Nachdem ich das obenerwähnte Heft von 1932 "Tabakextrakt und Nikotin als Pflanzenschutzmittel" durchgelesen habe, mittlerweile von zwei Züchtern über PN zu meinen Erkenntnissen befragt wurde und wieder Internetzugang zum Forum gefunden habe, möchte ich vor allem Angaben zur damaligen Dosierung (heute obsolet!) weitergeben.
Zu der damaligen Zeit war Nikotin eines der wenigen wirksamen Pflanzenschutzmittel. Es gelang eine standartisierte 40%ige Lösung herzustellen, die unter der Bezeichnung "Ankersmit´s Nicotinum" vertrieben wurde. Von dieser Lösung wurde ein Gramm (also ca. 1 ml) in einen Liter Wasser gegeben und empfohlen 20-25 g Schmierseife zur Spritzlösung hinzu zu mischen.
Auf Tabakpäckchen darf heute nicht mehr der Nikotingehalt angegeben werden. Je nach Art der Tabakpflanze beträgt der Nikotinanteil im getrockneten Tabak (0,6) 1,5 bis 2,5 (2,9) %, Verginia mit ca. 2,5% relativ hoher Gehalt.
In einem Milliliter der og. 40%igen Lösung sind 0,4 g Nikotin - soviel wie in 20 g Tabak mit 2% Nikotingehalt; d. h. um ungefähr in den damals verwendeten Dosierungsbereich zu kommen, wären 20 g Tabak in einem Liter Wasser gelöst erforderlich. Zur Bekämpfung von "wurzelvernichtenden Insekten, Würmern, Schnecken sowie Erdflöhen" wurde auch empfohlen "Tabakstaub oder -Stegel rund um die Bäume und Sträucher einzugraben" - sicherer und billiger sei aber eine Gießbehandlung mit einer "geringen Menge Nikotinlösung" im Gießwasser.
Wie bereits wiederholt betont, ist heute die Anwendung als Spritzmittel wegen der Gesundheitsgefahr verboten und es wird im Interesse des Anwenders dringend davon abgeraten. Um bei Wurzellausbefall einen gewissen Schutz der Nachbarpflanzen zu gewährleisten, werde ich versuchen, in einen Eimer Substrat (10 Liter) beim Umtopfen dieser Kakteen 100g Tabak (oder weniger) zu mischen und bei befallenen Pflanzen die Wurzeln abzuschneiden und in diesem Substrat neu zu bewurzeln - in der Hoffnung, dass die Wurzelläuse dieser Mischung fern bleiben und die Kakteen und ich es vertragen...
Interessanter Weise wird in dem Heft mit keinem Wort auf eine mögliche Schädigung des Anwenders hingewiesen. Nur bei Tierwäsche (Schafe mit Ungezieferbefall) sollte die empfohlene Dosierung nicht überschritten werden. Es wurde gegen Tier und Menschenläuse eingesetzt und auch als Nikotinseifen angeboten und sollte gegen Haarausfall helfen...
Ein Züchter teilte mir mit, dass er nach dreimaliger Anwendung einer niedriger dosierten Nikotinspritzlösung keine Spinnmilben mehr auf seinen CCH mehr fand.
Bei der Lektüre des Heftes fand ich die Sprache und Wortwahl ungewohnt befremdlich und es erinnerte mich an Reden aus dem 3. Reich, die gelegentlich in den Medien gesendet werden. Um Interessierten Lesern zu vermitteln, wie sehr sich Ausdrucksweisen in knapp 90 Jahren verändern, habe ich die erste Seite kopiert (Urheberrechte sind nach dieser Zeit wohl nicht mehr zu berücksichtigen).
Beste Grüße
Helmut