WH.2007.0034

  • Ich habe mir die "nachbehandelten" Bilder nun angesehen und ich kann nur das sagen, was mir meine Augen vermitteln.
    Willi - es ist richtig, der automatische Weißabgleich ist auf Schatten eingestellt - weil ich im Schatten fotografiere.


    Die Tonwertkorrektur auch nur einer der R-G-B oder C-M-Y-K Werte wäre aber eine Farbmanipulation, die dann u. U. gar nicht mehr passt. Es gehen nicht immer alle einzelnen Farbwerte von 0% bis 100% (oder digital z.B. bei 8 Bit je Farbe eben von 0 bis 255).
    Wenn ich einen Graukeil fotografiere von hellgrau nach dunkelgrau, macht die automatische Tonwertkorrektur dann einen Verlauf von weiß nach schwarz - obwohl ich weder ein weißes, noch ein schwarzes Objekt abgelichtet habe. Versuch es einfach. Das ist die Arbeitsweise der Tonwertkorrektur. Mit den Farbebenen wird dabei das Gleiche gemacht. Wenn alle Farben untereinander "optimiert" werden, dann stimmt das Mischverhältnis nicht mehr. Deswegen passen auch die Farben bei dem von Dir geänderten Foto überhaupt nicht, auch wenn es sehr schön ist. Die Blüte ist bei Weitem nicht so gelb.


    Da mache ich dann doch lieber künftig beim Fotografieren einen manuellen Weißableich. Das ist das ohnehin die beste Lösung und die Zeit dafür werde ich mir einfach nehmen.

  • Nachdem ich mir hier die Thematik zu Gemüte geführt habe, will ich auch mal meinen Senf dazu geben. ;)
    Ich teste mit meiner neuen Kamera auch schon eine Weile herum.
    Folgende Erkenntnisse habe ich bisher bekommen.
    Die beste Farbwiedergabe gelingt bei bewölktem Himmel bzw. im Schatten.
    Auch die Tageszeit ist mitentscheidend. Gegen Mittag haben wir immer einen erhöhten Weiß und Blauanteil im Tageslicht. Die Farben erscheinen hier etwas heller.
    Ab dem späten Nachmittag nimmt der Rotanteil im Licht zu. Viele Farbtöne erscheinen dadurch intensiver.
    Optimale Lichtverhältnisse finde ich meist zwischen 9:00-10:30 und 14:00-16:30
    Nur leider öffnen die Blüten nicht immer dann, wenn wir es uns wünschen.
    Auch sollte meiner Meinung nach auf zu intensive Hintergrundfarben verzichtet werden.
    Gerade bei Fotos auf dem grünen Rasen oder schwarzem Hintergrund wird das Auge belogen. Auch alle anderen Farben werden dadurch intensiver wahrgenommen. Dieser Effekt ( Aufschönung ) ist sicher für den Verkauf nützlich. Hat jedoch nichts mit getreuer Farbwiedergabe zu tun.
    Geeigneter finde ich diverse Natursteinfarben und Grautöne als Hintergrund.
    Beachtet werden sollte dabei aber auch das der Hintergrund einen guten Kontrast zur den Blütenfarben gibt.
    Ich finde zb. die Fotos vom Heinz (BHB) als sehr gelungen.
    Generell würde ich aber für die Fotografie einen eigenen Themenbereich im Forum eröffnen. Ist ja doch ein sehr umfangreiches und komplexes Thema.


    Gruß Andy

  • Hallo,
    ich weiß sehr wohl wie ein Farbstich beseitigt wird und auch wie man einen hervorruft.
    Von mir noch ein letztes Wort zum Farbstich in den Bildern von Markus.
    Ich bringe die Farbtemperatur ins Spiel. Man braucht für ein farbstichfreies Bild eine normale Farbtemperatur (ca. 5500 Grad Kelvin). Markus hat, wie er schreibt, abends fotografiert (warmes Licht). Dazu hat er den Filter 'Schatten' eingeschaltet, der dazu gedacht ist, hartes Mittagslicht im Schatten (ergibt einen Blaustich) zu vermeiden. Er hat mit diesen Filter, bei warmen Licht, noch mehr Blau entfernt und damit die extrem warme Farbstimmung erzeugt, die die Farben verfälscht.
    Er meint abends wäre eben diese Farbstimmung und damit stimmen die Farben im Bild. Nachts sind alle Katzen grau. Wie das Licht, so die Farbstimmung. Nicht umsonst sind Filter und Weißabgleich in jeder Kamera und jedem Bildprogramm vorhanden.
    Für eine Dokumentation ist diese manipulierte Farbstimmung nicht geeignet.
    Gruß,
    Willi

  • Hej allerseits!


    Da hat sich jetzt aber eine super-spannende Diskussion entwickelt, die ich gerne um einen Aspekt bereichern möchte.


    Unser modernen Digitalkameras können Vieles. Und das müssen sie auch können, sonst wären die Ergebnisse oft genug enttäuschend, weil unserem subjektiven Empfinden nicht entsprechend.


    Bei all dem, was hier schon zurecht gesagt und abgewägt wurde, dürfen wir nie vergessen, dass unser menschliches Auge keine Digitalkamera ist. Das mag banal klingen, führt aber im konkreten Fall zur Unzufriedenheit.


    Aber es geht ja noch weiter und hier, so meine ich, liegt die eigentliche Krux: Licht, das durch unser Auge auf unsere Sehzellen fällt, löst dort (normalerweise) einen Nervenreiz aus, der ans Hirn weitergeleitet wird. Allerdings werden wir alle zusammen niemals in unserem Leben erfahren, wie dieser ursprünglich im Gehirn ankommende Nervenreiz "aussieht". Denn: Die eigentliche Wahrnehmung entsteht erst durch die ("Rechen"-)Leistung unseres Gehirns. Hier finden, individuell verschieden, Abgleiche mit bereits zuvor gespeicherten Farbwahrnehmungen statt. Das in unser Bewusstsein gelangende Bild ist stets eine Mischung aus physikalischer und emotionaler Komponenete. Das Ergebnis ist kein "normiertes", sondern ein "individualisiertes". Farbwahrnehmung ist eine Lernleistung und jeder Mensch wird aufgrund seiner ureigenen, individuellen Erfahrungen eine Farbe oder mehr noch ein Bild aus unzählig vielen Farben anders wahrnehmen und damit auch anders empfinden.


    Fotos (farb-)unbekannter Gegenstände machen es dem Gehirn schwer, auf angelernte Erfahrungswerte zurückzugreifen. Entsprechend schwer fällt die Wahrnehmung des abgebildeten Objektes. Und leider hilft da auch kein noch so "intelligenter" (?) "Abgleich" an der Kamera. Aber eines hilft: Die gleichzeitige Abbildung allgemein bekannter Referenzobjekte.


    Hierzu passt perfekt ein Zitat von Willi in Beitrag no. 14 "Rotes Gras, rote Etiketten". Wir alle wissen, wie Gras und wie ein Etikett auszusehen hat. Auch, wenn jeder von uns es anders empfindet, sobald wir in einem Bild diese uns sehr gut bekannten Referenzen finden, fällt es uns relativ leicht, das gleichzeitig abgebildete unbekannte Objekt (z.B. Erstblüte) in unserer Wahrnehmungswelt einzuordnen.


    Daher plädiere ich (persönliche Meinung, nicht wissenschaftlich untermauert) für die Verwendung von allgemein bekannten Hintergrundobjekten. Und diese Hintergrundobjekte dürfen gerne ästhetisch passend zum Hauptobjekt gewählt werden. Nichts spricht gegen einen grünen Hintergrund, solange meinem Gehirn dieser Hintergrund schon bekannt ist (z. Bsp. Fliederblätter oder Wiesenklee). Graue Platten oder Steine sind da schon problematischer, da es so viele verschiedene Grautöne gibt und ich doch nicht wissen kann, welches Grau hier als Hintergrund verwendet wurde.


    Am besten für die spezielle Anforderung hier im Hybridenforum scheint mir aber die gleichzeitige Abbildung von zwei verschiedenen Blüten, einer allgemein bekannten (von mir aus FLS) und eben der "Neuen". Markus hat das einmal vor ein paar Tagen in seinem thread KE.2007.0016 hervorragend praktiziert. Für mich vorbildlich! Hier kann der kognitive Abgleich für jeden, der FLS kennt, stattfinden.


    Danke für die Aufmerksamkeit,
    viele Grüße,
    Wolfram



    PS: Übrigens: Auch Reflexe auf der Oberfläche von Blütenblättern dienen nicht der optimalen Abbildungsqualität. Es wäre schön, wenn jemand mal dieselbe Blüte mit und ohne Polfilter (zur Reflexunterdrückung) fotografiert zeigen könnte.