Herstellung von Aussaaterde und Aussaat von Kakteen
Jeder hat seine eigene Mischung oder Quelle für Aussaaterde, deshalb möchte ich hier nur meine Gedanken/ Erfahrungen darlegen. Diese Zeilen sind in erster Linie für Anfänger gedacht.
a) Jedes Ausgangsmaterial soll vollkommen trocken sein, damit man es gut sieben kann.
b) Ich siebe jede Komponente erst mit einem 1-mm-Sieb (Fliegendraht). Alles was da durchfällt kommt nicht in die Aussaaterde, weil es zum Verkleben neigt. Den Rest siebe ich durch ein 4-mm-Sieb. Alles was da durchfällt kommt in die Aussaaterde, alles was gröber ist kommt in die Pflanzerde.
c) Mit dem gemischten Substrat fülle ich eine 3-Liter-Glasschüssel randvoll, verteile ca. 300 ml Wasser auf dem Substrat, lasse das Wasser durchziehen, lege den Glasdeckel auf und stelle die Glasschüssel für 15 Minuten in die Mikrowelle (volle Pulle). Danach nehme ich die Schüssel mit Küchenhandschuhen aus der Mikrowelle und lasse das Ganze abkühlen. Während des Abkühlens hebe ich etwa jede halbe Stunde den Glasdeckel ab und kippe das am Deckel kondensierte Wasser weg, damit das Substrat nicht mehr nass sondern nur noch feucht ist.
d) Die Samen werden gebeizt gegen Auflaufpilze. Achtung: Aatiram ist in höheren Konzentrationen keimhemmend. Ich kippe die trockenen Samen in ein Reagenzglas, gebe eine winzige Menge Aatiram dazu und schüttele kurz. Danach kippe ich die Samen auf ein feines Sieb (Planktonsieb aus dem Aquarienhandel) und siebe überflüssiges Aatiram ab.
Man kann auch alternativ nach der Aussaat die Erde mitsamt den Samen mit Schachtelhalmextrakt (Verdünnung nach Vorschrift) besprühen.
e) Ich befülle Vierecktöpfe 5x5x4,5 cm bis knapp unter den Rand mit Aussaaterde und drücke die Erde mit einem Hölzchen (oder dem Schiebedeckel von einem Zimmergewächshäuschen) leicht an, streue die Samen darauf und bedecke sie mit einer ca. 1 mm dicken Schicht von Holzkohle (z.B. Vogelkohle von Dehner) und drücke das Ganze noch mal leicht an.
Man kann auch jedes andere Gefäß nehmen, wichtig ist, dass im Boden einige Löcher sind.
Die Vogelkohle hat den Vorteil, dass die Wurzeln bei der Keimung besser nach unten ins Substrat wachsen, weil die Wurzeln negativ phototroph sind, also vom Licht weg wachsen.
Vorsicht: Feiner Quarzsand als Abdeckung verklebt schnell, und man sieht nicht rechtzeitig, wann die Erdoberfläche trocken wird. Außerdem wachsen die Wurzeln dann in alle Richtungen.
f) Die fertigen Aussaatgefäße stelle ich in ein Gefäß mit handwarmer Chinosol-Lösung (1/2 Tablette auf 1,5 Liter Wasser), bis die Oberfläche durch die aufsteigende Feuchtigkeit dunkler wird. Kein Neochinosol verwenden, das verhindert die Keimung. Bei rein mineralischem Aussaatsubstrat sollte man eine stark verdünnte (ca. 1/5-1/10 der angegebenen Menge) Düngerlösung zum Anstauwasser zugeben.
g) Dann kommen die Aussaatgefäße in Zimmergewächshäuschen, dessen Lüftungsöffnungen ich gegen Trauermücken mit Gartenvlies überklebt habe. Die Sämlinge brauchen zum Keimen Licht, allerdings kein direktes Sonnenlicht, und Temperaturen tagsüber von ca. 25 °C. Nachts darf die Temperatur auf 20-15 °C fallen, das fördert die Keimung. Stellt man die Zimmergewächshäuschen dicht unter eine Leuchtstoffröhre, so erreicht man im Winter diese Temperaturen. Sät man erst im April oder Mai aus, so braucht man keine Zusatzbeleuchtung, man muss aber dann eventuell, je nach Standort, gegen zu starke Sonnenstra-lung mit Gartenvlies schattieren. Die Bauanleitung für einen Anzuchtkasten aus 3 cm dicken Styroporplatten finden sie in meiner Bildergalerie.
Alternativ kann man die Aussaatgefäße auch in eine durchsichtige Plastiktüte stellen und dicht verschließen (= Fleischer-Methode). Dort bleiben die Gefäße mehrere Monate (bis zu über einem Jahr bei sehr feinen Samen) verschlossen, damit keine Pilzsporen hinein gelangen.
h) Wenn die Keimlinge die ersten zarten Dornen bilden kann man mit dem Abhärten beginnen, indem man täglich den Deckel des Zimmergewächshäuschens etwas länger öffnet oder die Lüftungsschieber teilweise oder ganz öffnet. Zeigen sich Algen, so kann man diese durch Öffnen des Deckels bis zum Abtrocknen der obersten Bodenschicht austrocknen oder zumindest im Wachstum bremsen.
Trocknet die Oberfläche ab, so kann man sie durch Besprühen mit handwarmem Wasser wieder befeuchten. Besser ist jedoch ein erneutes Anstauen von unten, denn beim Besprühen besteht die Gefahr, dass zwar die Oberfläche wieder feucht ist, die darunter liegende Bodenschicht aber noch trocken ist.
i) Je mehr Samen man pro Aussaatgefäß sät, desto eher muss man pikieren. Es ist also besser, nur ca. 20 Samen pro 5x5-cm-Topf auszusäen. Entwickeln sich die Sämlinge gut, so kann man sie im Spätsommer oder Frühherbst pikieren. Wachsen sie nur zögerlich, so kann man sie im Aussaatgefäß überwintern und erst im nächsten Jahr pikieren wenn sie kräftig genug sind. Generell gilt beim Pikieren: Die Sämlinge wachsen besser, wenn man sie so pikiert, dass zwischen ihnen etwa eine Sämlingsdicke Platz ist.
Es folgen demnächst Hinweise zu verschiedenen Aussaatmaterialien.
Wer andere Erfahrungen oder Tipps hat soll diese hier einstellen, damit v.a. Anfänger Misserfolge bei der Anzucht vermeiden.