Wirksames Insektizid gesucht

  • Das leidige Dosierungsthema. Was mir jetzt zum ersten Mal so richtig ins Bewusstsein gekommen ist, betrifft die unterschiedliche Aufwandmenge beim Gießen/Tauchen oder Sprühen/Spritzen. Bei Careo beträgt die Empfehlung 100ml auf 10Liter beim Sprühen (entspricht also 0,5g Acetamiprid), aber 600ml auf 10 Liter beim Gießen (also 3g Acetamiprid). Überträgt man diese Wirkstoffmengen auf das 40-fach höher konzentrierte Mospilan, ergäben sich 2,5g / 10Liter für das Sprühen und 15g je 10Liter für das Gießen, also genau die angesprochenen 1,5g pro Liter! Daran würde ich mich peinlichst genau halten, um nicht meinen Pflanzenbestand zu gefährden, wie es schon so Manchem passiert ist. Abweichende Aufwandmengen von 0,8 - 3g / Liter, die man im Internet immer wieder findet, würde ich bestenfalls nur dann anwenden, wenn ich bei der Bekämpfung bislang keinen Erfolg hatte und dann auch zunächst nur bei Einzelpflanzen und/oder jenen, die ich eh schon abgeschrieben oder nicht sonderlich ins Herz geschlossen habe - also eigentlich keine.


    Ich hab keine Erfahrungen bei Kakteen mit Imidacloprid als Kontaktstoff, jedoch gab's (und gibt's) das grundsätzlich immer noch als Spray, aus bekannten Gründen jedoch nicht mehr in Europa! Wohlgemerkt mit lediglich 125mg Imidacloprid pro Liter. Aber ich würde es, wenn überhaupt noch, schon mir selbst zuliebe nur gießen, ist schon heftig genug.

  • Hallo zusammen,


    ich hab da mal eine prinzipielle Frage : Warum muss denn die Konzentration des Pflanzenschutzmittels bei Giessen so viel höher sein wie beim Sprühen ? Der Wolllaus (Wurzellaus) dürfte es doch eigentlich egal sein ob man sie über- oder unterirdisch damit in Kontakt bringt, oder ?

  • Gelingt der Wirkstoff in den Kaktus, wird er von dem Pflanzensaft sozusagen teilweise erheblich verdünnt, je nach Pflanzenvolumen und auch -höhe. Damit das entsprechende Mistviech noch eine giftige Wirkung (und diese auch möglichst bald) "abbekommt", muss dadurch die Konzentration höher sein als beim Sprühen, bei dem ja ein direkter Kontakt erfolgt. Vielleicht gibt es aber auch noch andere Gründe, z.B. der Weg in den Organismus des Schadinsekts. Womöglich ist das Insektizid beim Kontakt giftiger (?) als bei seiner Aufnahme durch die Verdauungsorgange - keine Ahnung, wo und wie das Nervensystem stärker bzw. schneller geschädigt wird.

  • Thomas, nochmal darüber nachgedacht beantwortet das Deine Frage vermutlich nur zum Teil. Natürlich hast Du Recht, dass es den Wurzelläusen prinzipiell schnurz ist, ob sie oberirdisch oder unterirdisch um die Ecke gebracht werden. Sie stellen in diesem Zusammenhang aber eigentlich einen Sonderfall dar, denn man gießt das Pflanzenschutzmittel ja nicht in erster Linie wegen der Wurzelläuse, sondern damit die Pflanze grundsätzlich den Wirkstoff über die Wurzeln aufnimmt und anlagert. Ginge es ausschließlich um Wurzelläuse, könnte man bestimmt mit einer geringeren als der vollen Dosierung arbeiten.

    :cwm71:


    P.S. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag & alles Gute!

  • Ich glaube, dass die höhere Dosierung bei der Anwendung auf dem Boden von der Absorptionskraft der mineralischen und organischen Kolloide abhängt, die einen Teil des Wirkstoffs festhalten und ihn unverfügbar machen. Aus diesem Grund werden beispielsweise Herbizide, die auf den Boden aufgetragen werden, um das Keimen von Unkraut zu verhindern, in sandigen Böden in geringeren Dosen eingesetzt als in tonigen Böden und können in Böden mit hohem Gehalt an organischer Substanz/Torf wirkungslos sein. Wer für seine Kakteen sehr mineralische Substrate verwendet, sollte meiner Meinung nach die gleichen Dosierungen verwenden, die auch für Blattbehandlungen empfohlen werden.

  • Ich vermute, dass es auch mit den Neonicotinoiden selbst zu tun hat. Andere vollsystemische Formulierungen mit z.B. Thiamethoxam unterschieden in der Dosierung nicht zwischen sprühen und gießen.


    Edit:

    ...vollsystemische Formulierungen mit z.B. Thiamethoxam...

    Ziemlicher Blödsinn, den ich da geschrieben habe. Thiamethoxam ist ebenfalls ein Neonicotinoid. Hat damit wahrscheinlich nichts zu tun.

  • Hallo Tim,


    danke für deine Erklärungen und auch für die Glückwünsche. ;)


    Dass die Pflanze selber eine andere Giftkozentration braucht wenn sie es über die Wurzeln aufnimmt leuchtet mir ein. Ich werds also so machen, dass ich sprühe und ein paar Tage später zusätzlich giesse und zwar beides in der gleichen Konzentration. Dann müsste ich genug Wirkstoff in den Kakteen haben und die blöden unterirdischen Läuse bekommen auch ihren Teil ab ;) Wenn ich es richtig im Hinterkopf habe, hat übrigens Thomas Brand in seinem Vortrag auch gesagt, dass beim Giessen gegen Wurzelläuse die normale Konzentration reicht. Das war auch der Grund warum ich hier nachgefragt habe ;)


    Viele Grüße


    Thomas

  • Wegen der Wurzelläuse nutze ich auch Careo - zumal legal in Deutschland zum Gießen kein anderes wirksames Mittel für den Hobbygärtner verfügbar bzw. zugelassen ist. Als Dosierung gebe ich auch 60 ml auf einen Liter. Wenn ich Kakteen in durchgetrocknetem Substrat damit durchdringend gieße, reicht ein Liter für ca. 15 6cm Töpfe oder 10 8cm Töpfe. Da der Wirkstoff nur langsam abgebaut wird (Halbwertzeit Acetamiprid 31 - 450 Tage) und nach über einem Jahr immer noch die Hälfte des Wirkstoffes vorhanden sein kann, bedeutet, dass man mit dieser Gießbehandlung mit dem gifthaltigen Substrat viel Sondermüll produziert. Zumal wenn die Kakteen wegen Krankheit oder Nicht-Gefallen innerhalb der folgenden 1,2 oder 3 Jahre einschließlich des Substrates zu entsorgen sind, weiß ich nicht wohin mit dem Substrat: sicher nicht auf den Kompost oder in die Biotonne! Auf einen Feldweg oder doch besser in die Restmülltonne oder gar zur Sondermüllsammlung?

    Um die Menge an belastetem Substrat zu reduzieren, bin ich dazu übergegangen, die wurzellausbetroffenen Kakteen auszupflanzen, mit dem wurzellausverseuchten Substrat eine Fahrrinne in einem Feldweg aufzufüllen, die Wurzeln der Kakteen in der Careo-Lösung zu baden, zwei Tage antrocknen zu lassen und anschließend neu in frisches Substrat zu topfen. Damit vermindere ich die Menge an kontaminierem Substrat und spare Careolösung. Allerdings ist dieses Vorgehen zeitaufwendig - aber irgendwann müssen die Kakteen ohnehin umgetopft werden.

    Wie ensorgt Ihr eigentlich Substrat nach einer Gießbehandlung mit Careo?

    LG Helmut

  • Hallo Zusammen, interessant die Infos hier. Ich habe 2 x im Jahr gegossen aber das mit der Dosierung falsch interpretiert. 60 ml auf 10 Ltr Substrat habe ich auf das Wasser bezogen. Und so mit 60 ml auf 10 Liter Wasser gemischt. Somit war eine Flasche careo 250 ml bei 40 Ltr Giesswasser verbraucht. Erschien mir schon viel auch im Bezug aufs Sprühen.Kann das überhaupt sein .... kann vermutlich nur der Hersteller wissen. Frage auch wenn nicht Biotonne,wie gefährlich ist das überhaupt auch wg Halbwertszeit.....

  • Das gilt aber nur für Spritzen und weil von dem Zeug kaum etwas in die Pflanzen aufgenommen wird - vermute ich.
    Gegossen werden dürfen auch nir Zierpflanzen - weil das dadurch in die Pflanze aufgenommen wird.



    Das ist die Dosierung von Careo. Da steht 60ml auf 1L Wasser für 10L Substrat. Ich habe zwar die Dosierung für das Wasser immer so benutzt - aber für wieviel Substrat das reicht hängt stark von der Wasseraufnahmefähigkeit des Substrats ab.

  • Hier gibt es Informationen noch und nöcher, nach Halbwertszeiten, Auswirkungen auf andere Organismen, Toxizität etc.


    https://de.wikibrief.org/wiki/Acetamiprid

    http://sitem.herts.ac.uk/aeru/ppdb/en/Reports/11.htm


    Die Halbwertszeit ist von vielem abhängig. Sie wird bei einem Gartner, der häufig und im Überschuss gießt oder bei dem die Töpfe in direkter Sonne stehen, anders sein als bei einem selten gießenden Gärtner, dessen Töpfe zusätzlich in Schalen stehen. Natürlich auch von z.B. der Substratzusammensetzung und auch von der Wurzeldichte und deren Aufnahmefähigkeit. Und, und, und...


    Falls noch Fragen sind, können sie vermutlich die Zulassungsinhaber für Careo (Scotts Celaflor) und Mospilan (cheminova) direkt am ehesten beantworten.


    Schöne Pfingstblüten! :blumenpf:

  • Hallo Katja, im grossen Ganzen schon, habe mir allerdings durch Propfunterlagen welche eingefangen.hab dann gesprüht. Seitdem ist Ruhe

    und das funktioniert bei dir auch im Wurzelbereich direkt unter den Pflanzen, wenn du die nur oberirdisch einsprühst?
    Ich habe meine letztes Jahr mehrfach (ordentlich) gegossen nach Anleitung und finde trotzdem direkt im Wurzelansatz unter den Pflanzen hin und wieder Wurzelläuse.

  • Auch wieder eine der Kaktussagen. Kieselgur muss vor allem fein, furztrocken und reichlich vorhanden sein, um Wurzelläuse durch Austrocknung zu beseitigen. Wie will man das praktikabel anwenden, ohne dass man aufhört die Kakteen zu gießen oder es einem andernfalls das Substrat verbackt? Sicher kann man das auf die Substratoberfläche streuen, aber zeig mir auch nur eine der Wurzelläuse, die dann sagt "Hey, lass uns nach oben gehen, da ist Sahara!"... :huh: