Fragen an die Pfropfspezialisten

  • Guten Tag,
    Im Frühjahr hatte ich eine CH-Hybride entdeckt, die bis in die letzten Spitzen schwarz war. Obwohl ich kein Freund dieser Methode bin und darum auch keine Erfahrung damit habe, habe ich 4 Spitzen, die noch richtig grün waren, auf bewurzelte Echinopsiskindel gepfropft. Die Pfröpflinge waren breiter als hoch, und so war ich doch überrascht, daß einer angewachsen war. Jetzt bin ich wieder über diese Pfropfung gestolpert und habe sie fast nicht wiedererkannt. Nun meine Fragen: Kann ich die Planze so lassen? hat die Unterlage einen Einfluß auf die Blühwilligkeit? und wird die CH nicht zu mastig, wenn sie auf der Unterlage bleibt? Auf dem Photo sieht man die Unterlage als flache Scheibe mit 2 Reihen Areolen. Besten Dank im voraus für hilfreiche Antworten. MfG Volgan

  • Hallo Wolfgang,


    ich bin jetzt zwar kein Pfropfspezialist, aber ich finde, dass die CH doch supergut aussieht. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die Unterlage keinen Unterschied macht in diesem Fall, da sie doch aus der selben Familie stammt. Oder liege ich da jetzt falsch? Bin jetzt auch mal auf die Antworten von Spezialisten gespannt.


    LG Elke

  • Guten Abend Elke, außer uns interessiert das Thema offensichtlich niemanden; oder die Spezialisten behalten ihr Wissen lieber für sich. Ich finde auch, daß der Pfröpfling gut aussieht, wenn der sich aber weiter so aufbläst wird er bald einer Salatgurke ähneln. Ich werde ich mich mal anderweitig auf die Suche nach Antworten begeben. MfG Volgan

  • Hallo Volgan,


    dass keine weiteren Antworten kamen, hängt womöglich an mangelnden Erfahrungen bzgl. Echinopsis-Unterlage/Chamaecereus-Pfröpfling.
    Das Echinopsen recht brauchbare Unterlagen sind, ist eigentlich bekannt, nicht umsonst werden ausgemusterte Exemplare schnell mal einen Kopf kürzer gemacht und mit einem “neuen Hut” versehen.
    Es heißt allerdings auch, nach 2-3 Jahren seien diese Unterlagen erschöpft und schieben nicht mehr so gut; Fragen über evtl. weitergegebene Blühwilligkeit erübrigen sich vielleicht aus diesen Grund.
    Mit eigenen Erfahrungen dazu kann ich noch nicht dienen; meine diesbezüglichen Testobjekte kommen erst ins zweite Jahr.


    Mein Rat: ausprobieren und sich nicht auf’s (ausgebliebene) Hörensagen verlassen.


    Gruß, Ronny

  • Hallo Wolfgang,


    da kann ich Ronny nur zustimmen.;)


    Da Deine Pflanze ja schon so viele Kindel gebildet hat, würde ich versuchen, einige davon ganz normal zu bewurzeln und entsprechend weiterzupflegen. Dann kannst Du doch sehr gut beobachten, was aus dem einen bzw. dem anderen Pflegling wird.


    Bei anderen Kakteen sagt man ja schon, dass die entsprechende Unterlage die Blühwilligkeit des Pfröpflings fördern soll (ich weiß es auch nur vom Hörensagen:)). Wenn Deine Pfropfunterlage gut geblüht hat, könnte es vielleicht möglich sein, dass es sich auf die CH überträgt.


    Aber "nichts Genaues weiß man nicht", wenn man nicht beide Versionen ausprobiert.


    LG Elke

  • Hallo Wolfgang,


    auch ich würde dir raten, Kindel zu bewurzeln und wurzelecht zu kultivieren.
    Gepfropft würde der Chamaecereus zu stark getrieben und würde sein typisches Aussehen verlieren. Außerdem wird er dadurch anfälliger gegen Krankheiten und Schädlinge. A pro po antworten: Hätte ich gerne früher getan, aber gestern kam ich nicht ins Forum, warum auch immer.


    Gruß
    Wolfgang

  • Guten Abend Elke, Ronny und Wolfgang,
    zum Schluß ist ja doch noch ein wenig Leben in die kleine Runde gekommen. Vielen Dank Euch allen für Eure Beiträge. Ich bin ein wenig spät dran mit meiner Antwort, weil ich mich beim drechseln verbummelt habe. Wenn ich alles aus den Beiträgen und mein bescheidenes Wissen ums pfropfen zusammennehme, kommt für mich eine klare und praktikable Linie zustande, und das ist es, was ich mir hier erwartet hatte.
    Ich hatte auch das ganze WE keinen Zugang zum Forum, hatte aber im Hinterkopf den Gedanken, ich hätte mich vielleicht selbst hinausmanövriert.
    Nochmals vielen Dank und bei passender Gelegenheit gerne wieder.
    MfG Volgan

  • Hallo,


    tut mir leid, dass ich den thread erst jetzt wahrgenommen habe, ich habe auch nichts wirklich Neues dazu beizutragen. Ich kann nur erläutern, wie ich verfahre.


    Generell versuche ich, die Pfropfunterlage immer so ähnlich wie möglich zu wählen, ich halte mich dabei gerne an die alten Formen von Gruppierungen. Ich pfropfe eine Pseudolobivia XY lieber auf eine Pseudolobivia kermesina als z.B. auf E. subdenudata, auch wenn heutzutage alles zu Echinopsis zusammengefasst ist. Wohl mehr ein Bauchgefühl, als wissenschaftlich fundiert. Allerdings befinden sich meine Vermehrungspfropfungen von den CCH überwiegend auf T. pachanoi, mit sehr gutem Erfolg. Normalerweise besteht kein Grund, CCH zu pfropfen, die meisten wachsen wurzelecht doch recht zügig, deshalb nehme ich gepfropfte Kindel nach rund einem Jahr ab und lasse sie wurzelecht weiterwachsen. Das Schöne daran ist, dass die gepfopften Kindel auf der Unterlage relativ schnell basal sprossen und bei der späteren Bewurzelung oftmals nicht nur das "Stammkindel", sondern auch noch die meisten Sprosse Wurzeln treiben, was einfach eine schön breite Wurzelbasis bietet.


    Ich denke, in Deinem Fall spricht nichts dagegen, die Pflanze wurzelecht weiterzukultivieren, Du kannst ja sicherheitshalber noch ein Kindel pfropfen, als "Backup" sozusagen.


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Grüß Dich Tim,
    vielen Dank für den ausführlichen Beitrag. Jetzt habe ich doch tatsächlich mehr Informationen als ich eigentlich erwartet hatte, und das ist doch recht erfreulich. Wie ich schon ganz am Anfang geschrieben habe, ist die Pfropfung für mich nur so etwas wie eine Notbremse, darum auch meine mangelnde Erfahrung und die unbefriedigende Erfolgsquote. So versuche ich seit einigen Wochen ein Kindel der Candlelight auf Echinopsis zu pfropfen, das Kindel weigert sich auch nach dem 3. Versuch erfolgreich anzuwachsen. Die Pfropfung, von der hier die Rede ist, werde ich mal so lassen, wie sie ist und beobachten. Inzwischen habe ich noch zwei weitere Pflanzen dieser Hybride bekommen, und so kann ich gelassen der Dinge harren, die da noch kommen mögen.
    MfG Volgan

  • Huhu Volgan!


    Was geschieht bei Deiner Candlelight? Wird braun? Sicher ist Übung vorteilhaft, allerdings hab ich meine missglückte Pfropfungen auf mangelnde Sauberkeit zurückführen können. Inzwischen geht's bei mir immer zu wie im OP-Saal... Zwei Tage vorher werden sowohl Pfröpfling als auch Unterlage mit einem Pilzmittel behandelt. Am Tag der Pfropfung (kein Quatsch): neues T-Shirt angezogen, Arbeitsflächen und Hände bis zum Ellenbogen nass mit Sterillium desinfiziert, sämtliche Gerätschaften (Messer, Pinzetten, Nagelschere) sterilisiert und dann zunächst vorgeschnitten und abgeschrägt. Nach einer Stunde der gleiche Zirkus nochmals und dann die eigentliche Pfropferei. Mit der Nagelschere und einer Uhrmacherlupe knipse ich dem Pfröpfling sämtliche Dornen ab, die auch nur in die Nähe der Schnittfläche kommen könnten. Die Schnittflächen suche ich mit der Lupe nochmals nach Verunreinigungen ab, am liebsten würde ich hierbei das Atmen einstellen... Auf diese Weise ist mir in diesem Jahr bis auf zwei alles angewachsen, außer einer Tondelayo, allerdings war ich bei ihr weniger akribisch.


    Wenn etwas partout nicht anwachsen will, gehe ich in den nächsten Pflanzenmarkt und kaufe eine 7-cm-Subdenudata für 1,59 Euro, Verfahren siehe oben. So habe ich letztens noch eine Lobivia famatimensis retten können. Die ist zwar (noch) deutlich breiter als hoch, aber prima angewachsen.


    Keine Regel ohne Ausnahme: bei meinem Stern von Hemsbach hat der ganze Eiertanz selbst im dritten Anlauf nichts gebracht und sie ist gestorben. Muss es auch geben.


    Hast du die Shot Scarlet von Bilsdale?


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Grüß Dich Tim,
    jetzt bin ich wirklich, rein theoretisch wenigstens, im Bilde wie das pfropfen auch Erfolg verspricht. Ich könnte mir vorstellen, daß der Stern von Hermsbach auf Erdnüßchen allergisch ist. Bist Du sicher, daß Du vorher alle Spuren beseitigt hattest?
    Jetzt wieder ernsthaft weiter, Candlelight bleibt immer schön grün, die Unterlage auch, aber dazwischen bildet sich immer eine Trennschicht wie bei einer verheilenden Wunde. Subdenuta für
    1,59 gibt's hier nicht nebenan, und so begnüge ich mich mit Princess Anne oder anderen Nobelhybriden. Ich denke, die haben gemerkt, daß ich diese Prozedur eigentlich nicht mag und wollen mich wieder davon abbringen.
    Ja, die Shot Scarlet (von der hier am Anfang die Rede ist) ist von Bilsdale, war nicht ganz so der Hit. Später habe ich einige CHs bei Southfield Nurseries bestellt und war sehr zufrieden.
    Zum Schluß noch eine Frage, kannst Du mir wohl verraten was das für ein zauberhaftes Blümchen ist, das Deine Beiträge begleitet? MfG Volgan

  • Hi Volgan,


    ich habe keine Ahnung, warum die Candlelight nicht mitspielt. Klingt aber so, als würden die Leitbündel nicht verwachsen. Aber gleich dreimal? Hm. Ich würde in jedem Fall mal die Unterlage wechseln. Sonst ist die Kerzenflamme eines Tages auch nur noch so groß wie ein Erdnüsschen...


    Southfield sagt mir was, sie haben viele der Lincoln Hybriden. Allerdings haben sie auch knackige Preise. Ich hab Montag CHs bei cactusshop.co.uk von Ralph bestellt (Ex Westfield Cacti), mal sehen, was hier so ankommt. Sollte was Spannendes dabei sein, lasse ich es Dich wissen.


    Meine Avatar-Blüte hat zwei Namen.
    Rebutia mamillosa WR302 ‘Rot Weiss’ vs. Mediolobivia ‘Schweizer Mädel’


    Ist übrigens ein link. Ich habe sie im März in Erfurt als "Rebutia mamillosa WR 302 Humkes Auswahl" gekauft, waren allerdings nur wenige vorhanden. Sie beginnt gerade zu kindeln, wenn Du also warten kannst...


    Ich bin mal so frei und füge noch ein Bild ein, obwohl es mittlerweile schon beinahe off-topic ist. Naja, nicht ganz. Ein Kindel von ihr habe ich GEPFROPFT.


    Freundlich gegrüßt!
    Tim