Wasserhärte und PH-Wert

  • Hallo zusammen,

    aufgrund einer persönlichen "Leidensgeschichte" möchte ich gerne mal eine Diskussion zu diesem Thema starten.


    Meine Geschichte:

    • Seit mehr als 10 Jahren wohnen wir in Stuttgart-Feuerbach.
    • vor ca 10 Jahren habe ich meine Düngung umgestellt auf Hakaphos® Soft Novell 11-11-30(+3) und hatte super Ergebnisse
    • Im kleinen Garten neben dem Haus haben wir ein Beet mit Tomaten und daneben ein zweites Beet mit Zucchini und diversen anderen Gemüsesorten. Wir haben kein Regenwasser und müssen im Sommer häufig mit dem Gartenschlauch bewässern.

    Nun folgten einige Auffälligkeiten, bei denen ich bisher keine Erklärung hatte und keinen Zusammenhang gesehen habe:

    • Die Tomatenernte wurde die letzten Jahre immer schlechter und Zucchini wachsen praktisch gar nicht mehr richtig und das obwohl wir jede Menge Kompost ausgebracht haben und regelmäßig gewässert haben. Dagegen wachsen Hahnenfuß und Ackerwinden prächtiger denn je.
    • Vor einigen Jahren haben wir am Wasserkocher festgestellt, dass sich abartig schnell eine relativ dicke Schicht Kalk ablagert. Es kann tatsächlich passieren, dass man beim Teetrinken unten kleine Eierschalen findet... Außer an dieser Stelle hat uns das nie gestört.
    • Ich habe seit einigen Jahren das Gefühl, dass meine Kakteen nicht mehr so gut auf den Dünger Hakaphos® Soft Novell anspringen - insbesondere bei meinen jusbertiis hatte ich den Eindruck, dass sie zunehmends "müde" werden. Nun hatte ich noch einen Rest Wuxal Super zuhause (war glaube ich von Jürgen) und dachte mir ich probiere einfach mal einen Wechsel des Düngers an den Jusbertiis, die ich im Winter durchkultiviere. Das Resultat: Bäääm! Die gehen ab wie Schnitzel!

    Nun hatte ich so langsam einen Verdacht:

    • Hakaphos® Soft Novell wird ja ausdrücklich für weiches Wasser empfohlen: "Voll wasserlösliches NPK-Nährsalz für die Düngung kaliumbedürftiger Kulturen bei Verwendung von weichem Gießwasser."
    • Wuxal super wirbt mit "Ein intelligentes Puffersystem stellt den pH-Wert der Lösung in einem Bereich von 6 –6,5 ein."
    • Tomaten sollen angeblich relativ tolerant gegen hohe PH-Werte sein.
    • Ackerwinde soll ein Indikator für einen kalkhaltigen Boden sein.
    • Eine Rückfrage bei Nachbarn und eine Recherche im Internet hat ergeben, dass wir vermutlich 2016 eine Umstellung der Wasserquelle von Bodenseewasser auf Landwasser Stuttgart (VB1) hatten.
    • Bodenseewasser: Härtegrad dH 9 (https://www.bodensee-wasserver…smittelwerte_2020_V02.pdf)
    • Landwasser Stuttgart (VB1): Härtegrad dH 13,2 (https://www.lw-online.de/filea…Trinkwasseranalyse-BF.pdf)
    • Mit einem Laientest komme ich beim Wasser heute auf einen PH-Wert von etwas über 7
    • Wir essen relativ viele Eier, deren Schalen häufig auf dem Kompost gelandet sind.

    Stand jetzt gehe ich also davon aus, dass ich sowohl im Garten als auch bei meinen Kakteen mit einer Verschiebung des PH-Wertes zu kämpfen habe. Eine Umstellung auf Regenwasser ist so schnell leider nicht möglich. Und speziell im Garten muss ich wohl auch erst mal einen Wege finden den PH-Wert zu senken bevor ich mit neutralem Wasser erfolgreich weiter arbeiten kann.



    Nun meine Fragen in die Runde:

    • Wie sind eure Erfahrungen mit PH-Wert / Wasserhärte bei eurem Wasser an euren Kakteen?
    • Wie geht ihr mit eurem Wasser um?
    • Mit welchem PH-Wert habt ihr gute Erfahrungen bei welchem Dünger?
    • Ändert ihr den PH-Wert mit Säure? Welche Säure? Verwendet jemand Zitronensäure?
    • Welche Methoden/Geräte verwendet ihr zum Messen des PH Wertes?


    Und zum Schluss noch eine Frage zu meinem Garten: irgend eine Idee, wie ich hier schlagartig einen positiven Effekt erreichen kann (gerne ohne Zugabe von Torf...)


    Gruß Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    ich kann jetzt zwar keine langjährige Erfahrung bzgl Kakteen, Dünger und Wasserqualität vorweisen, aber ich habe ein paar allgemeine Erfahrungen mit sehr hartem Wasser bei uns. Wir haben hier Wasser, dass nicht nur kalthaltig sondern auch salzhaltig(?) (sieht zumindest für mich so aus) ist. Speziell bei uns auf der Arbeit bin ich dazu übergegangen den Wasserkocher in der Gemeinschaftsküche gar nicht mehr zu verwenden, weil der selbst bei täglichem entkalken mit Zitronensäure jedesmal voll weißer Rückstände (oft in losen Stückchen) war. Das Wasser schmeckt auch überhaupt nicht gut - was jeden Teegenuss komplett ruiniert.

    Die Büropflanzen werden immer mit diesem Wasser gegossen und dort zeigt sich nach einiger Zeit auch ein weißer Belang und viele Pflanzen gehen dann auch recht schnell ein.


    Das Problem hatte ich auch immer zu Hause. Da nehmen wir zum Kochen nur kalkarmes gekauftes Wasser und alle empfindlichen Pflanzen - einschließlich der Kakteen giesse ich nur noch mit Regenwasser.


    Zur Förderung eines guten PH Wertes nehme ich zusätzlich zu Hakaphos Soft Novell noch die Sauer-Kombi von Vitanal. Das scheint einen wirklich guten Effekt zu haben. Ich mache das aber noch nicht so lange, als dass ich hierzu Langzeitbeobachtungen hätte machen können.


    Viele Grüße,

    Katja


    Nachtrag: Wenn man "ph Wert im Garten senken" googelt bekommt man diverse Angebote und Hausmittelvorschläge...

  • Lieber Bernhard,

    meine Gartenfee (meine Frau) rät dazu folgendes: Versuche einmal für 1 oder 2 Jahre deine Tomaten und Zuccini in Eimern und/oder Mörtelkübeln anzubauen. Als Dünger etwas Rinder oder Pferdedung. Die Beete bepflanzt Du in der Zeit am besten mit Bohnen und Erbsen ohne jede Düngung. Das regeneriert den Boden und der Kalkgehalt wird von diesen Pflanzen gut verarbeitet. Auch Kräuter wie Bohnenkraut, Rosmarin und Thymian da zwischen gepflanzt sind sehr hilfreich.
    Viel Glück dazu in diesem Jahr.

    Hattest Du denn die Fruchtfolge eingehalten?

    Gruß


    Konrad


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    Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.

    Würde der Städter kennen, was er frisst, er würde umgehend Bauer werden.


    Oliver Hassencamp

    (Dt. Kabarettist und Schauspieler, 1921 - 1988)

  • Hallo Bernhard,


    das Problem mit dem kalkhaltigen Wasser hatte ich auch, als ich noch stets mit Leitungswasser gegossen hatte. Inklusive der Kalkflecken auf den Hybriden und an den Töpfen. Diese sind durch regelmäßige Zugabe von Vitanal sauer kombi zwar nicht so ausgeprägt entstanden, waren aber immer noch da. Den Effekt der Sauer Kombi gegen Kalk sehe ich daher als gering an, aber durchaus besser als nichts. Ich habe allerdings das Glück, dass ich in der Regel genug Regenwasser auffangen kann, welches ich seit Jahren dem Leitungswasser vorziehe, auch wenn es abgestanden ist. Als ich mich damals intensiver mit dem Thema kalkfreies Wasser beschäftigt hatte, bin ich irgendwo bei teuren Filteranlagen rausgekommen. (Osmosewasser)


    Mal eine andere These bezüglich der Ermüdungserscheinungen deiner Kakteen. Bei einem Besuch bei Hofers vor einigen Jahren habe ich nach deren Düngung gefragt.

    Frau Hofer zeigte mir dann einen Sack mit einem Phosphor-Kali betontem Düngesalz, dass Sie zur Jahresabschlussdüngung einsetzen mit dem Hinweis, dieses sehr sparsam zu nutzen, da sich das Kalium im Boden anreichert, und dies bei zu hoher Konzentration dazu führen kann, dass die Pflanze keine anderen Nährstoffe mehr aufnimmt. Wenn das passiert müsse man den gesamten Boden austauschen. Ich habe es nach diesem Hinweis entsprechend sparsam eingesetzt und hatte damit selbst keine Schwierigkeiten. Der Gedanke ist mir nur gerade wieder in den Sinn gekommen, da sich die NPK von Hakaphos Soft Novell mit 11-11-30 und Wuxal Super mit der NPK 8-8-6 bezüglich dem K deutlich unterscheiden. Gerade wenn es mit letzterem Dünger wieder besser läuft.

    Ist jedenfalls ein sehr interessantes Thema, dass du da eröffnet hast.


    Viele Grüße

    Michael

  • ...Sauer-Kombi von Vitanal....

    ...Nachtrag: Wenn man "ph Wert im Garten senken" googelt bekommt man diverse Angebote und Hausmittelvorschläge...

    Danke Katja für die Ideen: Vitanal kommt damit oben auf meine ToDo Liste.

    Bzgl. der Suche im Internet zum PH Wert im Garten: Das sind meist nur sehr langfristige Ideen und da ist für mich schon klar, dass die Kompostkultur umstellen sollte (keine Eierschalen) und gezielt Mulchmaterial verwenden sollte. Aber tatsächlich kam unter einem der Treffer mit deinen Stichworten nochmal was interessantes: Aluminiumsulfat....


    ... Hattest Du denn die Fruchtfolge eingehalten? ...

    Jein: Bei Tomaten hatte ich gelernt, dass die Fruchtfolge nicht so relevant ist. Bei den anderen achte ich da schon etwas darauf, werde das aber nochmal etwas gezielter prüfen.

    Und 2 Jahre in Töpfen kultivieren.... dazu habe ich leider nicht die Stellfläche...

  • Hm, dann muss ich wohl doch mal prüfen ob es irgendeine Möglichkeit gibt mit Regenwasser zu gießen. Bin hier leider nur zur Miete und habe zudem große Platzprobleme, die das Stellen einer Regentonne erschweren.


    Das mit der Anreicherung von Kalium könnte tatsächlich ein wichtiger Punkt sein. Würde dann wohl für einen Wechsel des Düngers sprechen.

  • Wird kompliziert, aber muss ich wohl mal ernsthafter prüfen. 3 kleine Kinder, Platzproblem, Gefälle, etc.... keine Regenrinne am Kaktusunterstand aber ggf am Hausdach die Möglichkeit anzuzapfen. Werde den "Familenrat" mal anfragen ob ich hinter dem Sandkasten ein Fass aufstellen könnte....

  • stell mal ein Bild von deinem Unterstand ein, vielleicht fällt uns etwas ein...

    Gute Idee... Sauwetter! Ware gerade draußen zum Foto machen und habe gesehen... Kinder! Was für ein Chaos!!

    Also das mit der Rinne könnte dann vermutlich doch klappen. Sie würde rechts neben und über dem Kopf mit einem Abstand von ca 10 cm zum Kopf verlaufen.

    Welche Art von Rinne würdest du hier empfehlen?


  • ich würde versuchen vorne eine Holzlatte quer zu verschrauben, damit du an dieser eine Kunsttoffrinne montieren kannst. Mit etwas Gefälle nach rechts ..

    Du musst ja nicht überall eine Rinne montieren, dann bekommst Du halt weniger Wasser ab. Regentank irgendwo rechts.

  • Bei der Verwendung von aufgefangenem Regenwasser sollte man aber auch über eine Reinigung des Wassers nachdenken.

    Ich habe in einem Jahr Regenwasser aufgefangen und damit gegossen, leider war es ein Jahr mit extrem starkem Pollenflug. Der Pollen fing im Regenfaß zu faulen an und die mit dem Wasser gegossenen Kakteen ebenso.

    Seitdem gieße ich wieder mit Leitungswasser. Bei unserem Leitungswasser mit der Gesamthärte von 4,1 Grad dH sollte das aber problemlos gehen.


    viele Grüße

    Gaby

  • Einfach eine kleine Umkehrosmoseanlage mit Rückspülventil anschaffen. Wann immer Du magst, gescheites Gießwasser in den Mengen die Du willst bzw. das Teil hergibt. Keine großen Bauarbeiten, praktisch kein Platzaufwand (außer vielleicht für einen Sammelbehälter) und hält ewig. Bei 300l Kapazität/d mit Spülventil für um die 60 Euro zu bekommen. Ich fahre mit meiner Membrane schon 8 Jahre, Leitwert wie an Tag 1.

    :cwm71:

  • Jepp, ein Jedes hat Vorteile und auch Nachteile.


    Pro Liter Permeat/Gießwasser erhälst Du zusätzlich 3 Liter Wasser mit gut 30% höherem Kalkgehalt. Übrigens wunderbar zum Rasen bewässern bei unseren sauren Böden...


    Und, natürlich nur um zu stänkern ;): wie lange wartest Du, bis Dein Regentank ohne Regen voll wird?


    Mal ganz im Ernst, die Befürchtung vor Verunreinigung, wie von Gaby angesprochen, war bislang immer der Hauptgrund, mich dem Thema Regenwasser nicht weiter zu widmen. Wie machst Du das?

  • Also ich benutze eine Zisterne mit ca 5000 Liter. Geht das ganze Regenwasser vom Haus und die Garage rein.

    Diese hat im oberen Ring einen Ablauf verbaut.

    So läuft immer wieder frisches Wasser nach und wird durchgespült.

    Hab dann in die Zisterne eine Brunnenpumpe verbaut damit ich gießen kann.

    Wenn ich dünge, fülle ich das Wasser vorher in die blaue Regentonne …

    Bis jetzt hatte ich nich nie Probleme mit dem Wasser.

  • Du kannst die Tomaten auch wie wir in Eimern an der Terrasse entlang aufstellen. Gibt auch einen guten Sichtschutz.

    Gruß


    Konrad


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    Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.

    Würde der Städter kennen, was er frisst, er würde umgehend Bauer werden.


    Oliver Hassencamp

    (Dt. Kabarettist und Schauspieler, 1921 - 1988)