Mythen und Märchen?

  • Hallo

    immer wieder lese ich, dass behauptet wird, dass Kakteen bei hohen Sommertemperaturen nicht wachsen.

    Manche gehen sogar so weit und behaupten, dass man dann nicht gießen soll/darf, da sonst Kakteen faulen.

    Letzteres halte ich für völligen Unsinn. Würde das stimmen, wäre schon meine halbe Sammlung verfault.

    Gerade bei den seit Wochen hohen Temperaturen gieße ich sehr viel, je kleiner die Töpfe, desto öfter.

    Auch dass Kakteen nicht wachsen würden, ziehe ich nach eigenen Erfahrungen doch stark in Zweifel.

    Ein Blick auf meine 1 - 3 jährigen Sämlingen zeigen massives Wachstum, gehen sozusagen ab wie "Schmitz-Katze".

    Die meisten Sämlinge stehen dicht unter dem Dach, da dürften die Temperaturen am höchsten sein.

    Sollte ich bei diesen hohen Temperaturen, und das sind schon viele Wochen, nicht gießen, wäre mein Verlust sicher schon massiv, die wären schlicht vertrocknet.

    Freue mich auf eure Beobachtungen und Erfahrungen.

  • Hallo Siegfried,


    meine Kakteen stehen im Freien und auch da giesse ich besonders viel wenn es sehr heiss ist. Die in den kleinen 5er Viereckcontainern hab ich diesen Somme sogar jeden 2. Tag abends gegossen wenn es wieder mal eine Hitzperiode hatte und geschadet hat es denen gar nichts, da decken sich unsere Erfahrungen. Zusätzliche neble ich fast jeden abend. Das einzige was ich übrigens in Bezug auf die Hitze festellen konnte, ist dass manche Hybriden dann ihre Knospen nur recht langsam wachsen lassen. Gerade bei den EHs hab ich öfter beobachtet, dass es da mit den Knospen viel schneller voran ging, wenn es mal wieder etwas kühler war.


    Viele Grüße


    Thomas

  • das betrifft lediglich einige Nordamerikaner wie Sclerocacteen, Echinomastus und andere heikle Teile- aber ich mache generell keine Ausnahmen, Extrawürste gibts bei mir nicht, und wer das nicht packt, der kommt erst gar nicht rein. Nur ist es eher kontraproduktiv bei Hitze zu gießen weil es binnen weniger Tage wieder verdunstet ist.- Darum gieße ich generell entweder kurz vor einem Wetterumschwung, also z.B. heute Abend oder dann generell spät Abends damit die Pflanzen über Nacht noch genügend Feuchtigkeit aufnehmen können.

    Avatarbild zeigt die "geilste" Selektion aus der Kreuzung L.ferox x pampana bei den Hofers die "Feuergöttin Chensit" :cwm69: (Bild stammt von Manfred aus Dessau)

  • Ich halte das so wie Michi,


    Ich giesse immer spät Abends. Es soll mal irgendwo in einem Buch zu lesen sein, dass Kakteen ab einer gewissen Temperatur kein Wasser aufnehmen.

    Meine das war 21 oder 23Grad. Ob das stimmt weiss ich nicht. Wenn ich die Euroschalen Abends mit Wasser fülle, ist morgens fast immer alles weg und aufgesogen.

    Extrawürste mache ich auch keine, bei der Masse die ich habe, wäre das Chaos pur.



    Lieben Gruss und ein schönes Wochenende

  • Extrawürste gibts bei mir nich

    bei mir auch nicht. Daher wird es bei mir z.B. auch nie Hylos geben.

    Nur ist es eher kontraproduktiv bei Hitze zu gießen weil es binnen weniger Tage wieder verdunstet ist.

    Das sehe ich etwas anders, verdunsten tut es sowieso. Als kontraproduktiv würde ich das nicht bezeichnen, meine Kakteen sollen von Mai bis Anfang Oktober immer was zu trinken habe. Man soll auch nicht vergessen, das auch Kakteen, trotz weitgehend geschlossener Spaltöffnungen gerade bei Hitze Wasser verdunsten um nicht zu überhitzen.

    Ich giesse immer spät Abends.

    Gieße auch immer Abends, nicht unbedingt spät Abends. Aber erst, wenn keine direkte Sonne mehr da ist.

    Es soll mal irgendwo in einem Buch zu lesen sein, dass Kakteen ab einer gewissen Temperatur kein Wasser aufnehmen

    Wenn das stimmen würde, wäre meine Sammlung zu Hölfte vertrocknet.

    Papier ist geduldig, jeder kann schreiben, was er will. Alleine dass etwas geschrieben steht, sagt nichts über den Wahrheitsgehalt aus. Oft werden aus Beobachtungen falsche Schlüsse gezogen und die dann als gegeben dargestellt.

    Das war schon vor Internetzeiten so, ist aber heute noch viel schlimmer geworden.

    Zum Intenet haben die meisten Zugang und es ist für alle leicht, irgendeinen Mist zu schreiben und als Wahrheit darzustellen.

    Wichtig finde ich, solche Behauptungen zu hinterfragen.

  • Stimmt im Internet findet man oft so einen Blödsinn, der von vielen dann auch noch vehement verteidigt wird.

    Ich erinnere mich da an eine Diskussion bei Facebook in einer Kakteengruppe, da gings auch ums Giessen bei Hitze und da hatten einige die Meinung man dürfe überhaupt nicht giessen, auch abends nicht, weil in feuchten Töpfen bei Hitze die Wurzeln der Kakteen "verkochen" würden. Ich selber hab mich aber an der Diskussion nicht beteiligt, weil mir für so einen Unsinn meine Zeit zu schade ist. Verkochte Wurzeln hab ich noch nie gesehen, vertrocknete aber schon ;)

  • Gießen im Sommer, die unendliche Geschichte...


    Wo wir bei den Ammenmärchen sind: auf keinen Fall beim Gießen Wassertropfen auf der Epidermis hinterlassen, da sie wie Lupen/Brenngläser wirken können. Wie oft ich diesen Mumpitz schon irgendwo gehört habe - keine Ahnung. Jedenfalls ist mir das sicher schon öfter passiert, dass beim Gießen auf der Pflanzenoberfläche Tropfen zurückgeblieben sind (im Scheitel oder generell auf Lithops klappt das prima), aber Brandlöcher habe ich noch nie in meinen Pflanzen gehabt und gebrannt hat es im Gewächshaus erst recht noch nicht.


    Außerdem: generell stressen (gießen) nur Zeitgenossen, die sich den Hut mit dem Kran aufsetzen, zu solch einer vollsonnigen Tageszeit ihre Pflanzen, so dass überhaupt eine solche Gefahr bestünde.


    Was ich hingegen beobachten konnte: stark erwärmte Pflanzen öfter mit zu kaltem Wasser (frisch aus der Stadtwasserleitung) gegossen kann durchaus zu hässlicher Verkorkung am Wurzelhals führen - zu meiner Anfängerzeit hab ich das super hinbekommen... Wenn die Temperaturdifferenz zwischen Pflanzen und Wasser hingegen nicht zu hoch ist, verschafft man ihnen später am Tag eine willkommene und förderliche Abkühlung. Wenn es im Habitat tagsüber regnet, stirbt die betroffene Population ja auch nicht gleich aus, im Gegentum. Wäre ja auch irgendwie nicht im Sinne ihres biologischen Auftrages... ;)


    Zum Thema Temperaturen ist mir nur bekannt, dass Kakteen so genannte CAM-Pflanzen sind, die bei zu hohen Temperaturen ihre Photosynthese-Tätigkeit über die nächtliche Speichermöglichkeit von CO2 durch (Apfel-)Säurebildung "angepasst haben" und somit tagsüber die Spaltöffnungen geschlossen halten können, zumindest zur CO2-Aufnahme. Foren-Streber können hier den kompletten Crassulaceen-Säurestoffwechsel auswendig lernen...:cwm12:


    Temperaturen Anfang 20 Grad halte ich schon für arg unwahrscheinlich, damit wären Kakteen ja zur Hauptwachstumszeit reichlich zur Untätigkeit verdammt. Ich wiederum habe so etwas um 35° Grad im Hinterkopf, aber das ist wohl genauso wenig pauschal zutreffend, wenn man die Bandbreite von Copiapoen in der Atacama, Gymnos im Grasland oder Schlumbergera aus dem Regenwald abdecken will. Zudem kommt sicher noch die Bodentemperatur bzw. Höhenlage/UV-Intensität, Wind, Luftfeuchtigkeit etc. am Wuchsort mit hinzu. Aber ich finde, dass das Wetter in unseren, aus kaktologischer Sicht zumindest, halbwegs moderaten Breiten nicht oft an jene Grenzen führt, die man nicht mit Schattierung, Belüftung, Gießzeitpunkt etc. halbwegs im Griff behalten kann. Von daher kann man so mancher Diskussion durch aufmerksames Beobachten und etwas gesundem Menschenverstand schon von vorneherein aus dem Weg gehen.


    Wichtig finde ich, [...] Behauptungen zu hinterfragen

    Und genau so. :thumbup:

  • Stimmt im Internet findet man oft so einen Blödsinn, der von vielen dann auch noch vehement verteidigt wird.

    Ich erinnere mich da an eine Diskussion bei Facebook in einer Kakteengruppe, da gings auch ums Giessen bei Hitze und da hatten einige die Meinung man dürfe überhaupt nicht giessen, auch abends nicht, weil in feuchten Töpfen bei Hitze die Wurzeln der Kakteen "verkochen" würden. Ich selber hab mich aber an der Diskussion nicht beteiligt, weil mir für so einen Unsinn meine Zeit zu schade ist. Verkochte Wurzeln hab ich noch nie gesehen, vertrocknete aber schon ;)

    Ich weiss welchen Artikel du meinst. Ich habe ihn auch gelesen. An so einer schwachsinnigen Diskussion wollte ich mich nicht beteildigen. Das hat mir aber auch meine Einstellung zum Internet und den digitalen Medien bestätigt. So wenig wie möglich drauf schauen oder lesen. Zeit ist kostbar und dort verschwendet man sie sehr oft und zuviel.


    Lieben Gruss

  • Ich habe ebenfalls bei großer Hitze gegossen. Natürlich Abends. Die Hitzeperioden sind in der letzten Zeit so lang anhaltend, dass würde gar nicht anders funktionieren. Der Gießabstand wäre viel zu lange. Als ich ebenfalls von den vermeintlich "gekochten Wurzeln" gelesen habe, hatte ich zeitgleich Wurzelverlust an einigen alten Echinopsen. Die hatte ich allerdings in einem mineralischen Substrat mit hohen Lehmanteil kultiviert. Das mache ich nie wieder, es war ein Fertigsubstrat.. Der hohe Lehmanteil hat zu einem verbacken des Substrats geführt und die Feuchtigkeit innerlich sehr lange gehalten.

    Ich habe das Substrat gewechselt und gieße nach wie vor auch bei hohen Temperaturen in den Abendstunden.

  • superschön erklärt Tim- und absolut alles richtig! Besonders der Hinweis wegen kaltem Wasser bei Hitze, das ist für viele Kakteen, besonders den Nordamerikanern und da absolut den Ariocarpen die Hölle- die verkorken schneller als einem lieb ist- wenn Zeit ist, bzw. generell im Frühjahr wenn das Zisternenwasser wirklich A..kalt ist, lasss ich es erst einmal bei schönem Wetter an einem an den Hängen montiertem 25m Schlauch solange zirkulieren bis es einigermaßen erträglich ist. Vorher habe ich dafür 2x 500L Fässer befüllt. Das kann durchaus mehrere Stunden dauern, dafür ploppen die Pflanzen förmlich auf. Und ja- leider stimmt es wirklich, dass Kakteen, besonders wenn sie prall sind, also frisch gegossen- verkochen können- das geht binnen weniger Stunden. Selbst Echinocactus horizontahlonius habe ich damit schon verloren, aber auch Astrophyten, Matucanen....seitdem bin ich da eher vorsichtig geworden, Pflanzen auf den Hängern, bei denen die Hitze ansteht, bei zu großer Hitze zu wässern. Man muss eben abwägen, was wo steht, was wie im Wuchs ist...da spielen viele Faktoren eine Rolle. Wenn ich z.B. manche kleinwüchsigen Lobivia haematanthas beobachte, die regelrecht mumifizieren, nur um ihre viel zu großen Blüten noch auszubilden, grenzt das für mich eh schon an Selbstmord. Da dann auch nicht zu gießen ist dann eher vorsätzliche Beihilfe zum Suizid....:saint:

    Avatarbild zeigt die "geilste" Selektion aus der Kreuzung L.ferox x pampana bei den Hofers die "Feuergöttin Chensit" :cwm69: (Bild stammt von Manfred aus Dessau)

  • Und ja- leider stimmt es wirklich, dass Kakteen, besonders wenn sie prall sind, also frisch gegossen- verkochen können- das geht binnen weniger Stunden.

    Verstehe ich zwar nicht, aber wenn es so sein sollte....

    Die meisten meiner 2-3jährigen Sämlinge stehen oben auf dem Regal, da wo es am kuscheligsten ist. Ich gieße die Abends, wenn kein Sonnenstrahl mehr ins GWH dringt. Wenn ich nicht ausnahmsweise gedüngtes Wasser gieße, dann Grundwasser mit Pumpe und Brause, ist auch zu dieser Jahreszeit recht kalt. Die Sämlinge gedeihen prächtig.

    Gebe aber auch zu, es sind eigentlich fast ausnahmslos THs, einige mit EH Beteiligung, vielleicht auch mal irgendwann in der Ahnenreihe Lobivia.

    Was die Behandlung meiner Kakteen angeht, bin ich rigoros, wer das nicht verträgt, verabschiedet sich dann von selbst. Extrawürste gibt es, wenn nur beim leckeren Grillen.