Unterlage sieht schlecht aus - was tun?

  • Hallo zusammen


    Ich habe eben gesehen, dass bei einer meiner Pfropfungen vom letzten Herbst die Unterlage nicht gut aussieht. Das Kindel ist eigentlich ganz gut angewachsen und hat auch schon begonnen zu wachsen.
    Die Unterlage fühlt sich relativ gummiartig an - allerdings sind die ja im Winter eigentlich alle nicht gerade prall.
    Was meint ihr? Soll ich versuchen das Kindel umzupfropfen oder es erstmal in Ruhe lassen?


    Viele Grüße,

    Katja



  • Hallo Katja,


    das sieht mir nach einem klassischen Kälteschaden aus. Ich würde die Pflanze umgehend ins Haus holen und wärmer stellen.

    Die Flecken sollten sich aufgrund der wärmeren Temperaturen dann nicht weiter ausbreiten. Die hellbraunen Stellen werden mit der Zeit dunkler und verkorken.


    Mittelfristig würde ich die Unterlage in jedem Fall gegen eine hart gezogene austauschen, sonst hast du das Problem im nächsten Winter erneut. Das kannst du allerdings erst dann in Angriff nehmen, wenn der Pfröpfling und die Unterlage im Wachstum sind. Falls du aktuell über eine Umpfropfung nachdenkst, muss du die Unterlage und den Pfröpfling ins Haus holen, gut angießen und mindestens 2-3 Wochen im Warmen stehen lassen, bis der Kreislauf wieder aktiviert ist und du pfropfen kannst.

  • Danke.
    Die Pflanze stand gar nicht draußen sondern an einem Fenster in einem ungeheizten Raum. Ich denke es war da zu keinem Zeitpunkt unter 8°, also kann ich einen Kälteschaden wohl ausschließen. Ich habe sie jetzt ins Wohnzimmer geholt, aber ich habe halt Sorge, dass das im Inneren zum Kindel kommt.
    Im Moment habe ich leider keine größeren Unterlagen, die richtig im Saft stehen. Habe jetzt zwei in die Anzuchtbox gestellt und gut angegossen, aber was mache ich bis dahin mit dem Kindel?

  • Ich konnte schon mehrmals fast verloren Fälle "reainimieren" in dem ich mit einem systemischen Pilzmittel ran gegangen bin.

    Ich habe dazu Aliette bzw. jetzt Alitis verwendet und die Pflanze damit kräftig gegossen und anschließend nochmal von allen Seiten besprüht. Nach einer Woche das Ganze nochmal wiederholt.


    Gruß Bernhard

  • Ich habe jetzt mal reichlich Alitis verabreicht.


    Mal noch ein weiterer Gedanke: Meint ihr es würde Sinn machen ein Stück von Pfröpfling und Unterlage abzuschneiden und dann das Stück des Pfröpflings als Areolenpfropfung auf eine gesunde Unterlage zu pfropfen? Etwa so:


    Dann könnte ich auch besser abschätzen wie es um die kranke Unterlage bestellt ist.

    Oder ist das zu viel Stress für die Pflanzen?


    viele Grüße,

    Katja

  • Hallo Katja,


    solche Flecken entstehen meiner Ansicht nach bei feuchten Wintern. Das hängt auch nicht immer alleine an der Temperatur,

    sondern vor allem auch an der Luftfeuchtigkeit ggf. fehlender Luftzirkulation, Gewöhnung der Pflanze, allgemeine Vitalität, Vorerkrankung der Pflanze, die dann bei ungünstigeren Bedingungen ausbricht...

    Ich hatte dieses Schadbild vor 4 oder 5 Jahren mal bei Sämlingen, die ich auch in der Wohnung in einem ungeheizten Zimmer überwintert hatte.

    Da war es auch nie unter 6-8 Grad. Ebenso hat die Luftfeuchtigkeit laut Hygrometer gepasst. In der Ecke des Zimmers war es dann aber offenbar doch zu feucht da die Luftzirkulation fehlte. Weiterhin waren auch nur bestimmte Kreuzungen betroffen.

    Ich stimme Bernhard zu, dass es sich wahrscheinlich um einen Pilz handelt, der dann als Folge in geschwächtem Gewebe entstehen kann.


    Sämlinge mit einem solchen Schadbild sortiere ich grundsätzlich aus, weil ich zur Weiterzucht natürlich nur robuste Pflanzen verwende. Deshalb habe ich beispielsweise auch die eigentlich sehr schöne Hybride "Sonnenbraut" aus meiner Sammlung verbannt, weil sie gerade im unteren Bereich leider zu Fleckenbildung im Winter neigt.

    Die Symptome die letztlich als Flecken erkennbar sind, sind auch bei deiner Pflanze erstmal nur im geschwächten Gewebe. Das Schadbild ist klar abgegrenzt, wobei die Sporen natürlich auch noch weiter im Gewebe sein können, ohne dass dort bis jetzt Schaden entstanden ist weil die Pflanze sich natürlich dagegen wehrt. Oft sieht man auch an Agaven solche Pilzflecken, die dann aber eintrocknen. Wärme und damit einhergehende trockene Luft verschlechtert die Lebensbedingungen für den Pilz, was in vielen Fällen schon ausreicht. Du hast darüber hinaus ein Pilzmittel verwendet, was weiterhin sicher hilfreich ist. Ich denke mehr kannst du im Moment nicht tun.


    Wenn du einen Teil der Unterlage abschneidest, schwächst du die Pflanze, die sich dann nicht mehr so gut wehren kann. Außerdem würdest du den Pilz auch mit desinfiziertem Messer durch den Schnitt nur weiter verteilen. Davon würde ich dir klar abraten.


    Ich sehe 2 Möglichkeiten:

    Entweder du lässt es so wie es ist. Du hast wie gesagt viel Gutes für deine Pflanze getan, was nun erst einmal wirken muss! Das Ganze müsstest du dann natürlich engmaschig weiter beobachten.


    Oder du schneidest das komplette Kindel runter und lässt es zwei Wochen im Zimmer liegen, um es dann zu pfropfen, sobald deine Unterlagen im Wachstum sind.


    Ich finde es toll, wie du dich um die Rettung deiner Pflanze einsetzt. Die scheint dir sehr wichtig zu sein.

    Darf ich aus Neugierde nachfragen, um welchen Pfröpfling es sich handelt?


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Michael,


    Danke für die Erfahrungen, die du hier teilst. Ich werde also für viel Luftzirkulation in einem warmen hellen Raum sorgen und dann genau beobachten und hoffen dass es gut geht.

    Das ist eine Colour Crunch, die ich auf meinem etwas größeren Umweg vor dem Regensburg-Treffen von Michi bekommen habe. Ich kann leider kein Foto davon finden. Hab es mir blöderweise nicht abgespeichert und im Netz finde ich auch grad keines.


    Viele Grüße,

    Katja


    PS Es gibt ja hier doch ein Foto

    hybridenforum.de/fw5/gallery/index.php?image/6395/

  • Hallo zusammen,


    Vielleicht habe ich ja doch eine mögliche Unterlage, die "im Saft" steht.



    Der sprang mir eben beim Farne-gießen ins Auge.

    Hatte ihn neulich im Netto mitgenommen und er stand seit dem im warmen Wohnzimmer am Fenster und hat da auch Wasser bekommen (der war sogar für spätere Pfropfungen gedacht).

    Könnte ich den als Unterlage nehmen? Saftig sieht er ja aus - ich habe nur noch nie etwas auf einen Ferocactus (richtig?) gepfropft.


    Viele Grüße,

    Katja

  • Update:


    Nachdem die Unterlage einen immer gelblicheren Farbton bekommen hat, habe ich gestern dann doch umgepfropft auf einen Jusbertii, der die letzten Monate auf der Fensterbank stand und immer mal wieder mit einigen anderen Pflanzen Wasser bekommen hatte. Also weiter warten und Daumen drücken.


    Da die Unterlage nicht mehr aussah als ob da noch was zu retten wäre, habe ich sie mal zerschnitten um zu schauen wie das Problem im Inneren aussieht.
    Das habe ich gefunden:




    So sah das Innere praktisch rund herum aus - in unterschiedlichen Ausprägungen. Die dunklen Flecken auf dem zweiten Foto sind Löcher. Diese Durchlöcherung war überall - von oben bis ganz runter - unten allerdings weniger. Ich habe mal einen Mini-Stumpf stehen lassen.


    Sieht das so bei einem Pilzbefall aus?


    Viele Grüße,

    Katja

  • Das war ja höchste Zeit. Gut das Du reagiert hast. Drücken Dir die Daumen das die Pfropfung was wird.

    Gruß


    Konrad


    ----------------------------------------------------------------------------------


    Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.

    Würde der Städter kennen, was er frisst, er würde umgehend Bauer werden.


    Oliver Hassencamp

    (Dt. Kabarettist und Schauspieler, 1921 - 1988)

  • Hallo Katja,


    da hast Du ja nochmal Glück gehabt. Ob Pilzbefall, Bakterieninfektion oder was auch immer der Auslöser war, lässt sich anhand des fauligen Gewebes nicht wirklich beurteilen. In diesem Stadium würde eine mikroskopische Analyse auch viele andere Organismen anzeigen, die an der Zersetzung der abgestorbenen Zellen beteiligt sind. Da macht es dann nicht mehr groß den Unterschied ob wir ein gammliges Stück Käse betrachten oder einen alten Kaktus. ;)


    Ich drücke Dir die Daumen, dass die Notpropfung klappt! :thumbup:

    Beste Grüße,

    Sami


    "Kakteen lehren dich, Ehrfurcht vor der Natur zu haben und ein Meister der Geduld zu werden." Avatar: RL.2005.0031.WZ.001 ( = Wörlitz x Cantora Gelb )

  • Hallo Katja


    du hast das einzig Richtige getan, den Pfröpfling so schnell wie möglich von der Unterlage wegnehmen. Die Unterlage stand zu nass und die Wurzeln sind gefault, die Fäulnis ist von den Wurzeln durch die Unterlage hochgestiegen (Schwarzfäule) und reichte bis zum Pfröpfling hinauf. Da nützt auch das beste Pilzmittel nichts mehr, aber es wäre nicht mehr lange gegangen, hätte der Pilz auch noch den Pfröpfling ins jenseits befördert. So wie es aussieht hast du vor der Pfropfung richtigerweise noch eine Scheibe von ihm weggeschnitten. Im Moment sieht die Pfropfung gut aus und ich hoffe, dass es so bleibt. Sei auf jeden Fall wachsam, es ist - auch wenn optisch nicht sichtbar - nicht ausgeschlossen, dass der Pfröpfling bereits infiziert war!


    Viele Grüsse


    Erich

  • Da die Unterlage nicht mehr aussah als ob da noch was zu retten wäre...

    Ach komm, jetzt stell' Dich nicht so an. Das wird noch. Eichenmoostee 93,7%ig sprühen und gut. Cranberryextrakt (aber unbedingt den ohne Curry nehmen!!) geht auch...:todlach:


    Ich hatte Unterlagen, die Deiner sehr ähnelten. Meist habe ich solche Kandidaten immer erst im März oder später entdeckt - aber wirklich draufgegangen ist mir von den Pfröpflingen selten einer, die Unterlagen natürlich alle. Wie sah die Colour Crunch aus? Sie ist ja jetzt etwas flacher, ich vermute aber, das ist nur dem neuen Schnitt geschuldet? In jedem Fall tust Du recht, die neue Pfropfung ebenfalls systemisch fungizid zu gießen.


    Mir sind solche Missgeschicke übrigens ausschließlich mit frisch gemästeten und aufgepumpten Holland-Torfjusbertii passiert. Seit dem enttorfe ich sie, pflanze in 80-90% mineralisches Zeuch und kultiviere sie ganzjährig verlustfrei! draußen (ok, so bis -10° sagen wir mal), haste ja auf den Terrassenfotos letztes Jahr gesehen. Nachteil ist dabei lediglich, dass sie etwas später ihre Wachstumssaison beginnen, aber eben rubust wie die Sau sind.


    Ich drück auch mal Daumen. :psb20:

  • Eichenmoostee 🤪


    Ich habe die Colour Crunch 2mm über der vorherigen Pfropfung abgeschnittenen und sie sah ok aus. Wobei sich das natürlich trotzdem schon unsichtbar ausgebreitet haben kann. Die neue Pfropfung bekommt jetzt auch Alitis und gedrückte Daumen.

    Die alte Unterlage stand in mineralischen Substrat auf der Fensterbank bei ca 8°-12° und hat zwischendurch schon ein paar mal etwas Wasser bekommen. Vielleicht war das schon zu viel.