Operation am offenem Herzen

  • Update:


    Nachdem die Ränder der Pfröpflinge und auch der Rand einer Unterlage unter der Folie etwas braun geworden sind, habe ich die Folie jetzt entfernt und lasse an alle Luft dran. Die Pfröpflinge sind mir zumindest nicht direkt abgefallen beim Folie runterziehen - das werte ich mal als positiv. Bei einem habe ich die Folie auf einer Seite dann mit leichtem Druck wieder drangemacht.
    Das Kindel selbst sieht unverändert aus - also keine weiteren braunen Stellen.

    Hier sind mal aktuelle Fotos.

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    Was meint ihr dazu?


    Desinfiziert ihr eigentlich die Kakteen vor dem Pfropfen?

  • Sieht ja nicht schlecht aus! Könnte durchaus gelingen. Wichtig ist nur, dass Du die Unterlage nicht austrocknen lässt. Jeden Tag kräftig wässern.

    Ich verwende Jusbertiis lieber, weil die halte ich im Sommer wie Wasserpflanzen. Die stehen ständig in einem Topf mit Wasser und Dünger.

    Und desinfizieren tu ich nur das Messer, nicht den Kaktus ;-) Dafür das Messer vor und nach jedem Schnitt!

  • ...Jeden Tag kräftig wässern.

    Ich verwende Jusbertiis lieber, weil die halte ich im Sommer wie Wasserpflanzen.Die stehen ständig in einem Topf mit Wasser und Dünger....

    Fangen die dann nicht an zu faulen? Ich dachte bisher, dass Kakteen zwischendurch immer richtig trocknen müssen, weil sie Dauerfeuchtigkeit nicht vertragen?


    ...

    Und desinfizieren tu ich nur das Messer, nicht den Kaktus ;-) Dafür das Messer vor und nach jedem Schnitt!

    Das Messer habe ich ja vor jedem Schnitt desinfiziert. Aber die braunen Stellen am Rand der Unterlage kamen zumindest zum Teil von den Dornen, die mich an einem direkten sauberen Schnitt hindern wollten. Vertragen Kakteen das, wenn man sie mit Handdesinfesktionsmittel einsprüht? Also nicht diese hier - aber so generell. Für die Zukunft.

  • Hallo Katja!


    Die Pfropfungen sehen gut aus und ich drücke die Daumen dass sie erfolgreich sind.


    Ich desinfiziere die Kakteen übrigens auch nicht ;)


    Nur die Pfropfmesser desinfizierer ich mit handelsüblichem Handdesinfektionsmittel vor jedem Schnitt.

    Von den Pfropfmessern verwende mindestens zwei pro Pfropfung. Ein übergroßes Cuttermesser um die Unterlagen vorzuschneiden und ein besonders scharfes dünnes Spickmesser für die feinen Schnitte. Der letzte Schnitt muss glatt absolut sauber sein.


    Bei Unterlagen mit stärkerer Bedornung schneide ich die Donen an der Basis mit einer Rebschere dort ab wo ich den Körper schneiden möchte damit sie beim ersten Schnitt nicht stören.

    Beim Abschrägen der Schnittfläche entferne ich störende Areolen mit einem schrägen Schnitt von oben nach unten.

    Von den Untetlagen her verwende ich hauptsächlich jusbertii. Sie sind kurz bedornt und im Gegensatz zu allen anderen Kakteen die ich kenne lieben sie nasse Füße. Voraussetzung dafür ist dass sie gut bewurzelt sind sie sich in der Wachstumszeit befinden. Wenn man den Körper drückt muss der fest sein und wenn man ihn schneidet kann es ruhig verholzt knacken.

    Meine Anwachsrate bei jusbertii ist sehr hoch.


    Gruß,

    Walter

  • Zitat

    Fangen die dann nicht an zu faulen? Ich dachte bisher, dass Kakteen zwischendurch immer richtig trocknen müssen, weil sie Dauerfeuchtigkeit nicht vertragen?

    Was das angeht, so hat sich hier im Forum einiges für mich erklärt. Wenn ich Veredlungen auf jusbertii hatte, haben die mich nie befriedigt- weil ich die schlicht wie "normale" Kakteen gepflegt habe. Also viel zu trocken.


    Seit ich hier mitlese (war sonst nie der Veredlungsfreak), habe ich so einiges gelernt.

    So hat es mich zwar bissel Überwindung gekostet, aber die Pereskiopsis, die habe ich jetzt eiskalt in Wasser zu stehen, topfe nach Bedarf zwei bis vier Steckis zusammen ein, und der Rest bleibt so lange im Wasser. Da bleiben sie knackig- frisch wie Salat im Kühlhaus, halten nur den Scheitel frisch und wachsen nicht sehr stark. Ich glaube, die Unterlagen so recht lange auf passender Größe und gleichbleibend guter Qualität halten zu können. So zwei Gläser mit je 10 Steckis drin nehmen quasi keinen Platz weg, und man hat jederzeit frisches Material. Ein/ zwei Wochen vor der Veredlung eintopfen, schön feucht und warm halten, und schon kann man prima zu Werke gehen.

    Da das mit den jusbertii wohl genau so geht, werde ich mir da nächstes Jahr mal einen Stecki besorgen und das auch versuchen :).

  • Hallo zusammen,


    Danke für die ausführlichen Antworten.

    Eure positive Bewertung der Pfropfungen lässt mich hoffen, dass das vielleicht wirklich was werden könnte.


    Die für mich wirklich überraschende Information hier ist aber bzgl. des Gießen/Wässerns der Unterlagen. Das bringt gerade mein Bild bzgl Kakteen durcheinander und ich muss jetzt erstmal alles wieder zu einem stimmigen Gesamtkonzept verarbeiten.


    Also nur, weil ich das nochmal ganz eindeutig verstehen und auch nicht fehlinterpretieren möchte - quasi für verwirrte Doofe:


    @Walter: Sind die jusbertii in der Wachstumsphase permanent nass? Haben die dann eine Schale mit etwas Wasser in der sie drinstehen? Stehen die in der Sonne oder eher im Schatten? Was haben die denn für ein Substrat wenn sie so nass stehen?


    andreas: Wenn du schreibst du hast die Pereskiopsis “eiskalt in Wasser stehen”, ist das eher metaphorisch gemeint oder stehen die tatsächlich kalt. Ich denke Steckis sind Stecklinge, stellst du die dann frisch geschnitten sofort ins Wasser? Wie tief im Wasser stehen die dann?


    Viele Grüße,

    Katja


  • Hallo Katja!


    Das Substrat meiner jusbertii ist das gleiche wie bei den anderen Hybriden auch. Ich habe schon gehört dass viele für jusbertii mehr Humus ins Substrat geben.


    Ich habe sie in einer separaten Schale bei den anderen Kakteen stehen und staue von unten an. Ich lasse sie mehrere Tage so stehen und richtig "ansaufen". Wenn das Stauwasser weg ist staue ich je nach Wetter nach etwa einer Woche im Sommer wieder an. Das Substrat trocknet also nicht ganz aus.


    Gruß,

    Walter

  • Wenn nun jeder schreiben würde wie er es macht wird man feststellen das es immer

    verschieden ist wie man zum Erfolg kommt. Ich gieße meine Jusbertiis doppelt so oft wie Hybriden und staue sie

    nur ab und zu an. Auch stehen meine in 50% Humus und mineralischem Substrat. Meine Pfropfrate ist auch sehr hoch.

    Und natürlich müssen sie im Saft stehen.

    Was ich damit sagen will, jeder muss sein Rezept in seiner Kakteenumgebung finden und das Beste ist ausprobieren.

    Jeder hält sie in unterschiedlichen Umgebungen. Meine z.B. stehen nicht in der direkten Sonneneinstrahlung.

    Der Erfolg gibt einem nachher recht.

  • Danke.

    Es ging mir bei den Fragen darum herauszufinden wie die restlichen Bedingungen dazu aussehen, weil ich mir vorstellen kann, dass man die Kakteen trotzdem durch Nässe mit den falschen Bedingungen recht schnell kaputt machen kann.


    Und mich interessiert wirklich noch wie genau die “Stecklinge eiskalt in Wasser stehen” (können). :/ Das paßt noch nicht in mein derzeitiges Weltbild.

  • Das Thema, das ich aufgestellt habe

    "Operation am offenem Herzen"

    ist ja ein wenig aus dem Ruder gelaufen, (ist aber nicht so schlimm)

    man hätte vielleicht ein eigenes Thema raus gemacht, das wäre für spätere Such einfach gewesen.

    So ist es nun.

    Ein Satz noch zum Substrat: Mir haben bei dem letzten Treffen in Schweinfurth 2 Experten, unabhängig von einander

    den Tipp gegeben "Substrat dient dazu, die Kaktee zu halten, damit sie nicht umfällt"

    Dazu zählt auch das Substrat zum Jusbertii, wenn er nur im Wasser steht.;)

  • "eiskalt" im Sinne von "gnadenlos".

    Geschnitten, gleich ins Wasser, da fangen die nach etwa einer Woche an zu wurzeln, und können auch drin stehen bleiben. Ist ehrlich eine völlig neue Welt, bedenkt man, dass das Kakteen sind, und sich benehmen wie Weiden(sträucher). Ich habe dabei nur etwa 2- 3 cm Wasser, tiefer traue ich mich dann doch nicht.


    'tschuldigung für 's Thema torpedieren.

  • Hallo zusammen!


    Ich bin zwar kein Biologe aber Pereskiopsis wachsen in der Natur als Sträucher und sind der Übergang vom Strauch zum Kaktus. Sie haben Glochiden mit fiesen Wiederhaken wie Opuntien.

    Daher bewurzeln sie sicher anders als allgemeine Kakteen.


    Gruß,

    Walter

  • Zu meinem Beitrag (#13 in diesem Thema) nochmal ein kleines Update. 6 Tage liegen dazwischen. Damit will ich zeigen, das es sich lohnt, um kranke Pflanzen zu kämpfen. In einem Folgebeitrag zeige ich dann noch einen Schaden, der Hardys Einstieg in das Thema sehr ähnelt. Das passierte in den letzten 2 Tagen.


    Das zentrale Leitbündel meiner Pflanze in #13 war nicht mehr funktionstüchtig. In der Nähe des Scheitelpunktes war der Schaden klar nach außerhalb der Pflanze zu sehen. Die Pflanze hatte die Ursache wohl erfolgreich bekämpft. Die schadhafte Stelle war trocken und sah inaktiv aus. Darum pfropfte ich das auch. Der Austrieb beginnt bereits.


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    Auch der Rumpf war noch intakt und treibt gut aus und das beste Stück, das von einer Rippe blieb, geht die Wuchsphase.


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  • Danke für die wunderbaren Beispiele was so alles geht, bzw. die Hybridenleute sich trauen.

    Ich habe ja nun 30 Jahre Kultur mit "normalen" Kakteen hinter mir, und habe in sämtlichen Büchern gelesen, dass solches "Geschnetzel" gar nicht geht und vermieden werden sollte. Mir selbst ist durch diese Maxime auch manche tolle Pflanze hinweg gestorben.


    Erst durch Euch habe ich von Rippen- oder gar Areolenpfropfung erfahren, und bin ehrlich begeistert, was so alles geht, und das vor allem auch viel, viel effizienter, als wenn man nur ganze Stücke oder meinethalben auch längs halbierte Pflanzen veredelt (was ich wegen der riesigen Wundfläche schon gewagt fand). Ehrlichen Dank für die Horizonterweiterung, ihr seid wirklich ein innovativ Trüppchen :).

  • Vor 2 Tagen pfropfte ich gegen Abend den Pflanzenkopf eines Erstblühers um vom Rumpf ein Kindel für die Züchterin zu bekommen. Am nächsten Morgen zeigten sich 2 Stellen mit einer Pilzinfektion . Es gibt sehr viele schädigende Pilze und eine Benennung ist kaum möglich. Aber das Schadbild und was daraus wird, war klar. Ähnlich wie Hardy musste ich aktiv werden. Bild 1: die Pfropfung vom 4.8.2020. Dann die Schadbilder gut 12 Stunden später.


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    Bei diesem Schaden muss das Messer dran und das Motto: whatever it takes // nach dem ersten Schnitt zeigte sich nach wenigen Stunden es genügt nicht.

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    Eine Nacht später, zeigte sich nochmals eine kritische Stelle. Die Verfärbung reichte bis zur Ansatzstelle der Pfropfung! Also war nochmals nachschneiden notwendig. Die Abschnitte der Pfropfung waren okay und wurden sauber neu geschnitten und separat gepfropft.


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  • Danke für die detaillierten Beispiele. Ich finde das hochgradig spannend! Das gibt mir zum einen eine Idee davon, was alles möglich ist, und zum anderen auch eine Vorstellung von den möglichen Schwierigkeiten und was man dann machen kann um die Situation noch zu retten. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich den weiteren Verlauf hier verfolgen könnte.


    Entschuldige Hardy, dass ich so in dein Thema reingeplatzt bin und jetzt ganz viele “Operationen am offenen Herzen” hier drinstehen.


    Ein Update zu meinen Schnipsel-Pfropfungen habe ich auch. Die beiden ganz kleinen sind mittlerweile sehr braun geworden. Ich vermute mal, dass die Schnipsel vielleicht doch noch zu nah an den befallenen Stellen dran gewesen sind und sie waren ja wirklich winzig im

    Vergleich zu den anderen hier. Der etwas größere auf der Echinopsis sieht glaube ich noch ganz ok aus.


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  • macht ja nix, ein Mod hätte es vielleicht stückeln können und einen neuen Thread

    aufmachen müssen, so ist es aber auch nicht tragisch.

    Noch etwas zum Pfropfen: Wenn es so warm und trocken ist lasse ich das Pfropfen und warte bis es kühler ist.

  • Beitrag zum Thema Operation am offenen Herzen


    Abwarten ist manchmal auch gut


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    Hier hatte sich an der lichtabgewandten Seite unter der Küchenrollen-Papier/Gummi Kompresse eine Infektion breit gemacht.

    Das Foto entstand, als ich sah, dass die Gelbfärbung am Infekt Rand durch eine mehr grüne Farbe im Wachstumszentrum ersetzt wurde und die an der rechten Seite zu sehende zunehmende Eintrocknung des Infektes, fortschritt.


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    Durch drehen zum Licht war der Pfröpfling in der Lage diese Infektion zu überstehen.


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    So sieht er heute aus


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    Die zuvor erkrankte Stelle ist fast völlig überwachsen



    Ein anderes Beispiel


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    Auch hier war eine leichte Randinfektion circulär gegeben, die nach Gummi Entfernung deutlicher sichtbar war. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht traute, das zu fotografieren ob eines drohenden Mißerfolges, ist obiges Bild erst entstanden, als ich sah, daß das gepfropfte Teilstück eines von Wurzelfäule bis zum Triebzentrum befallenen Sämlings, sich vom platt

    gedrückten Zustand wieder erholt hatte.


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    14 Tage später, die ersten Areolen sprossen aus.


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    8Wochen nach der Notmaßnahme.

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    Abwarten war auch hier erfolgreich, was aber nicht heißt, dass das immer so sein muß.


    Bernhard B