Fragen zum Pfropfen

  • Bei meinen diesjährigen Aussaaten waren etliche dabei, die nur chlorotische oder mickrige Sämlinge erbrachten. Die chlototischen sind mittlerweile alle eingegangen, von den mickrigen habe ich einige auf Opuntia humifusa gepfropft. Bis jetzt sieht es ganz gut aus, nur 2 sind bisher vertrocknet. Nun habe ich noch etliche bewurzelte Selenicereus-Triebe hier stehen, alle so um die 20-30 cm. Auf diesen möchte ich mal das Pfropfen probieren. Die Pfröpflinge sind maximal 1 cm groß. Nun meine Fragen dazu:
    - Wie tief kann ich die Unterlagen runterschneiden? Soll ich eher weiter oben schneiden und auf junges Gewebe pfropfen, oder eher weiter unten schneiden und auf älteres Gewebe (ca. 2 Monate alt) pfropfen (muss ich dann auch den Rand der Unterlage schräg schneiden)?
    - Sollen die Unterlagen voll im Saft stehen oder besser etwas abgetrocknet sein?
    - Gleiche Frage bei den Pfröpflingen.
    - Hält der Pfröpfling ohne Beschwerung auf Selenicereus?
    - Wie müssen die gepfropften Exemplaren unmittelbar nach dem Pfropfen stehen (Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit)?
    - Wie und wann muss ich nach dem Pfropfen gießen?


    Gibt es vielleicht im WWW eine gut bebilderte Anleitung oder ein Video zum Pfropfen auf Selenicereus?

  • Hallo Ernst,
    mit Selenicereus habe ich beste Erfahrungen gemacht. Einfach noch grüne unverholzte Triebe verwenden. Vielfach sind die Triebe vier- oder mehrkantig, da würde ich jeweils die Kanten etwas abschrägen.
    Bei Pfröpflingen mit ca 1cm DM würde ich einen alten Frauenstrumpf mit zwei kleineren Steinen zur Beschwerung drüber legen. Dir Gefahr ist zu gross, dass die Stelle sonst zu wenig Druck hat.
    Die Gesamtlänge der Unterlage würde ich so gegen 7-10cm wählen. Die Länge bestimmt nachher auch die Wuchsgeschwindigkeit. Nach dem Pfropfen die Pflanze ans Licht stellen ohne direkte Sonne und immer gut feucht halten.
    Viel Glück und Grüsse,
    Stefan

  • Hallo zusammen!

    @Ernst!:
    Selenicereus grandiflorus ist eine sehr verlässliche Pfropfunterlage. Meine Anwachsrate liegt bei etwa 98%!
    Ich habe auch mehrfach erfolgreich auf im Vorjahr zum Pfropfen verwendete Selenicereus grandiflorus gepfropft. Weiters habe ich vor kurzem eine einzelne Areole einer Cantora Hybride auch erfolgreich gepfropft.
    Sämlingspfropfungen mit der S. mache ich im Frühling und stelle sie nach dem anwachsen zu den anderen Hybriden und überwintere sie auch dort. Bei Pereskiopsis gibt es dabei häufig ausfälle.
    Das Leitbündel der Selenicereus grandiflorus ist sehr klein. Daher setze ich die Pfröpflinge immer mittig auf.
    Sobald der Pfröpfling größer als 1cm ist verwende ich eine Pfropffeder.
    Bei unter 1cm kleinen Pfröpflingen, zB.: Sämlingen, übe ich für ein paar Sekunden leichten Druck mit dem Finger aus. Dabei fixiere ich mit zwei fingern der linken Hand die Unterlage 1cm unter der Pfropfstelle und mit der rechten Hand welche an die linken Hand ansteht übe ich mit dem Zeigefinger leichten Druck von oben aus.
    Sobald der Pfröpfling "kleben" bleibt ist eine Beschwerung nicht nötig.
    Damit kann ich kontrolliert leichten Druck auf den Pfröpfling ausüben
    Ein abkanten der Rippen halte ich für überflüssig.
    Gespannt muß auch nicht nicht sein.
    Am besten gut bewurzelte Ableger der Selenicereus 3Tage vor dem Pfropfen nicht gießen und 3 Tage nach dem Pfropfen leicht angießen. Sobald der Pfröpfling bei leichtem anstupsen fest auf der Unterlage angewachsen ist durchdringend angießen. Sobald das Substrat wieder trocken ist gießen. Der Pfröpfling wird sich bald füllen und mit dem Wachstum beginnen.

    Bierdeckelmethode: Es ist auch möglich 1cm große Pfröpflinge auf unbewurzelte S. zu pfropfen.
    Ich lege dazu einen Bierdeckel auf die Tischkante und lege die S. mit der Schnittstelle nach innen drauf. Die Spitze auf die gepfropft werden soll muß über die Kante des bierdeckels ragen. Danach lege ich einen 2. Bierunterleger drauf und fixiere das ganze mit mehreren Gummibändern.
    Ein extra Gummi wird auch noch darüber gespannt und gepfropft.
    Mit dem Extragummi wird der Pfröpfling fixiert. Zwischen die gespannten Gummis stecke ich das Etikett. Anschließend stelle ich die Pfropfung schattig senkrecht auf.
    Nach 2 Wochen entferne ich die Gummis und überprüfe ob sich schon Luftwurzeln gebildet haben.
    3 Wochen nach der Pfropfung topfe ich sie S. mit der Schnittstelle 1cm tief ein und gieße von unten her an.
    Innerhalb von ein paar tagen haben sich die Wurzeln gebildet und der Pfröpfling beginnt mit dem Wachstum.

    Die "Bierdeckelmethode" geht übrigens auch ser gut mit Opuntia Ohren.
    Egal welche unterlage dazu verwendet wird. Sie muß gut im Wachstum sein.

    Gruß,
    Walter

  • Hallo Ralf!

    Anbei ein Bild von einer meiner Pfropffedern.

    Einfach in ein Holzbrett im 90° Winkel ein Loch rein bohren und eine Alustange rein stecken. Diese muß lange genug sein damit auch hohe Pfropfungen darunter passen.
    Als Feder verwende ich dünne Plexiglasstreifen in die ich auf einer Seite ein Loch gebohrt habe welches groß genug ist damit es über die Alustange passt.
    Den Plexiglasstreifen habe ich kurz nach der Bohrung erhitzt und gebogen.
    Am anderen Ende habe ich unten einen Schaumstoffstreifen darauf geklebt.

    Mit dieser Methode kann die Pfropffeder stufenlos verstellt werden und passt für jede Pfropfung.

    Je mehr man die Feder spannt desto größer wird der Druck der von oben ausgeübt wird.

    Anbei ein Bild von einem Echinopsiskindel auf Selenicereus grandiflorus.

    Gruß,