Areolenpfropfung bzw. Areolenschnitt

  • Hallo, Ihr Alle!


    Angestoßen von Willis Antwort http://www.hybridenforum.com/f…t.php?p=10891&postcount=7 in seinem Thread über die WE xx-xx-WH-7 habe ich festgestellt, dass ich noch nie einer bewurzelten und wachsenden Pflanze Areolen entnommen habe. Ich habe entweder die ganze Pflanze geschnitten und dann den Scheitel verpfropft und den Stumpf neu kindeln lassen, oder die Pflanze in Einzelteile zerschnitten und diese gepfropft.


    Nun meine Frage: wie entnehme ich einer Pflanze nur einzelne Rippenstücke, ohne sie großartig zu beschädigen und zu stören? Es geht mir vor allem um Echinopsis/Pseudolobivia und Trichocereus mit entsprechend handhabbaren Rippen.


    Welche Areolen nehme ich am Besten, "untere" oder "mittlere"? Wie tief schneide ich heraus? Parallel zur Sproßachse oder keilförmig auf die Sproßachse zu? Was für Messer nehmt ihr hierfür? Es gibt ja so Pflanzenkörper, die aufgrund ihrer Form (von der Bedornung mal ganz abgesehen) wirklich schwierig zugänglich sind... Gibt es hierfür irgendwo eine bebilderte Anleitung, z.B. Stachelpost oder Ähnliches? Oder habt ihr eventuell eure Arbeiten fotografisch dokumentiert? Rabsilbers Anleitung gibt schon ganz gute Eindrücke, nur eben nicht zur Areolenentnahme "erhaltenswerter" Pflanzen.


    Es gibt da einige Pflanzen in meinem Bestand, die ich unbedingt vermehren möchte, um sie später mal der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen oder zumindest etwas zum Tausch haben zu können, aber das Risiko eines Totalverlustes nur durch Expirimentierfreudigkeit möchte ich so gering wie möglich halten.


    Ich hoffe auf eure Antworten!


    Liebe Grüße,
    Tim



    P.S.: Hat jemand einmal Areolenpfropfungen auf Opuntien vorgenommen? Genau genommen meine ich Rippenpfropfungen längs auf die Opuntiaschnittfläche. Gibt es da Unterschiede zur "Tuberkelpfropfung", wie bei youtube gesehen? (ich denke, unter Tuberkel sind eher einzelne Warzen/Mamillen zu verstehen.)


    Hier nochmal das Video, wer es nicht kennt:


    http://www.youtube.com/watch?v=HA3ZIjHGKZ0


    Grüße!

  • Hallo Tim,


    ich habe schon einigen Pflanzen Rippenstücke "geklaut", um Areolenpfropfungen machen zu können.
    1. Nur bei sonnigem, trockenem Wetter schneiden, damit die Schnittstellen schnell abtrocknen.
    2. Ein scharfes Messer mit möglichst dünner Klinge gut desinfizieren.
    3. Keilförmig auf das Leitbündel zu schneiden.
    4. Möglichst weit unten schneiden, damit du "jungfräuliche" Areolen erwischst, die weder geblüht noch gekindelt haben, sonst kannst du lange auf einen Austrieb warten.
    5. Je nach Größe der Pflanze Rippenstücke mit 2 bis 6 Areolen (für 1 - 3 Pfropfungen) entnehmen ( bei sehr schmalen Rippen kann man auch 2 - 3 zusammenfassen).
    6. Die entnommenen Rippenstücke sofort verarbeiten oder in Frischhaltefolie packen und kühl lagern (so halten sie sich schon einmal 2-3 Tage).
    7. Unter Umständen die Wunden mit Aktivkohle oder Aluminiumpuder behandeln.
    Solltest du noch Fragen haben, beantworte ich dir die gerne.


    Gruß
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    besten Dank für Deine sehr aufschlussreiche Antwort. Haben wohl noch nicht allzuviele Züchter hier getan oder selbst ein Quellenverweis würde schon zuviel Aufwand bedeuten, ich weiß es nicht. Ein wenig mehr Resonanz hätte ich mir bei 80 Betrachtern schon erhofft. Naja.


    Erlaube mir, dass ich mich zu Deiner Antwort in meiner langatmigen Art äußere.


    zu 1. Schon klar. Nur wo findet man dieses Jahr eine solche Wetterlage? *lächel*
    zu 2. Die leidige Messerfrage. Dünn nehme ich auch am Liebsten (entfettete, gereinigte und desinfizierte SCHMALE Cutterklinge), allerdings sind damit wirklich gerade Schnitte ohne reichlich Übung kaum machbar. Was für ein Messer verwendest Du? Und die Desinfektion ist Ehrensache. Wenn ich pfropfe, riecht meine Küche wie eine Kombination aus Schnappsbrennerei und Operationssaal...
    zu 3. Keilförmig auf das Leitbündel zu, ok. Ich werde mir jetzt bestimmt die Zunge (Finger) brechen, um die folgende Frage zu formulieren: ich schneide links, ich schneide rechts, klar. Aber was mache ich oben und unten? Ohne im Inneren der Pflanze Verletzungen zu verursachen? Weißt Du, was ich meine? Oder sind diese vernachlässigbar?
    zu 4. GENIALER GEDANKE!!! Logisch zwar, aber ich hätte sicher etwas "aus der Mitte" genommen, weil ich gedacht hätte, dass die jüngeren Areolen sicher leichter kindeln. Und bei den unteren Areolen ist die optische Beeinträchtigung an der Mutterpflanze subjektiv auch leichter hinnehmbar, weil ja auch öfter mal Verkorkungen an dieser Stelle auftreten. Danke!
    zu 5. An und für sich auch sehr klug. Von vornherein etwas mehr Material zu entnehmen, um gleich mehrere Pfropfungen zu machen. Erhöht die Erfolgschancen.
    zu 6. Wirklich? Man kann die lagern? Wusste ich gar nicht. Ich hätte befürchtet, dass man in der Frischhaltefolie mangels Sterilität die besten Voraussetzungen für Pilze schafft. Naja, in dem Punkt bin ich wohl leicht paranoid...
    zu 7. Ich würde wirklich gerne einmal einen Versuch mit Aluminiumpulver unternehmen. Ich verspreche mir davon einfach eine bessere Sichtbarkeit von Infektionen. Bei Kohlepulver ist alles dermaßen schwarz, dass eine Infektion viel schwerer zu erkennen ist. Nur: wo komme ich an Aluminiumpulver? Ich hab danach noch nie Ausschau gehalten, weil ich dachte, dass es gar nicht frei verkäuflich ist. Wir hatten da mal einen Chemielehrer, der uns gezeigt hat, was man mit Aluminiumpulver und Kaliumpermanganat so anstellen kann... Wo hattest Du Dein Pulver her?


    So, ich drücke uns mal die Daumen für besseres Wetter und wünsche einen schönen Sonntag!


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Hallo Tim,


    zu 1. Für das Wetter kann ich nichts, aber es gab doch auch schon trockene, schöne Tage und die habe ich genutzt.
    zu 2. Eine Cutter-Klinge ist zu instabil, ich kaufe preiswerte Messer beim schwedischen Möbelhaus. Die haben zwar langfristig nicht die beste Qualität, also für die Küche eher ungeeignet, aber sie haben eine dünne Klinge und sind eine Zeitlang rattenscharf.
    zu 3. Auch oben und unten schneidest du natürlich, daher sollte die Klinge möglichst schmal sein.
    zu 6. Du darfst die Folie halt nicht erst durch den Schmutz ziehen, sondern direkt von der Rolle verwenden.
    zu 7. Gibt es in der Apotheke (oder gab es zumindest früher), Medargal heißt der Stoff und wenn es ihn nicht mehr geben sollte, weiß der Apotheker bestimmt Rat (was meinst du, warum es kein Kaliumpermanganat mehr gibt?).


    Gruß
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    -> Memo an mich selbst: schwedische rattenscharfe Möbelhausmesser kaufen!
    -> Memo 2: zur Aufbewahrung geschnittener Areolen nicht die Einwickelfolie vom alten Gouda verwenden!


    Alupulver gibt es seit 2003 nicht mehr, weder als Medargal noch als Alugramin. Aber in dem großen Auktionshaus in praktisch jeder Körnung, Reinheit und Menge. Gut zu wissen. Ich hab grad mal ein halbes Kilo gekauft. Sollte also jemand Aluminiumpulver brauchen...


    Erst einmal danke. Jetzt hilft nur noch ausprobieren. Ich werde mir als erstes ein paar Opfer schnappen, bei denen es nicht dramatisch wäre, wenn ich sie schrotte. Wenn ich nicht vor Aufregung völlig verpeilt bin, werde ich das alles fotodokumentarisch festhalten.



    Hallo @ Willi, die Verwendung von Sprühpflaster war mir bisher immer unheimlich. Ich habe mir gerade noch einmal von unterschiedlichen Sprays die Inhaltsstoffe angeschaut und komme wirklich ins stirnrunzeln. Menthol, Aceton, diverse Ester... Das macht der Pflanze nix aus? Allerdings wäre es wirklich sinnvoll, bei der Verheilung den Sauerstoffzutritt zur Wunde zu verringern. Zum einen, weil die meisten Pilze ohne Sauerstoff (oder nur wenig davon) eine sehr geringe Überlebenschance haben (überwiegend Anaerobier, zumindest fakultativ) und zum anderen, weil damit Feuchtigkeitsverlust reduziert würde. Allerdings bremst das den Austrocknungsvorgang der Schnittstelle ab. Ist Sprühpflaster aseptisch? Ich konnte von den Inhaltsstoffen keinen eindeutig als "desinfizierend" identifizieren. Gibt es ein bestimmtes Pflaster, das sich besonders bewährt hat, z.B. das mit dem blauen Deckel?


    Ich probier' das einfach mal aus. Versuch macht kluch.


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Nochmal ich.
    Ich bin darauf angesprochen worden, dass ich die Inhaltsstoffe sicher nur ironisch meinte. Keinesfalls. Deshalb nur für Interessierte ein kurzer Überblick, was sich alles im Sprühpflaster finden lässt:


    Inhaltsstoffe von "Hansaplast":
    Poly(methylacrylate-isobutene-monoisopropylmaleat e), ethyl acetate, pentane, menthol, carbon dioxide.

    In "akutol" Sprühpflaster findet sich noch
    "1,1,1,2-Tetrafluorethan" (Treibmittel).


    Und hier die Zutaten für "urgol":
    Ethyl Acetate, Ethanol, Nitrocellulose, Ricinus Communis, Triticum Vulgare, Treibmittel: Dimethylether

    Ich finde die Zutaten ironisch. Mein Beitrag hat nur aufgezählt, was zu finden ist.


    Liebe Güße,
    Tim

  • Hallo Tim,


    bei Schwarz gibt es das Alupulver auch nach wie vor!
    Sogar im Kleingebinde zu 20 Gramm.
    Mit deinen 500 gr. kannst du ja jede Menge Wunden bepinseln.:D



    Grüße


    Franz

    _________________________________________________________________________________________________________________________________

    Avatar: PAR.2013.0045.002

    ((397 x 333) x C1) X C1D

  • Hi Franz,
    danke für den Tipp!


    Ich hab allerdings für die 500g Pulver (0,65 µm) weniger bezahlt (5,55 Euro) als bei Schwarz für 20g (5,90). Zählt das? *lächel*



    Hallo Tim,


    bei mir nicht, habe Geld wie Heu!:D


    Grüße


    Franz

    _________________________________________________________________________________________________________________________________

    Avatar: PAR.2013.0045.002

    ((397 x 333) x C1) X C1D


  • Hallo Walter, bezieht sich Deine Frage auf die Symmetrie-Unterschiede bzw. auf die Unterschiede auf den Körperbau (Kugel/Säule)?


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Hallo Tim!

    Nee, ich wollte generell fragen ob eben Unterschiede gemacht werden.

    @alle: Heuer durfte ich bei einigen Areolenpfropfungen über die Schulter schauen bzw. habe ich selber auch ein paar gemacht. Dabei konnte keine Unterschiede zwischen Echinopsis unt Trichos feststellen.

    Eine interessante Erfahrung habe ich allerdings gemacht:
    :psb22: Jüntere Pflanzenteile treiben schneller als ältere.

    ZB.: Eine Rippenpfropfung von einem Trichokindel zeigte nach etwa einer Woche erste eindeutige Veränderungen und eine Areolenpfropfung von einem Vermehrungsstumpf einer Trichohybride brauchte über 3 Monate.
    Als Pfropfunterlagen wurden gleichwertige verwendet.

    Gruß,

  • ... Eine interessante Erfahrung habe ich allerdings gemacht:
    :psb22: Jüntere Pflanzenteile treiben schneller als ältere.

    ZB.: Eine Rippenpfropfung von einem Trichokindel zeigte nach etwa einer Woche erste eindeutige Veränderungen und eine Areolenpfropfung von einem Vermehrungsstumpf einer Trichohybride brauchte über 3 Monate.
    Als Pfropfunterlagen wurden gleichwertige verwendet.


    Zustimmung. Das jüngste Pflanzenmaterial treibt am Schnellsten aus, mit eingangs von Wolfgang erwähntem Risiko. Und was bei mir überhaupt nicht klappen wollte, war ein verkorktes Rippenstück von einem Chamaecereus, womit eigentlich zu rechnen war. Die Kopfstücke, die übrig blieben, haben bei exakt gleicher Unterlage (T. pachanoi) stellenweise erst 8 Wochen später Fahrt aufgenommen. ...


    Bei manchen (alten) Areolenpfropfungen sprechen sowohl Rabsilber als auch Neumann davon, dass die Areolen erst im darauffolgenden Jahr ausgetrieben haben, eine Beobachtung, die ich noch nicht machen musste.


    Was übrigens sehr gut funktioniert hat, waren Mini-Kindel (4-6mm Durchmesser) von Chamaecereus (auch von Sulcorebutia) auf Peireskiopsis porteri. Zum Zuschauen. Leider ist es mir noch nicht gelungen, einzelne Areolen auf P.p. zu pfropfen, weder von Echninopsis, Hildewintera oder Chamaecereus.


    Aber wir üben ja noch...


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Hallo Tim,


    wenn ich Aerolenpfopfungen in der 2. Jahreshälfte mache, komme Austriebe häufig erst im nächsten Jahr! Ich habe allerdings kein Gewächshaus und die Nächte ab August werden ja ziemlich frisch.


    Übrigens was sollte ich mit 400 gr. Alupulver? Habe eine Dose in der noch mindestens 15 gr. enthalten sind, und die reicht noch einige Zeit.
    Vielleicht kannst du ja mit deinen Übermengen einen Metallzaun oder ein Grabkreuz einpinseln. :p


    Grüße


    Franz

    _________________________________________________________________________________________________________________________________

    Avatar: PAR.2013.0045.002

    ((397 x 333) x C1) X C1D

  • Hallo zusammen!

    Mich würde es interessieren ob jemand schon einmal erfoglreich Areolen auf Pereskiopsis gepfropft hat und ob dazu Bilder vorhanden sind.

    Dabei wirft sich bei mir die Frage auf ob die Areole anders geschnitten werden muß als bei "normalen" Unterlagen.

    Gruß,