Begriff "Klon"

  • Grüß' Gott alle zusammen!
    Zuerst möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen um einen Fehler zu korrigieren - bei der Bezeichnung der TH mit dem künftigen Namen "Tannhäuser" habe ich offensichtlich die Klammern nicht eingesetzt - ist berichtigt.
    Die Kritik an der Qualität der in meinem Album gezeigten Hybriden möchte ich nicht groß kommentieren - sie rührt wohl eher daher, daß der "Kritiker" eine Vermutung hegt, wer diese Pflanzen gezüchtet hat und die Gelegenheit nutzen will, zum wiederholten Male seine Abneigung gegen diesen Züchter zu dokumentieren.... gähn....
    Ich bin stolz auf ALLE meine Kakteen - egal, ob sie von Lieschen Müller oder von einem namhaften Züchter stammen.
    Das Klon-Thema zu schließen fände ich verfrüht - obwohl es Enrico für geboten hält, wohlgemerkt NACHDEM er uns noch seine Meinung mitgeteilt hat.
    Aber setzen wir es doch einfach für den Moment aus, bis wir die Antworten der Fachleute noch dazu erfahren können.
    Eine Umfrage finde ich persönlich eine gute Idee und werde mit Freuden teilnehmen.
    Liebe Grüße,
    Susanne :cwm71:

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter

  • sie rührt wohl eher daher, daß der "Kritiker" eine Vermutung hegt, wer diese Pflanzen gezüchtet hat und die Gelegenheit nutzen will, zum wiederholten Male seine Abneigung gegen diesen Züchter zu dokumentieren.... gähn....

    Susanne, falls du Peter damit meinst ist diese Unterstellung schlichtweg Schwachsinn:
    1) Mir ist nicht bekannt von wem deine Pflanzen sind.
    2) Ich habe vor einigen Wochen Peter den Namen eines Ihhbääh-Verkäufers gemailt, der seine Bilder benutzt. (Bisher keine Reaktion.)
    3) Ich habe noch vor einigen Wochen Samen bei Peter bestellt.
    4) Ich habe bei der Samenverteilung u.a. auch Samen von Peter bestellt.
    5) Ich habe ihm am 22. 12. eine Mail geschickt mit der korrigierten Liste der Doppelnamen. (Bisher noch keine Reaktion.)


    Du siehst also, dass ich ein friedliches Zusammenleben anstrebe.

  • Bei Eintritt der Blühfähigkeit ist es notwendig, den Pflanzen eine eindeutige Identifikation (Nr.) zu geben, weil wir als Züchter selektionieren wollen und müssen. Dazu müssen wir die Pflanzen dokumentieren. Durch die Selektion erhalten wir ein paar wenige Pflanzen, die wir als vermehrungswürdig erachten und dementsprechend mit einer Klon-Nr. versehen. Dies dürften pro Kreuzung wohl keine 10 Pflanzen sein, d.h. die Klon-Nr. wird meistens kleiner als 10 sein. Unser Dokumentationssytem ist hier absolut korrekt und einwandfrei und braucht nicht geändert zu werden.


    Missbrauch, Durchlässigkeit und Toleranz des Dokumentationssystems:Aus meinen Ausführungen wird klar, dass eigentlich ein und dasselbe Dokumentationssystem zwei verschiedene Funktionen übernimmt: die Dokumentation der Individuen und die Dokumentation der Klone. Genau genommen wird das Klondokumentationssystem auch verwendet, um Individuen zu dokumentieren (Missbrauch). Da nach der Selektion eigentlich nur vermehrungswürdige Pflanzen (potenielle Klone) übrigbleiben, wird die ursprügliche Individuendokumentation überflüssig und der ursprünglichen Individuum-Nr. eine (niedrige) Klonnummer zugeordnet. Dadurch ist das System durchlässig. Individuums-Nr. sollen interna bleiben und gegen aussen nicht in Erscheinung treten. Weil viele Bestäubungen nicht erfolgreich sind, stellt sich analog das gleiche Problem, d.h. Züchter müssen der Bestäubungs-eine Samennummer zuordnen. Auch diese tritt gegen aussen nicht Erscheinung.

    Wie handhabt ihr das eigentlich mit der Nummerierung?
    Ich nummeriere erst nach der ersten Blüte, und dann auch nur diejenigen die mir vermehrungswürdig erscheinen, egal ob sie schon gekindelt haben oder noch nicht. In grenzwertigen Fällen nummeriere ich erst nach dem zweiten Blütenjahr, falls eine deutliche Verbesserung festzustellen ist. Dadurch halten sich bei mir die Nummern im überschaubaren Rahmen, und die Dokumentation ist auf das Wesentliche beschränkt. Alles was keine Nummer bekommt fliegt raus (Müll, Ihhbääh, verschenkt, Unterlagen usw.)

  • Aha, die Herren wollen also das Thema aussitzen, warten wir mal auf die Fachleute


    "Ich habe mich inzwischen mit der Problematik an die Botanische Staatssammlung München und an die Ludwig-Maximilians-Universität München / System. Botanik und Mykologie gewandt - die Autorität dieser Einrichtungen wird wohl niemand in Frage stellen."


    Cosima, ich habe mir die Forschungsschwerpunkte dieser Einrichtungen angesehen und die Pflanzenzüchtung gehört scheinbar vordergründig nicht dazu. Da bin ich aber gespannt auf die Antworten.


    @Kaktusfan, könntest Du die Anfrage von Cosima nicht nach Pillnitz weiterleiten, da gibt es sicher praktische Erfahrung. Und sicher auch ein paar Professoren die gerade nicht in Peru sind.


    Viele Grüße


    Uwe

  • Hallo Ernst, die Numerierung erst nach der ersten Blüte habe ich am Anfang auch gemacht. Das hat sich ganz und gar nicht bewährt. Ich habe damals je Kreuzung bis zu 13 Pflanzen aufgezogen. Davon 10 in Töpfe u. 3 in der Pikierschale. Da kommen schnell hunderte von Pflanzen zusammen. Bei mindestens dreimal jährlichem Umräumen kann man die Pflanzen nicht mehr zusammen halten. Also stehen die Pflanzen irgendwo. Am Anfang geht die Numerierung noch gut Die Pflanzen blühen aber nicht alle auf einmal. Die Erste vielleicht nach 3 Jahren, die Letze nach 10 Jahren. Inzwischen gibt es Ausfälle oder schon numerierte Pflanzen gefallen uns nicht mehr u. sie werden weggegeben oder landen in der grünen Tonne. Da weiß man nicht mehr, wieviel Pflanzen sind denn überhaupt noch davon vorhanden. Dann taucht plötzlich wieder eine Pflanze ohne Nummer auf. Dann frage ich mich, welche Nummer ist eigentlich dran? Das alles pinibel zu dokumentieren ist viel zu aufwändig. Das kann man mit ein paar Kreuzungen so machen. Zum Schluss ist also auch keine durchgängige Reihenfolge der Nummern mehr vorhanden.
    Ich bin dann sehr bald dazu übergegangen, jede zur Aufzucht eingepflanzte Pflanze fortlaufend eine Nummer zu geben. Nun brauchte ich nichts mehr dokumentieren. Jede Pflanze behält ihre Nummer. Das ist so einfach.
    Gruß, Willi

  • Ich werde die Anfrage nicht nach Pillnitz weiterleiten, da

    1)Problematik an die Botanische Staatssammlung München und an die Ludwig-Maximilians-Universität München
    -> sich Susanne schon dahin gewandt hat, ich finde die Anfrage ist da gut aufgehoben und wird fachmännich beantwortet werden. auf die Antwort sollten wir schon warten ehe andere Einrichtungen juckig gemacht werden.

    2)der Schwerpunkt in Pillnitz wieder mehr auf Landwirtschaft gelegt ist
    3) mein damaliger Botanik-Ausbilder leider mitlerweile in seinen wohlverdienten Ruhestand gegangen ist

  • Hallo Willi,
    danke für die Beschreibung deiner Vorgehensweise. Übrigens, Bob Schick hat es genau so gemacht wie du:

    Zitat

    Lastly, Bob Schick’s hybrid cross number is given. This indicates Bob’s consecutive cross number as recorded in his records. Following the dash is a clone number assigned to an individual deemed worthy of observation and possible introduction. For example, a given cross usually resulted in a single fruit. Typically fewer than 50 individuals germinate and are numbered with the cross number followed by the dash and an individual clone number. Most individuals of a cross are eventually discarded. Worthy individuals are retained and may be introduced. For example, E. ‘Rosalie’, Schick # 77-4, is the fourth individual resulting from Bob’s 77th recorded cross. This was the only individual of this cross that was retained. It also happens to be the earliest of Bob’s hybrids to be introduced through the Huntington. It is named after Bob’s mother. Clearly, Bob was very selective to find a hybrid worthy of the name after 77 tries!

    Quelle: Huntington-webside
    Andererseits, ich habe hier über 300 Sämlinge aus einer Samenmischung von Karl stehen (was sät man nicht alles am Beginn der Hybridenzucht aus :cwm69:). Wenn ich irgendwann eine Hybride mit der Nummer RAB.06-ESP 300 vorstelle, dann haltet ihr mich doch für bekloppt. :stupid:
    Mittlerweile säe ich nur noch 20-30 Samen pro Kreuzung aus, da ist deine Vorgehensweise zweifellos besser, weil sich eine Dokumentation der Pflanzen, die bereits geblüht haben, erübrigt.

  • Wenn ich irgendwann eine Hybride mit der Nummer RAB.06-ESP 300 vorstelle, dann haltet ihr mich doch für bekloppt. :stupid:



    Ähmm ja... ich sag mal so... könnte unter Umständen schon sein, gell ? :D

    Das läge dann aber an der Tatsache, dass wohl einige (mich eingeschloßen) nicht verstehen könnten, warum du 300 Sämlinge aus so einer Mischung aufziehst und nicht am Dokumentationssystem an sich :D

    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo alle zusammen!
    Heute ist die erste Expertenmeinung eingetroffen, die ich hier wiedergeben will:

    "Sehr geehrte Frau xxxxx

    Sie haben vollkommen recht - Klone sind mit der Ursprungspflanze
    genetisch identische Abkömmlinge, die vegetatiiv entstanden sind.

    Durch Samen entstandene Abkömmlinge sind prinizipiell genetisch
    nicht mehr identisch, und dann keine Klone sondern einfach
    Nachkommen. Die Definition Ihrer Kollegen ist also irreführend.

    Allerdings sollten Sie auch beachten, daß es Pflanzengruppen gibt, in
    denen Nachkommen regelmäßig ohne genetische Durchmischung,
    also ungeschlechtlich entstehen (Apomixis). Apomixis kann auf
    verschiedene Weise geschehen, und eine der möglichen
    Ausprägungen ist Samenbildung ohne geschlechtliche Rekombination.
    Dies nennt sich Agamospermie und ist also die Entstehung genetisch
    identischer Nachkommen über Samen. Wichtig ist dabei, daß die
    Samen ohne vorherige Befruchtung entstehen, und das sind seltene
    Sonderfälle.

    Zum Thema Apmixis ist mein Kollege, Herr Schuhwerk, kompetenter
    als ich, da er über einige apomiktische Pflanzen forscht. "

    Viele Grüße

    Hajo Esser

    Dr. Hans-Joachim Esser
    Konservator
    Botanische Staatssammlung München
    Menzinger Strasse 67
    D-80638 München
    Deutschland
    Telefon (089) 17861-264
    Fax (089) 17861-193

    " Wer Träume verwirklichen will, muß wacher sein
    und tiefer träumen als andere "
    Karl Foerster, 1874-1970
    Gartenpoet und Staudenzüchter