Begriff "Klon"

  • Hallo liebe Mitglieder,
    mir fällt immer wieder auf, daß in Beiträgen der Begriff "Klon" gebraucht wird, wenn es um diverse Sämlinge einer Aussaat geht.
    Mit Klon wird aber eindeutig ein erbgleicher, d.h. mit der Mutterpflanze genetisch identischer Nachkomme bezeichnet - so dürfen wir diesen Begriff im botanischen Bereich für Kakteen-Sprosse, aus Areolen- und Rippenpfropfungen entstandenen Nachkommen, sowie für Epi-Stecklinge gebrauchen, ganz eindeutig nicht jedoch für Sämlinge, die ja ein gemischtes Erbgut in sich tragen.
    Um Auslese-Sämlinge aus der gleichen Aussaat zu kennzeichnen muß ein Züchter eher Nummern oder Buchstaben an die Aussaatnummer anhängen.
    Liebe Grüße,
    Susanne :cwm71:

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter

  • Hallo Kaktusfan,
    wer immer die Aussage getätig hat, du müßtest für 15 Sämlinge 15 Klon-Nummern vergeben, hat dir was falsches erzählt.
    Vegetative oder generative Vermehrung: Genau da liegt der springende Punkt:
    Bei einer vegetativen (= ungeschlechtlichen Vermehrung ) bleibt das Erbgut unverändert - demzufolge könnte man einen Spross, einen Steckling, einen Absenker, eine Brutzwiebel oder -knolle als Klon bezeichnen.
    Bei der generativen ( = geschlechtlichen Vermehrung ) findet eine Vermischung des Erbgutes von beiden beteiligten Partnern statt.
    Unsere Hybridenkreuzungen dürfen also niemals als Klone bezeichnet werden.
    Wir sollten demzufolge darauf achten, den Begriff Klon nicht missverständlich zu verwenden.
    Liebe Grüße,
    Susanne :cwm71:

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter

  • Hallo Susanne,
    der Begriff "Klon" ist bei generativer Vermehrung eindeutig falsch. Nenne sie doch einfach Geschwister.
    Wobei der Begriff "Schwester" auch eigentlich falsch ist, denn die Blüten sind ja zwittrig. Wenn aber die Eine einen weiblichen Namen hat, so kann man das mit der "Schwester" durchgehen lassen wenn die Andere auch einen weiblichen Namen hat.

  • Hallo Ernst,
    vielen Dank für deinen Beistand - ich wollte diesen Beitrag schon länger schreiben, hab' aber gezörgert, weil sich der Begriff "Klon" bei den Sämlingen offensichtlich schon so "eingebürgert" hat.
    Wir wollen doch als Hybridenfreunde und -züchter anerkannt sein und deshalb finde ich es wichtig, eindeutige botanische Begriffe richtig zu verwenden - vor allem auch im Hinblick auf neue interessierte Mitglieder, die zu unserer Gemeinschaft finden.
    Liebe Grüße,
    Susanne :cwm71:

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    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter

  • Hallo " Klonliebhaber " !
    Alle Individuen einer Art ( auch Hybriden ), die ungeschlechtlich entstanden sind bilden einen Klon !
    Wenn man aber aus Samen ( geschlechtlich entstanden )z.B. 10 Sämlinge erhält,
    so hat man 10 Klone ! Deshalb benötigen wir bei den Pflanzennummern auch die
    Klonnummer. Somit ist jede Pflanze ( Hybride ) genau definiert !!!
    Es ist also ausgeschlossen, dass es 3 verschiedene Pflanzen von MORGENZAUBER gibt.
    Beste Grüße ... H. Kellner

  • Hallo Herr Kellner,
    Ihre Auslegung des Begriffes "Klon" überrascht mich sehr - ich habe das so noch nie in einer wissenschaftlichen und schon gar nicht in einer botanischen Lektüre gelesen.
    Ich wäre sehr daran interessiert zu erfahren, wo diese Begriffsdefinition zu finden ist.
    Liebe Grüße,
    Susanne

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter

  • Hallo Zusammen,


    es ist vollkommen irrelevant mit welchem Zahlen oder Buchstabensystem man seine Stammbäume bezeichnet.
    Der springende Punkt ist die Nachverfolgbarkeit bis zur Basis und die akurate, ja geradezu peinlich genaue Dokumentation derselben.
    Ob man die nicht ganz korrekte Bezeichnung Klon (Und da hast du recht Susanne, dies bezeichnet nur die ungeschlechtliche Vermehrung über Identische Kopien der Mutterpflanze) oder Individuum für die einzelnen Sämlinge verwendet ist im Endeffekt egal.


    In wissenschaftlich orientiereten Institutionen wie bei uns in der ZSS werden folgende Informationen auf der Etikette festgehalten :


    Gattung
    Art
    Feldläufer(ausgeschriebener Nachname) Feldnummer


    Herbarstatus (Alk, trocken, Samenproben),
    Verifizierungs-Status bei unbestimmeten Arten
    Zeitpunkt der Etikettierung
    Herkunftsperson oder Gärtnerei
    Akzessionsnummer mit Anhang also z.B. 97 34 52/ a
    Buchstaben : a / b / c etc.. bei verschiedenen Sämlingen
    Nummern : 1 / 2 /3 etc. bei Klonen derselben Mutterpflanze
    also z.B 97 34 52/ a1

    Land, Provinz, Departement, Höhenmeter


    Soweit der botanisch korrekte Terminus.


    Bei der Hybridenzucht bestimmt natürlich noch ein weiterer, nicht unwesentlicher Punkt das Thema. Da man zum Teil recht heterogene Elternteile oder sogar mit verschiedenen Gattungen kreuzt und jede einzelne Pflanze zudem noch ganz typische Merkmale (Farbe, Geruch etc.) aufweisen kann, muss man diese Vater- und/oder Muttermerkmale ebenfalls dokumentieren und festhalten.


    Mit buchhalterischem Grusse
    Glück auf !
    Cyrill

  • ....tja - ob die so genannte Klonnummer jetzt wissenschaftlich korrekt ist oder nicht :) ....
    Solange man Trichos, Lobivien usw in den großen Sack der Echinopsen wirft, ist ohnehin Handlungsbedarf an anderer Stelle gegeben. Weil ich mich auch dagegen wehre, z.B. einer Tr. candicans ein Echinopsis-Schildchen umzuhängen. Vorher treibe ich mir lieber eine lange Dorne in den Daumen :D

    Ich denke die Bezeichnung "Klonnummer" hat sich über die ganzen Jahre der Hybridenzucht gefestigt... Hauptsache ist doch, dass man diese Zahl immer mitführt, dann ist auch sachlich alles korrekt ;)

  • Als Züchter müssen wir uns doch bewusst sein, dass aus einer Kreuzung wohl nur eine1 oder ein paar wenige Pflanzen würdig sind, vermehrt zu werden. Damit das Erbgut erhalten bleibt, müssen wir sie vegetativ vermehren, d.h. klonen! Somit erhalten wir halt aus einer Kreuzung einen oder ein paar wenige Klonlinien. Wir nummerieren die Anzahl der Klone nicht, darum finde ich es akzeptabel, dass wir die Klonlinie(n) wissenschaftlich nicht ganz korrekt nur noch als Klon bezeichnen, d.h. nummerieren. Wir als Züchter wissen, was damit gemeint ist;)!


    Wichtig sind die drei ersten Sätze von Cyril. Da bin ich der Meinung, dass wir unsere Hybriden mit unserem System peinlich genau dokumentieren und bis zum Ursprung zurück verfolgen können. Das war früher nicht der Fall. Da kann ich den Schöpfern des Systems nur auf die Schultern klopfen und stolz sein, dass wir in der AG so ein gutes System haben:psb20:.


    Erich

  • Ist doch ganz einfach:
    - Habe ich verschiedene Geschwister aus generativer Vermehrung (= Kreuzung), dann vergebe ich für jeden/s eine eigene Klonnummer, also habe ich auch verschiedene Klone.
    - Vermehre ich eine bestimmte Pflanze vegetativ, dann sind die daraus entstandenen Pflanzen genetisch identisch, sie haben also alle die selbe Klonnummer.
    Wie es Herr Kellner ja bereits gesagt hat.

  • Hallo Ernst,
    wieso sollen Geschwister aus generativer Vermehrung eine Klon-Nummer erhalten??? Das sind keine Klone!
    Daß wir unsere Sämlinge korrekt erfassen und dokumentieren müssen, steht außer Frage - nur eben nicht mit einer Klonnummer, sondern mit einer Kreuzungsnummer und einem numerisch fortlaufenden Anhang für die aus einer Aussaat selektierten Sämlinge.
    Liebe Grüße,
    Susanne :cwm71:

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    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter

  • Für Katzenmilch werden ja auch keine Stubentiger gemolken :D


    Nee, mal im Ernst. Es mag ja sein das die Bezeichnung Klon nicht so ganz richtig ist, aber der Begriff hat sich mittlerweile so eingebürgert das man ihn wegen wissenschaftlicher Theorien wohl nicht mehr so einfach vertreiben kann. Außerdem ist er kurz und einprägsam und wie Erich schon sagte, es weiß jeder was damit gemeint ist.


    Alex

  • Hallo Leute,

    im alten Forum hat man sich beim Thema Bestäubung, als Blütenstaub mit dem Begriff Sporen bezeichnet wurde, aufgeregt. Da gab es "Haue" und man hat grossen Wert auf eine Korrektur seitens der AG Führung gelegt. Obwohl jeder wusste was gemeint war...

    Sollte der Begriff Klon im Zusammenhang mit Sämlingsbenennung falsch genutzt werden, dann sollte man das eingestehen und ab sofort ändern wie von Susanne vorgeschlagen.

    Es kann auch jeder mal den Begriff Klon bei Wikipedia eingeben, die Erklärung ist einfach und klar.

    Entweder man richtet sich nach wissenschaftlichen Begriffen oder wir lesen demnächst kritiklos über die Sporenvermehrung bei Kakteen.
    Es kann hier keine Grauzone geben, sondern nur richtig oder falsch.

    Gruss
    Guido

  • Hallo Susanne,

    danke, dass du dieses Thema ansprichst. Das mit den "Klonen" aus geschlechtlicher Vermehrung stößt mir auch schon auf, seit ich in der AG bin. Ich geb gern zu, dass ich am Anfang gar nicht kapiert habe, dass das Sämlinge sind, weil die Klon-Definition ja eine völlig andere ist.

    Ich schließe mich der Bitte an, diese Bezeichnung noch mal gründlich zu überdenken und dann zu ändern. Sonst schreib ich demnächst auch, dass Kakteen Stacheln haben :D

    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo ihr Lieben!
    Ich hoffe, ihr verzeiht mir meinen "Dickschädel" - bestimmt möchte ich niemand persönlich angreifen, dazu hab' ich euch alle viel zu lieb!
    Doch ist es mir persönlich sehr wichtig, daß wir - wenn wir in der Kakteen-Welt ein hohes Ansehen genießen und anerkannt sein wollen, eindeutige botanische Begriffe richtig verwenden.
    Sollte dazu ein wenig Umdenken nötig sein, dürfen wir uns dem nicht widersetzen - schließlich hat sich der Mensch, seit er das Rad erfunden hat, kontinuierlich weiterentwickelt - dies wäre sicher nicht möglich gewesen, ohne sich von lieben, eingefahrenen Gewohnheiten zu verabschieden.
    Bei der Namensvergabe an Hybriden handeln wir nach der Devise "more popistic than the pope" und wissenschaftliche Begriffe legen wir dann "schwammig" aus - das paßt nicht zusammen.
    Wenn wir für unsere Arbeit ein Gütesiegel schaffen wollen, müssen wir strenge Kriterien erfüllen - nun also für den Begriff "Klon-Nummern" eine andere Bezeichnung zu finden, dürfte kein allzu großes Opfer bedeuten.
    Ich freue mich über die rege Anteilnahme an diesem Thema und danke allen, die mir durch ihre Meinung zeigen, daß auch ein "Mädle" hier ernstgenommen wird!
    Liebe Grüße,
    Susanne Bührle :cwm71:

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
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  • Sehr interessantes Thema. Vorneweg, ich bin kein studierter Botaniker und sehe die Hybriden als schönes Hobby. Und da fasziniert mich vor allem die Schönheit der Blüten und weniger die Systematik.
    Aus meiner Bibliothek möchte ich zum Thema folgendes anbieten:
    Heiko Becker, Pflanzenzüchtung, Ulmer 1993, Seite 190ff
    Becker greift hier die Zuchtsystematik von F.W. Schnell auf und stellt vier verschiedene Sortentypen vor:
    1. Asexuelle Fortpflanzung -> Vegetative Vermehrung = Klonsorte
    2. Selbstbefruchtung = Liniensorte
    3. Kontrollierte Kreuzung von Erbkomponenten = Hybridsorte
    4. Fremdbefruchtung -> offenes Abblühen = Populationssorte


    Sofern wir den Herren Becker und Schnell folgen wollen, müssten wir die Bienenbestäubungen dann z.B Echinopsispopulationen nennen. Naja.


    Der bei der Hybridennummerierung eingebürgerte Begriff macht m.E. unter dem Aspekt der angestrebeten Vervielfältigung der Zuchtergebnisse schon Sinn. Es sind natürlich keine Klone der Elternpflanzen, aber als Entität die Klonpause.


    Frohes Fest


    Uwe

  • Liebes Mädle Susanne :) und alle anderen,


    ich finde die Bezeichnungen Klon 1, Klon 2, usw. für Geschwisterpflanzen aus generativer Vermehrung nicht wirklich falsch verwendet (und es ist so schön kurz), obwohl mir klar ist, dass es sich eigentlich um Klonfamilie 1, Klonfamilie 2, usw. handelt.
    Alle Nachkommen einer bestimmten Kreuzung, Klon 1 (also Klonfamilie 1), aus vegetativer Vermehrung erhalten die gleiche Bezeichnung Klon 1.
    Schließlich gibts ja keinen Grund identische Pflanzen durchzunummerieren. Ich hab ja auch nicht die Kleopatra 1 und du Susanne z.B. die Kleopatra 2 (ich fürchte allerdings wir haben beide keine :cwm57: ).
    Man muß sich deshalb nur von der subjektiven Vorstellung lösen, dass Klon 1 ein Klon von Klon 2 wäre.
    Ich versuchs mal pseudophilosophisch: Klon 1 kann gar kein Klon von Klon 2 sein, weil die 1 von der 2 verschieden ist.
    Naja, ich glaub Ernst hat's in seinem letzten Beitrag einfacher und besser erklärt :D


    Fröhliche, klonfreie Weihnachten,
    Jürgen

  • Lieber Jürgen,
    das "Mädle" bedankt sich artig für deine Ausführungen - muß aber leider widersprechen:
    Natürlich müssen selektierte Sämlinge einer Aussaat unterschiedlich gekennzeichnet werden - das habe ich ja nie bestritten, selbstverständlich macht es keinen Sinn, für diverse Sämlinge einer Kreuzung eine gleiche Nummer zu vergeben. Aber der Begriff Klon-Nummer in diesem Zusammenhang ist nicht richtig! Sämlinge sind keine Klone!
    Wir können natürlich noch endlos über diesen Umstand philosophieren und alle botanischen Zusammenhänge zugunsten des Begriffs Klon-Nummer auslegen, den offensichtlich doch einige sehr liebgewonnen haben und nicht mehr missen möchten - aber haben wir das nötig? Können wir nicht endlich alte Zöpfe abschneiden? Die falsche Verwendung des Begriffs scheint weit in der Vergangenheit zu liegen - doch seit den Zeiten der Pflanzenjäger hat sich in der Botanik und auch in der gärtnerischen Praxis viel verändert! Zum Wohle von uns allen und zum Wohle der Pflanzen. Ist es denn soooo schwer, für eine antiquierte, falsche Formulierung eine moderne, richtige Ausdrucksweise zu finden?
    Liebe Grüße,
    Susanne :cwm71:

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter