Problem beim Pfropfen

  • Um etwas zu üben habe ich verschiedene überzählige Sämlinge auf bewurzelte Selenicereus-Stecklinge gepfropft. Die Pfröpflinge wurden ohne Beschwerung aufgesetzt. Die Ränder der Unterlage habe ich abgeschrägt. Ca. die Hälfte der Pfröpflinge wuchs an, etliche blieben zunächst grün und saftig und wuchsen auch, nach ca. 3 Wochen begannen sie aber zu schrumpeln. Ich habe diese abgenommen und festgestellt, dass sich auf der Unterseite oder an der Seite des Pfröpflings Wurzeln bildeten, und diese Wurzeln drückten den Pfröpfling von der Unterlage ab.
    Wie kann ich das verhindern?

  • Schwierig zu sagen was genau die Ursache ist.Ich verwende gerade bei Selnicereus eine Frischhaltefolie die ich über den Pfröpfling stülpe und mit einem dünnen Draht um die seleni schnüre, so das der Pfröpfling einen leichten Druck erfährt. So wächst er normalerweise rund herum an und bildet keine eigenen Wurzeln. Das geschieht häufig wenn die Unterlage zudem einer hohen Luftfeuchte ausgesetzt ist. Ist nur meine Erfahrung. Bei der Pereskiopsis drücke ich nur den Sämling mit dem Finger drauf geauso wie bei dem Hylocereus undatus wenn ich ihn mir aus Samen ziehe und noch im gleichen Jahr pfropfe.
    Mfg.Heinz

  • Hallo Ernst,
    ich habe eine solche Wurzelbildung dieses Jahr bei einer grösseren Pfropfung entdeckt und beobachte den Pfröpfling jetzt sehr aufmerksam. Es schien sich
    zwischen den Schnittflächen eine Verfärbung breit zu machen, worauf dann nach einigen Tagen Wurzeln in die Unterlage getrieben wurde. In wie fern die Versorgung so funktioniert, bin ich noch am beobachten. Sicher ist aber, dass der Kaktus bereits mit dem Wachstum begonnen hatte noch diesen Herbst. Jetzt ist natürlich alles im Winterquartier und in berichte weiter, was geschieht.


    Gruss, Stefan

  • Hallo Stefan, genau diese Verfärbung habe ich auch festgestellt, die Kontaktstelle der Unterlage wurde braun und nekrotisch. Die Nekrose ist aber nur oberflächlich, dringt also nicht tiefer ins Gewebe ein.
    Ich habe festgestellt, dass der Pfröpfling die ersten Tage nach dem Aufsetzen etwas schrumpft. Kann sich dadurch ein Hohlraum zwischen ihm und der Unterlage bilden, weil vielleicht das innere Gewebe stärker schrumpft als die Epidermis? Oder sind die sich bildenden Wurzeln dafür verantwortlich, dass der Pfröpfling abhebt?
    Vor jedem Schnitt wurde das Messer mit einem spiritusgetränkten Papier-Küchentuch desinfiziert. Kann es sein, dass der Spiritus die geschnittenen Gewebe schädigte?
    Das gleiche Phänomen trat auf bei Cereus-Sämlingen als Unterlage, hier ist von 6 Pfropfungen nur eine angewachsen.

  • Hallo Ernst!

    Wie groß waren die Sämlinge die du gepfropft hast?

    Ich vermute stark dass der leichte Druck der zum verwachsen nötig ist nicht gegeben war.
    Meiner Meinung nach ist ab einer größe von knapp 1cm ist eine Beschwerung unabdingbar.
    Unter 1cm ist keine Beschwerung nötig.

    Meine Anwachsrate bei der Selenicereus grandiflorus liegt laut meinen Aufzeichnungen nach bei über 95%.

    Teils pfropfe ich sogar auf unbewurzelte Selenis mit der Bierdeckelmethode. Dort ebenfalls die 1cm Regel.

    Gruß,

  • Hallo Walter,
    die Pfröpflinge waren meist kleiner als 1 cm. Sie saßen die ersten 2-3 Wochen fest und haben auch etwas zugelegt. Danach begannen sie zu schrumpeln, und beim Abnehmen fand ich überall Wurzelbildung.
    Interessant ist, dass die anderen Pfröpflinge von ca. 2 cm Länge besser angewachsen sind, v.a. je weiter oben ich sie geschnitten habe.

  • Bild 1 und 2: Diese Pfröpflinge saßen auf Cereus-Sämlingen. Man sieht, dass die Wurzeln sowohl aus der Mitte als auch aus dem Rand des Pfröpflings kommen.
    Bild 3: Die Unterlage nach Abnahme des Pfröpflings.
    Bild 4: Die angewachsenen Pfröpflinge, im Vordergrund der 2. von links ist allerdings auch so einer der nicht vorwärts kommt und vermutlich zu schrumpeln beginnt.

  • Hallo Ernst,
    da ich beim Pfropfen mit absolut sterilen Messern arbeite, sollte doch beachtet werden, dass beim Schnitt natürlich die äussere Oberfläche des Kakteenkörpers durchschnitten wird und daher sofort wieder Bakterien und auch Pilzsporen auf die Schnittfläche verteilt wird. Es ist also fast ein Ding der Unmöglichkeit eine keimfreie Schnittfläche zu generieren.
    Trotzdem ist mir aufgefallen, dass auch unter erheblicher Beschwerung gewisse Paarungen von Unterlagen und Pfröpfliingen keine Verbindung eingegangen wird. Wesshalb das so ist kann ich nicht sagen. Könnte ja ähnlich wie bei den Menschen sein, gewisse mögen sich nicht riechen...;)
    zZt habe ich für dieses Phänomen leider keine andere Erklärung. Andere Unterlagen sind wiederum hervorragend wie Selenicereus Gr. die einfach alles annimmt.



    Gruss, Stefan

  • Hallo Ernst!

    Versuche mal beim pfropfen die geschnittene Unterlage mit der linken Hand zwischen Zeigefinger und Daumen zu halten und mit der rechten den Pfröpfling zentriert zu pfropfen.
    Sobald die beinden auf einander sitzen mit einem Finger der rechten Hand leichten Druck für ein paar Sekunden ausüben. Je größer der Pfröpfling desto länger sollte es sein.
    Sobald die beiden an einander "kleben" ist die Pfropfung fertig.
    Ich stelle sie ins Terrarium und gieße nach 2-3 tagen durchdringend an.

    Gruß,

  • Hallo Walter,
    genau so habe ich es gemacht, nur als Linkshänder mit der jeweils anderen Hand :). Und beim ersten Anpressen habe ich den Pfröpfling noch etwas hin und her bewegt, damit eventuell vorhandene Luftblasen entweichen können.
    Ich werde es jetzt mal mit einer Beschwerung versuchen und die ca. 1 Woche drauflassen.

  • Hallo Ernst,


    die Ursache liegt eindeutig bei der Beschwerung der Sämlinge.
    Ab einer bestimmten Größe der Sämlinge reicht der eigene Druck und der klebrige Pflanzensaft nicht mehr aus.
    Du mußt Dir irgendeine schon vorgestellte Variante der Beschwerung aussuchen.
    Bei Sämlingen, die ca. 1 bis 3 Monate alt sind reichen nach meiner Erfahrung z.B. auf Periskopsis, der eigene Druck und der Pflanzensaft aus.
    Ich nehme mir 2 kleine Schraubenmuttern und verbinde diese mit einem Bindfaden. Diese hänge ich dann über einen etwas größeren Sämling.


    Gruss Bernd

  • Hallo Ernst!

    Ich kann Bernd beipflichten und möchte noch eine kleinigkeit ergänzen.

    Solange die Beschwerung flexibel genug ist schaded es der Pfropfung nicht diese ein paar tage länger als nötig auf der Pfropfung zu lassen.
    (Gummis, Pfropffeder, Mutter-Faden-Mutter, Haushaltsfolie, Draht,...)

    Sobald eine deutliche Veränderung erkennbar ist sollte sie aber runter.

    Gruß,

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ich habe dieses Jahr bei den Hofers eine sehr ideenreiche Variante der Beschwerung von Pfröpflingen beobachtet. Bei Verwendung eines ausgedienten Strumpfes, der beidseitig mit den gewünschten Gewichten ausgestattet wird, lässt sich die Anpresskraft durch das elastische Gewebe perfekt an des Stachelkleid des Kaktus anschmiegen. Zudem entstehen keine Beschädigungen und auch die Atmung ist keinerlei eingeschränkt. Diese Variante ist sehr flexibel und zudem sehr preisgünstig. Meine Erfahrungen sind allesamt sehr positiv verlaufen.


    Gruss, Stefan

  • Hallo Ernst,


    auch ich kann Bernd aus eigener Erfahrung nur zustimmen.
    Mit Sämlingen in dieser Größe arbeite ich z.B. nicht mehr mit Selenicereus, sondern mit Harrisia 'jusbertii'. Diese Unterlage kann in den meisten Fällen als Dauerunterlage verwendet werden. Man spart sich so ein Arbeitsschritt. Auf dieser Unterlage wächst der Pfröpfling fast genau so schnell wie auf Selenicereus. Durch einmal weniger Pfropfen holt man aber die Zeit schnell wieder auf.


    Grüße


    Oliver

  • was ich früher immer beachtete war die immer wieder empfohlene hohe
    Luftfeuchtigkeit zum Anwachsen. Die Erfolge waren relativ- die Schnitt-
    flächen wurden oft schwarz, bzw. bekamen pilzliche Infektionen. Nach
    grundsätzlicher Aufstellung der Pfröpflinge- egal ob Sämlinge oder große
    Pfropfungen- unter die Tische, halbschattig- zugig, ohne jede extra-
    behandlung ist die Anwachsquote auf teilweise bis 100% gestiegen. Probleme
    machen lediglich größere Pfropfungen, bei denen sich die Leitbündel nach
    einiger Zeit zurückziehen, und die Verwachsung nicht stattfinden kann- egal
    wie sehr man auch beschwert. Ich warte bei größeren Pfröpflingen einige
    Minuten, in denen man deutlich sehen kann, wie sich das Leitbündel einzieht,
    schneide nochmal sauber nach, und pfropfe dann. Sämlinge unter 1cm pfropfe
    ich generell nicht, dafür fehlt mir wohl die Feinmotorik und Geduld. Ich in-
    vestiere meine Geduld eher in eine längere Wartezeit mit höheren Anwachs-
    quoten. Selenicereus nehme ich schon lange nicht mehr her, ausschließlich
    E.jusbertii. Das gibt stabilere, wüchsigere und vor allem blühwilligere Reiser.
    Zudem verträgt er auch um einiges kühler als Seleni.
    Ich hatte selber schon mal Sämlinge versucht zu pfropfen- alles feinst
    beachtet, hohe Luftfeuchtigkeit, nicht beschwert, kaum 5mm große
    Pfröpflinge....die Anwachsquote war wie zu erwarten miserabel, von 10
    gingen lediglich 2 an. Das muss ich nicht haben. da warte ich lieber noch
    halbes Jahr bis man die kleinen anpacken kann, beschwere sie, und habe
    90-100% Anwachsquote- warum pressiert es denn immer so furchtbar-
    es läuft doch nix davon....:cwm33:

    Avatarbild zeigt die "geilste" Selektion aus der Kreuzung L.ferox x pampana bei den Hofers die "Feuergöttin Chensit" :cwm69: (Bild stammt von Manfred aus Dessau)

  • Ich habe jetzt mal mit ca. 5-7 mm dicken Rest-Sämlingen die Bleistiftmethode probiert: Seleni oben wie einen Bleistift rundum anspitzen, in den Sämling unten mittig ein entsprechendes Loch schneiden, Sämling aufsetzen und mehrmals drehend festdrücken bis etwas Pflanzensaft rausquillt. Von 12 Sämlingen sind 10 angewachsen und das ohne jede Beschwerung, sogar Umkehrpfropfungen waren erfolgreich.

  • Hi Ernst kannst du evtl mal Bilder deiner Methode einstellen zum besseren Verständniss:).
    Mfg.Heinz

    Hallo Heinz,
    hier die Bilder:
    Bild 1: Die Kandidaten: Ein mickricker, weil teilchlorotischer, einjähriger Sämling und ein frisch aus dem Bewurzelungssand in Kakteenerde eingetopfter Selenicereus. Da diese Mickerdinger sowieso nichts werden nehme ich die gern als Versuchsobjekte. Falls es nicht klappt mit der Verwachsung ist nicht viel verloren.
    Bild 2: Der Seleni wird oben ca. 1-2 cm geköpft und dann wie ein Bleistift zugespitzt.
    Bild 3: Der Pflöpfling wird halbiert und in die obere Hälfte von der Schnittstelle her mit dem Messer ein konisches Loch geschnitten.
    Bild 4: Man setzt den Pfröpfling auf die Unterlage und dreht den Pfröpfling unter Drücken so lange, bis er beim Loslassen kaum noch hochfedert.
    Bild 5: Ebenso wird mit dem Unterteil des Pfröpflings verfahren.