Das 1mal1 der Bestäubung: was geht/was geht nicht + Rahmenbedingungen & Tricks

  • Hallo allerseits,


    nachdem ich bereits erfahren durfte, dass es gar nicht immer so einfach ist eine Bestäubung mit fremdem Pollen und anschließender erfolgreicher Befruchtung durchzuführen, würde ich hier nun gerne etwas mehr erfahren was denn die Grundlagen sind für ein erfolgreiches Vorgehen.
    Daher die Frage: „was geht?“ bzw. „was geht nicht?“
    Welche Arten, Gattungen kann man erfolgreich miteinander kreuzen und welche nicht?


    Außerdem denke ich, dass es Rahmenbedingungen gibt, die die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen. Ich könnte mir vorstellen, dass Dinge wie z.B. das Wetter, das Licht, das Alter der Pflanze, der Reifegrad des Pollens, die Luftfeuchtigkeit etc. mit eine Rolle spielen.
    Nur welches Wetter genau ist dann z.B. das Beste und gibt es noch weitere Faktoren, die eine Rolle spielen?


    Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass es bei der Hybridzucht eine Menge Tricks gibt, mit denen man besonders widerspenstige Kandidaten doch noch zur Einsicht bewegen kann (Ich denke da an Setiechinopsis mirabilis). So habe ich beispielsweise aus meiner Astrophytenzeit irgendwie in Erinnerung behalten, dass man die Narbe mit gattungsfremdem Pollen (Ich glaube es war Hamatocactus) stimulieren kann um sie aufnahmebereiter für den gewünschten Pollen zu machen. (Stand glaube ich im Buch „Die Gattung Astrophytum“ von Sadovsky-Schütz (habs leider nicht mehr))


    Funktioniert eine derartige Stimulation? Gibt es andere Tricks mit denen man die Pflanze „austricksen“ kann?


    Gruß Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    der von Dir angeführte Trick, mit Blütenstaub fremder Pflanzen zunächst zu bestäuben, um damit die Hemmschwelle zur Annahme des Pollens der gewünschten Vaterpflanze zu reduzieren, nennt sich Reizbestäubung.
    Die wird auch angewendet um eine gewollte Selbstbestäubung zu provozieren.


    Als Reizmittel kann auch Zementstaub verwendet werden.


    Gruß
    Guido

  • Hallo Bernhard,


    ich hatte mir auf Deine Fragen auch ein paar Antworten erhofft, da ich selbst erst in den Kinderschuhen stecke, hinsichtlich Theorie und Praxis der Hybridenzucht.


    Zur genetischen Verträglichkeit gattungsübergreifender Kreuzungen dürften sicherlich schon viele Versuche unternommen worden sein; leider vermisse auch ich zuverlässige Daten darüber.
    Wahrscheinlich müsste man dazu an akademische Aufzeichnungen gelangen, bzw. in den Zuchtkladden der Hobbyzüchter stöbern können. Du wirst also um ein “Probieren geht über studieren” nicht herum kommen.


    Was die Erfolgsquoten innerhalb der Gattung Echinopsis anbelangt (zu der neuerdings wohl auch Lobivien und Trichocereen gezählt werden - sicherlich nicht die letzte kategorische Änderung), steigen diese mit der Faustregel “lang- auf kurzröhrig”; soll heißen, den Blütenstaub einer langröhrigen Blüte auf die Narbe einer kürzeren auftragen. Der umgekehrte Fall funktioniert zwar auch, aber eben nicht so häufig, wie Du anhand der Datenbank hier im Forum (seedlist) erkennen kannst.


    Äußeren Einflüssen würde ich für mein Verständnis von “was geht und was nicht” kaum eine Rolle beimessen - wenn die Narbe nicht verkümmert ist und mit Blütenstaub in Berührung kommt, dürften nur noch die “inneren Werte”(..alles eine Frage der Chemie) zählen , um dem Leben eine neue Form und Entfaltungsmöglichkeit zu geben.
    Von der Reizbestäubung mit Zementstaub habe ich auch schon gehört;
    Pflanzen, die dadurch entstanden sein sollen, sind mir nicht bekannt; wer kann da nachhaken ?


    Grüße, Ronny

  • reizbestäubungen führe ich öfters durch - mit meinen pilosocereen. klappt nicht immer - aber oft. hier nehm ich pollen von mammillaria her, kreuzt sich bestimmt nicht mit anderen gattungen und ist fast immer verfügbar.

    eine unfreiwillige reizbestäubung hatte ich auch schon - tc candicans mit l. jajoyana - geht nicht, hat man mir gesagt, die 2 können nicht miteinander.

    vielleicht, wenn man der trichoblüte die pollen rauschneidet, eine reizung mit mammillaria und dann die jajoyana -bei gelegenheit probier ichs mal aus!