Moin Heinz,
ich verwende O. compressa (gültiges Taxon O. humifusa, allerdings in meinen Augen zu viele Formen zusammengefasst, sehr variabel in Bedornung und Körpergröße).
Die Pflanze hat verschiedene Vor-, aber auch Nachteile.
Vorteile:
- Sie hat bei mir eine Anwachsrate von 100%.
- Wenn sie wächst, gibt sie extremstes Vollgas. Allerdings wächst sie sehr schubweise, saisonal, nicht kontinuierlich, wie auch immer.
- Sie kann bis unter -30°C unbeschadet aushalten. Ich habe sie im Garten ohne irgendwas frei ausgepflanzt, bei Bedarf hole ich mir die benötigte Anzahl an Stecklingen. Ihre Winterhärte überträgt sie angeblich auf den Pfröpfling, was nach wie vor einer Überprüfung bedarf.
- Sie ist wahnsinnig robust. Auch kleine Teilstücke wurzeln und sind zäh wie Leder... Mir ist noch keine Unterlage vergammelt, ist mir grad im Winter wichtig.
- Die Pröpflinge haben eine kräftige und natürliche Bedornung, was mir auch sehr wichtig ist.
- Preiswerte Angelegenheit. Wächst ungestört wie Unkraut.
Nachteile:
- Im Winter schrumpft sie extrem stark (daher compressa), sie wird krumm wie eine Banane, bis hin zum Niederliegen (gibt sich bei Wassergabe sehr schnell wieder).
- Speziell diese Form, die ich verwende, hängt randvoll mit Glochidien, ganz, ganz übel. Wenn ich mir neue Ableger hole, scheuere ich diese erst mit Gummihandschuhen (ich trage sonst nie Handschuhe) unter fließendem lauwarmem Wasser mit einer Handwaschbürschte ab und lasse sie dann zunächst einen Tag lang trocken. Diese Behandlung wiederum erträgt sie klaglos, auch von der Epidermis her.
- Sie braucht für ihre eigene Stabilität eine recht regelmäßige Wasserversorgung.
Alles zum Propfen auf diesen Klon findest Du auf dieser italienischen Seite, dort habe ich auch mein Ausgangsmaterial her, waren mal 12 "Ohren" und ein Sack voll Samen für 7 Euro.
http://www.cactus-art.biz/tech…untia_compressa_index.htm
Meist pfropfe ich auf ein oberes "Halbohr" jeweils zwei Rippen/Teilstücke (Foto). Sobald eine Areole anfängt zu treiben, halbiere ich das Ohr in der Mitte erneut, lasse abtrocknen, topfe und habe so ein paar Tage später zwei eigenständige Pfropfungen, die breite Basis der Halbscheibe hat ja genügend Wurzeln. Nachvollziehbar?
Im Übrigen sprühe ich meine Pfropfungen (und auch Stecklinge nach dem Schneiden) sowohl vor dem Pfropfen als auch wenige Sekunden nach dem Pfropfen mit Chinosol ein (aufgelöst in dest. Wasser, spart das Abkochen, enthält auch keine Fremdstoffe), bevor ich sie mit Sprühpflaster behandle. Solange anschließend die Luftbewegung hoch (und möglichst warm & trocken) ist, stellt die Feuchtigkeit/Nässe! kein Problem dar. Auf jeden Fall ist es sinnvoller als mit Spiritus, der erstens in seiner 96%igen Konzentration nicht bakteriozid ist, NULL funghizid und leider auch nicht sporozid. Chinosol ist begrenzt bakteriozid und funghizid, aber leider auch nicht sporozid, schon gar nicht systemisch. Ich vermute aber, dass aufgrund der hohen Anfangsfeuchtigkeit beginnend keimende Sporen noch vom Chinosol erfasst werden und noch vorhandene ungekeimte Sporen vom Sprühpflaster gebunden werden. Selbst jusbertiis sehen damit akzeptabel aus, zumindest hat sich damit keine dauerhaft schädigende Pilzinfektion mehr ergeben.
Nimm doch ruhig mal irgend ein (paar) Kompostkindel, schneid' den Kopf ab und behandle die Schnittfläche(n) mit dem/den Mittel(n) Deiner Wahl, z.B. Aliette/Pizlfrei Ectivo etc. Um die Reaktion der Schnittfläche zu beobachten, muss ja kein Pröpfling auf ihr sitzen. Die Ergebnisse sind doch schon recht repräsentativ auch ohne Edelreis.
Reicht?
Tim