Sehr interessante Pflanze! Ich tendiere eher dazu, dass es sich NICHT um eine Harrisia pomanensis oder H. pomanensis subsp. bonplandii handelt (um mal einen weiteren Namen in die Diskussion zu werfen). Und zwar aus zwei Gründen: Wenn die langen Dornen nicht wären, würde der Körper extrem nach Jusbertii aussehen. Ich weiß nicht, ob die Harrisia-Spezies, wenn sie gut genährt werden, auch so dick werden können. Außerdem hat deine Pflanze mindestens 5 Rippen. Bei den genannten Harrisia-Spezies habe ich auf Fotos eigentlich immer nur 3-4 Rippen gesehen.
Was ist dann diese Pflanze? Es könnte sich um eine Mutation handeln, die wieder längere Dornen ausbildet. Oder - jetzt kommt, warum ich so aufgeregt bin: Es könnte sich um eine aus einer Selbstbestäubung entstandene Pflanze handeln. Ein Ereignis, dass noch nie beschrieben wurde.
Normalerweise lässt sich Jusbertii nicht mit eigenem Pollen bestäuben. Wird er mit Echinopsis-Pollen bestäubt, dann entstehen aus den Samen zur Mutterpflanze völlig identische Tochterpflanzen. Deshalb kann es sich bei der Bestäubung mit Echinopsis-Pollen nicht um eine Induzierung einer Selbstbestäubung handeln, sondern der fremde Pollen setzt irgendeinen Reiz, der die Zellen in den Eiern dazu bringt, sich ohne Befruchtung zu teilen und zu Samen heranzureifen. Das nennt man Apomixis (Jungfernzeugung).
Ob sich dieser längerdornige Jusbertii wieder apomiktisch fortpflanzt oder stattdessen kreuzen lässt, müsste man dann durch Versuche herausfinden. Eventuell ließe sich mit dem auch weiter züchten, also Farbe reinbringen und damit eine völlig neue Hybridengruppe schaffen. Der pinke Jusbertii scheint ja auch eine apomiktische Sackgasse zu sein. Mit diesem längerdornigen Jusbertii könne man diese „apomiktische Kreuzungsbarriere“ vielleicht durchbrechen.
Deshalb meine Bitte an Siegfried: Diese Pflanze unbedingt erhalten! Und vermehren und denjenigen zukommen lassen, die damit experimentieren wollen. Ich bin da bestimmt nicht der Einzige, den das interessiert.