektionsmittel werden Äthanol, iso- Propanol und n-Propanol verwendet.
    Die Desinfektionswirkung beruht auf der Denaturierung von Proteinen. Absoluter Alkohol ist wirkungslos. Das Wirkungsoptimum liegt bei Äthanol bei 70-80 % , bei Propanol bei 60-70% .Die Alkohole zeichnen sich durch eine schnelle Wirkung aus. Sie haben ein breites Wirkungsspektrum. Zu beachten ist,daß diese Stoffe leicht entzündlich sind.


    Dies und noch mehr kann in Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie erschienen im Wissenschaftsverlag nachgelesen werden.
    Weche Konzentration als Spritzmittel für Kakteen geeignet ist,entzieht sich meiner Kenntnis, damit habe ich noch keine Erfahrung gesammelt.


    Spiritus ist wie Ernst schon sagte Äthanol.


    Viele Grüße
    Gaby

  • Sorry ich meinte wie ich bereits vorher schon schrieb Ethanol. Und Äthanol und Ethanol sind ja dasselbe. Aber davon mal abgesehen würdest Du wohl kaum Vergiftungserscheinungen von Methanol beim abtupfen der Pfopfmesser bekommen. Gefährlich wirds erst bei 0,1 g pro kilo Körpergewicht. Und da müsstest Du schon sehr tief einatmen. ;)

    Also ich benutze dafür reinen unvergällten Ethanol aus der Apo 12 Euro und ich bin mir ziemlich sicher dass man zum Propfgeräte desinfizieren auch den billigeren Iso nehmen könnte. Was die maximal mögliche Konzentration beim Spritzen gegen Spinnmilben angeht hab ich aber bisher nie wirklich mehr als Kleinstmengen ausprobiert. Aber das werd ich demnächst mal testen.

  • ich verwende schon ettliche Jahre den "popeligen" Brennspiritus vom
    Baumarkt für 1,79Eur deer Liter. Spritzen zu ich ihn 50%ig, also 500ml
    Wasser und dieselbe Menge Spiritus. Den Tipp habe ich damals von unserem
    Kakteenvorstand Erich Haugg bekommen, und das schon an allen möglichen
    Pflanzen, nicht nur Kakteen, getestet- ohne auch nur einen Hauch von
    Schäden. Selbst Sämlinge tut das nix. Ist wohl die günstigste und effektivste
    Waffe gegen Spinnmilben (Rote Spinne). Allerdings würde ich das nicht im
    größeren Stil machen, sprich mit Buckelspritze im dichten Gewächshaus.
    Gast ja wie blöde, und denke nicht dass man da ohne eigene "Wirkung" davon
    käme. Aber für punktuelle Befälle gibts für mich nichts anderes.
    Wichtig- wie
    wohl bei allen Spritzmitteln- niemals bei Sonne/Hitze anwenden, sondern
    einen trüben Tag wählen. Temperatur um die 15°C

    Avatarbild zeigt die "geilste" Selektion aus der Kreuzung L.ferox x pampana bei den Hofers die "Feuergöttin Chensit" :cwm69: (Bild stammt von Manfred aus Dessau)

  • Allerdings würde ich das nicht im
    größeren Stil machen, sprich mit Buckelspritze im dichten Gewächshaus.
    Gast ja wie blöde, und denke nicht dass man da ohne eigene "Wirkung" davon
    käme.


    Und besser auch nicht dabei Rauchen.:psb45:


    Supertipp Michi, nachdem ich mich auch gerade mit Gift auf die Kakteen gestürzt habe, wird das als Nächstes ausprobiert. Ich denke mal, dass nicht nur die Rote Spinne daran zugrunde geht sondern auch die Weißen Puschelläuse (Wollläuse)??


    LG Elke

  • Für nen schnellen "Erstschlag" ist Spiritus immer gut. Ich sprühe ihn unverdünnt, die Wollläuse werden dann schwarz.
    Nachdem ich letzten Sommer meinen gesamten Bestand 1x mit Actara durchgegossen habe, sind keine Wollläuse mehr aufgetreten.
    Gegen Spinnmilben benutze ich jetzt Kiron. Um die in Schach zu halten hilft aber auch schon eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit.

  • Kauft man in der Apotheke zur Desinfektion voreingestellten Ethanol oder Iso-Propylalkohol, hat der meistens 70 Vol.% Alkohol. Auch beim Arzt (Impfung, Spritzchen) sind die Tupfer meistens mit 70%-igem Isoprop benetzt. Wer also vorhat, Gerätschaften wischend zu desinfizieren, soll unbedingt 70%igen Alkohol verwenden (halt nur keinen Methanol).


    Das 96%-iger Alkohol nicht wirksam ist, ist so nicht richtig. In der Lebensmittelindustrie werden gerade flüssige Proben (Leitungskontrolle etc.) über Messing- oder Edelstahlhähne entnommen, die vorher mit Spiritus abgeflammt wurden. Die Flammen reduzieren in der unmittelbaren Probenumgebung zudem noch deutlich die Luftkeime. Und da ich Messer lieber abflamme als abwische, nehme ich eben 95%-igen Spirytus. Tische/Arbeitsoberflächen und Hände desinfiziere ich übrigens vorher mit Sterillium.


    Die 50%-Version für den Erstschlag werde ich mir unbedingt merken. Gerade im Winter erscheint mir das sehr geeignet, vor allem, wenn die behandelten Stachelkinder ein paar Tage zur Beobachtung in das Haus geholt werden. Besten Dank!


    Liebe Grüße,
    Tim