Erste Pfropfversuche

  • Bisher habe ich nur Sämlinge gepfropft, jetzt wage ich mich mal ans Pfropfen von Kakteenstücken heran. Ich habe die Stücke von Chamaecereushybriden mittig längs durchgeschnitten und auf Echinopsen gepfropft. Die Stücke waren mit 3 Gummis befestigt. Die Stücke scheinen angewachsen zu sein. Was mir aber negativ auffällt ist, dass sich die Dornen an den Längsrändern etwas in die Unterlage eindrücken, sobald die Unterlage schrumpft, und dass jetzt dort kleine hellbraune Stellen sind.
    Wäre es besser, die Randdornen vor dem Pfropfen abzuschneiden?

  • Hallo Ernst,
    genau deshalb verwende ich stets eine Schaumstoffzwischenlage. So entsteht kein Schaden an der Bestachelung.

  • Hallo Volker,
    das habe ich auch schon überlegt. Aber da das Ganze ja auf Langzeiternte ausgelegt ist, fallen mir dadurch eventuell 2 ganze Reihen Areolen weg. Könnte man nicht einfach mit einer Schere die Dornen an den beiden Längsseiten kappen?
    Noch eine Frage an die Pfropfspezialisten:
    Wäre es von Vorteil, die Pfröpflingsstücke, bevor man sie längs durchschneidet, zur Desinfektion kurz in Spiritus zu tauchen und dann abtrocknen zu lassen? Da hängt ja doch immer Staub usw. dran.

  • Ich schnappe mir immer einen Langhaarschneider und rasiere die Pfröpflinge, bis die Areolen komplett nackt sind. Klingt bekloppt, kann ich aber mit leben. Macht sich bei der Ernte auch viel besser. Außerdem nehme ich hierfür am liebsten Opuntien, die etwas schmaler sind. So ergibt sich das Problem mit der Stecherei erst gar nicht. Bild ist leider nur ein Ausschnitt aus einem größeren und scheußlich unscharf, aber ich denke, man kann erkennen, worauf es ankommt.


    Tim

  • @Ernst, zur Desinfektion kann ich nur sagen das ih beide also Unterlage und Pfröpfling mit Alkohol besprühe bevor ich schneide etc. dann sollte alles gut sein :psb20:

  • Moin Heinz,


    ich verwende O. compressa (gültiges Taxon O. humifusa, allerdings in meinen Augen zu viele Formen zusammengefasst, sehr variabel in Bedornung und Körpergröße).


    Die Pflanze hat verschiedene Vor-, aber auch Nachteile.


    Vorteile:


    • Sie hat bei mir eine Anwachsrate von 100%.
    • Wenn sie wächst, gibt sie extremstes Vollgas. Allerdings wächst sie sehr schubweise, saisonal, nicht kontinuierlich, wie auch immer.
    • Sie kann bis unter -30°C unbeschadet aushalten. Ich habe sie im Garten ohne irgendwas frei ausgepflanzt, bei Bedarf hole ich mir die benötigte Anzahl an Stecklingen. Ihre Winterhärte überträgt sie angeblich auf den Pfröpfling, was nach wie vor einer Überprüfung bedarf.
    • Sie ist wahnsinnig robust. Auch kleine Teilstücke wurzeln und sind zäh wie Leder... Mir ist noch keine Unterlage vergammelt, ist mir grad im Winter wichtig.
    • Die Pröpflinge haben eine kräftige und natürliche Bedornung, was mir auch sehr wichtig ist.
    • Preiswerte Angelegenheit. Wächst ungestört wie Unkraut.



    Nachteile:


    • Im Winter schrumpft sie extrem stark (daher compressa), sie wird krumm wie eine Banane, bis hin zum Niederliegen (gibt sich bei Wassergabe sehr schnell wieder).
    • Speziell diese Form, die ich verwende, hängt randvoll mit Glochidien, ganz, ganz übel. Wenn ich mir neue Ableger hole, scheuere ich diese erst mit Gummihandschuhen (ich trage sonst nie Handschuhe) unter fließendem lauwarmem Wasser mit einer Handwaschbürschte ab und lasse sie dann zunächst einen Tag lang trocken. Diese Behandlung wiederum erträgt sie klaglos, auch von der Epidermis her.
    • Sie braucht für ihre eigene Stabilität eine recht regelmäßige Wasserversorgung.



    Alles zum Propfen auf diesen Klon findest Du auf dieser italienischen Seite, dort habe ich auch mein Ausgangsmaterial her, waren mal 12 "Ohren" und ein Sack voll Samen für 7 Euro.


    http://www.cactus-art.biz/tech…untia_compressa_index.htm


    Meist pfropfe ich auf ein oberes "Halbohr" jeweils zwei Rippen/Teilstücke (Foto). Sobald eine Areole anfängt zu treiben, halbiere ich das Ohr in der Mitte erneut, lasse abtrocknen, topfe und habe so ein paar Tage später zwei eigenständige Pfropfungen, die breite Basis der Halbscheibe hat ja genügend Wurzeln. Nachvollziehbar?


    Im Übrigen sprühe ich meine Pfropfungen (und auch Stecklinge nach dem Schneiden) sowohl vor dem Pfropfen als auch wenige Sekunden nach dem Pfropfen mit Chinosol ein (aufgelöst in dest. Wasser, spart das Abkochen, enthält auch keine Fremdstoffe), bevor ich sie mit Sprühpflaster behandle. Solange anschließend die Luftbewegung hoch (und möglichst warm & trocken) ist, stellt die Feuchtigkeit/Nässe! kein Problem dar. Auf jeden Fall ist es sinnvoller als mit Spiritus, der erstens in seiner 96%igen Konzentration nicht bakteriozid ist, NULL funghizid und leider auch nicht sporozid. Chinosol ist begrenzt bakteriozid und funghizid, aber leider auch nicht sporozid, schon gar nicht systemisch. Ich vermute aber, dass aufgrund der hohen Anfangsfeuchtigkeit beginnend keimende Sporen noch vom Chinosol erfasst werden und noch vorhandene ungekeimte Sporen vom Sprühpflaster gebunden werden. Selbst jusbertiis sehen damit akzeptabel aus, zumindest hat sich damit keine dauerhaft schädigende Pilzinfektion mehr ergeben.


    Nimm doch ruhig mal irgend ein (paar) Kompostkindel, schneid' den Kopf ab und behandle die Schnittfläche(n) mit dem/den Mittel(n) Deiner Wahl, z.B. Aliette/Pizlfrei Ectivo etc. Um die Reaktion der Schnittfläche zu beobachten, muss ja kein Pröpfling auf ihr sitzen. Die Ergebnisse sind doch schon recht repräsentativ auch ohne Edelreis.


    Reicht?


    Tim

  • Hallo Tim,
    vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht.
    Leider sind meine humifusas weit entfernt von deiner Beschreibung. Sie wachsen schlecht, und bei nassem Substrat faulen sie auch gern mal unten weg. Da habe ich offensichtlich den falschen Klon erwischt. Allgemein sagt man ja, dass humifusas schlecht annehmen. Da kommt es sicher auf den optimalen Zeitpunkt an.
    Im Verlauf des Sommers fällt sicherlich Einiges an Echinopsen an, welche meinen Erwartungen nicht entsprechen, und die man noch nicht mal Jemand zum Kauf anbieten kann. Die werden dann halt einen Kopf kürzer gemacht und dienen als Pfropfunterlagen. Einige jusbertii habe ich auch schon diesbezüglich umfunktioniert. Und zusätzlich stehen momentan einige Borzicactus (gleiche Methode wie oben gezeigt) auf Echinopsen zur Gewinnung von Unterlagen. Borzicactus soll ja, was man so von einigen Pfropfexperten hört, den Pfröpfling gut treiben. Mit Weberbauerocereus als Unterlage hatte ich es auch schon mal probiert, bei dem schrumpft aber das "Fleisch" sehr stark, die Leitbündel treten dann stark hervor und können im Extremfall den Pfröpfling abheben. Vielleicht müsste man die am 2. Tag noch mal dünn nachschneiden, und dann erst den Pfröpfling aufsetzen.

  • Es tut sich was.
    Im Bild 1 ist das Ergebnis schon fast zu gut. Hoffentlich bedrängen sich die Kindel nicht zu sehr gegenseitig, wenn sie größer werden.
    Im Bild 2 die Perla di Verona. Wurzelecht ist die nicht gerade besonders blühfreudig. Aber angeregt durch die Unterlage scheint sie nun vermehrt Blüten statt Kindel zu schieben. :(

  • Hallo Ernst!
    Die Op.Humifusa taugt nicht zum Pfropfen! Hat zwar nur vereinzelte Dornen u. keine Glochiden, das ist aber das einzig positive! Fängt von allen winterharten als letzte an zu treiben u. die Glieder sind zu schmal!
    Versuch mal die Op.Basilaris "Nana". Fängt mit als Erste an zu treiben und die Glieder sind breiter! Hat zwar Glochiden, aber nebenbei auch die größten u. farbintensivsten gelben Blüten aller kleinwüchsigen Freilandopuntien. Massenblüher und nicht so Fäulnis- u. Pilzanfällig, sowie eine ansprechend andere Epidermisfarbe!

    Noch ein Tip. Bei älteren aussortierten Echinopsen so ab 8cm Durchmesser propfe ich Sämlinge auf die vom Mittelleitbündel zu den Areolen laufenden Leitbündel (sind als helle Striche erkennbar) recht weit außen so auf jeder 2. Rippe. Die Ergebnisse sind sehr gut; kann man bei waagerechtem Schnitt u. gleichgroßen Sämlingen (in der Höhe) sehr gut mittels Glascheibe o. Ähnlichen 1 Woche beschweren, da nichts kippeln kann. Wenn sie sich bedrängen, nimmt man jeden 2. ab zum Bewurzeln oder Umpfropfen.

    Versuch mal Multi-Hybriden in die CCH einzukreuzen (2-farbig+). Wenn kleinwüchsige, blühfreudige, 2-farbige+-Hybriden mit 8cm+ dabei rauskommen ist die Blüte entscheidend u. nicht der Habitus (Hauptsache gesund u. wüchsig sowie Blühfreudig)!
    Habe selber 2 u 3-farb. CCH-Hybr. mit Cantoras usw. bestäubt; mal sehen, ob dieses Jahr was davon zur Erstblüte kommt. Die meisten sehen aus wie kleine Echinopsen mit sehr feiner Bedornung bzw. Ecc-Bedornung stark- oder nichtkindelnd.
    Viel Erfolg, Christian

  • Versuch mal Multi-Hybriden in die CCH einzukreuzen (2-farbig+). Wenn kleinwüchsige, blühfreudige, 2-farbige+-Hybriden mit 8cm+ dabei rauskommen ist die Blüte entscheidend u. nicht der Habitus (Hauptsache gesund u. wüchsig sowie Blühfreudig)!

    Hallo Christian, 7-8 cm große Blüten an CH bekomme ich auch hin durch Einkreuzen von Lobivien aus dem haematantha-Komplex, bisher aber nur Einfarbige, allerdings schon an recht kleinen Pflanzen. Dann lieber etwas kleinere Blütendurchmesser und dafür mehrfarbig und v.a. schöne Farben.


    Das Problem, was ich momentan sehe, ist, dass ich frisch aussortierte Echinopsen als Unterlage nehme, die gerade blühen oder geblüht haben. Im Pflanzenkörper steckt also noch das Blühhormon, und das könnte die Pfröpflinge zur Blütenbildung anregen, statt dass sie Kindel produzieren.

  • Ich häng mich hier mal mit dran, da Pfropfen für mich auch noch Neuland ist.
    Erste Versuche mit Tr. pachanoi als Unterlage verliefen recht problemlos.
    Hatte hier zuerst ein EH-Kindel draufgesetzt welches auch gut angenommen wurde. Allerdings mußte ich die beiden nach 4 Wochen wieder trennen, da der Pfröpfling begann Wurzeln zu schieben. Auch in die Unterlage hinein.
    An deren Stelle sitzt nun eine kleine TH, welche ebenfalls schnell angenommen wurde.
    Bei einer weiteren Pfropfung habe ich eine kleine EH auf Heliocereus speciosus
    gesetzt. Der Pfröpfling sitzt schon mal fest. Mal schauen ob er vom recht starken Trieb der Unterlage profitieren kann. :)


    LG
    Andy