Pfropfen
Das Pfropfen von Kakteen wird dann angewendet, wenn man schnell eine große blühfähige Pflanze haben möchte, speziell bei Hybriden, wo die Blühfähigkeit schneller erreicht wird. Angewendet wird sie außerdem noch, wenn eine besonders wertvolle Pflanze durch Pilzbefall o.ä. die Wurzeln verloren hat. Hier spricht man dann von einer Notpfropfung.
Auch sind wohl die bekanntesten Pfropfungen die roten Gymnocalycium mihanovichii oder auch der farbige Chamaecereus silvestrii. Da bei diesen Pflanzen zuwenig Chlorophyll ausgebildet ist, wären diese ohne geeignete Pfropfunterlage nicht lebensfähig. Dabei übernimmt die Unterlage die Versorgung der aufgesetzten Pflanze.
Auch seltene und wurzelecht schwer oder langwierig zu vermehrende Gattungen oder Arten werden auf diese Weise vermehrt. Sie werden kurz nach der Keimung gepfropft - hier spricht man von der Sämlingspfropfung.
An Unterlagen ist fast alles zu verwenden, was sich schnell Vermehren lässt. Beliebte Pfropfunterlagen sind Trichocereus pachanoi oderT.peruvianus, Echinopsis, wobei meisst die E.eryesii oder E.subdenudata verwendet wird. Auch manche Ferocacteen, z.B. F.glaucescens, oder Harissia, Myrtillocactus oder Opuntia dienen als dauerhafte Unterlage. Für die Massenvermehrung eignet sich ganz besonders Hylocereus. Aber eben nur dort. Diese Unterlage, häufig im Gartencenter angeboten, ist als Dauerunterlage wenig geeignet. Hier spielen aber kommerzielle Punkte eine wichtige Rolle.
Für Sämlingspfropfung eignet sich hervorragend die Pereskiopsis spathulata. Sie lässt sich leicht vermehren und mit etwas Erfahrung und Geschick liegen die Anwachsraten bei nahezu 100%. Allerdings hat sie auch Nachteile, mal abgesehen von den winzigen Dornen. Die Überwinterungstemperatur darf hierbei nicht unter 15°C liegen. Bis zu einem gewissen Punkt allerdings die ideale Pflanze. Die Sämlinge können schon, auch wenn sie noch winzig sind gepfropft werden, ein Beschweren des Sämlings kann entfallen.
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Lophophora williamsii 9 Monate nach der Aussaat, Durchmesser 3-4cm.
Eine Gattung, die sich auch besonders für die Sämlingspfropfung eignet, ist Selenicereus , auch unter dem Namen "Königin der Nacht" bekannt. Bei dieser Pflanze ist allerdings auf die Herkunft zu achten, wobei nicht die Artreinheit gemeint ist. Die Unterlagen sollten, um auch stabil genug zu sein, nicht aus einem Tropenhaus stammen. Ableger von GH Kultur mit niedrigen Überwinterungstemperaturen, bis etwa 5°C, sind bestens geeignet. Pflanzen aus Tropenhausherkunft dürften einer nomalen Überwinterung nicht standhalten und wären ähnlich der Pereskiopsis als längjährige Unterlage nicht zu bevorzugen.
Doch nun zum Pfropfen selbst.
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Unterlage zum Schneiden der Sämlinge, Rasierklinge oder Skalpell, Alkohol (nach zwei Schluck auch Allulol genannt !!Nein, nicht trinken!! ) und ein Feuerzeug.
VOR jedem Schnitt werden einige Tropfen Alkohol auf der Klinge verteilt und angezündet. Die Klinge entweder zuvor ablegen, auf alle Fälle wirds heiss. So ablegen, da beide Seiten abbrennen können. Kein Tuch zum Abwischen verwenden, denn dies dient als Überträger möglicher Keime.
Den ersten Schnitt an der Unterlage mache ich mit dem Kuttermesser, den letzten Schnitt immer mit der Rasierklinge. Ziehend schneiden, damit die Leitungsbahnen sauber durchtrennt werden.
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Pfropfung auf Selenicereus
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Pfropfung auf Pereskiopsis
Nach dem Schnitt den Sämling auf die Unterlage drücken. Bei der Pereskiopsis ist keine Beschwerung nötig, hier bei Selenicereus nehme ich Haushaltfolie. Beim seitlichen Herunterziehen der Folie habe ich eine Beschwerung und gleichzeitig ein MiniGH mit erhöhter Luftfeuchte. Auch dürfen die Sämlinge schon etwas größer sein.
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Nach 5 Tagen wird die Folie entfernt und der Sämling dürfte dann schon angewachsen sein.
Erst dann giesse ich die Pflanzen an. Da ich frische unbewurzelte Stecklinge dazu nehme, braucht die Schnittstelle, die zuvor mit Holzkohlepulver behandelt wurde, diese Tage zum abtrockenen. Im Gegensatz dazu, werden bei mir die Pereskiopsis, wo nur bewurzelte Stecklinge benutzt werden, sofort nach dem Pfropfen angegossen. Durch die PET Flasche und das Giessen erreiche ich die nötige Luftfeuchte. PET Flaschen nehme ich deshalb, da die größeren Pflanzen nicht mehr ins MiniGH passen.
Wenn diese Pflanzen groß genug sind, werden sie wieder von der Unterlage genommen, wobei bei Selenicereus 1cm der Unterlage an der Pfropfung verbleibt. Diese bewurzelt dann wieder problemlos.