Winter 2021

  • Hallo liebe Hybridenfreunde, ich hoffe das euch die Kälte und der ganze Schnee keinen Schaden zufügt,

    weder im privaten noch im Hobbybereich. Die augenblicklichen Temperaturen sind -6°C und es soll hier bis

    -17°C kalt werden. Meine Trichos hatte ich bis -2 Grad vor einer Woche noch im Frühbeet stehen, habe sie

    aber nun in den Keller gestellt. Da passt nun nicht mal mehr ein 5er Topf rein. Wenn ich mir diesen Unterstand

    betrachte, bin ich froh dass ich mich von vielen Hybride getrennt habe. Ich werde nun ohne Heizung die Hybriden

    Bis März in Ruhe schlafen lassen. Verloren habe ich bis heute 3 Kakteen, 2 Gepfropfte auf Jusbertii und eine

    wunderschöne Lo-Hybride.

    IMG_20210208_104706.jpgist zwar Winterhart aber nun steht sie abgepustet im Keller.

    IMG_20210208_105436.jpgmein Frühbeet, war vollgepackt mit Tricho-Hybriden ohne Heizung

    IMG_20210208_105754.jpgsogar am Spülbecken wurde Platz geschaffen:D


    bleibt gesund, der Frühling ist nah :*

  • Hallo zusammen


    Das ist ein interessanter Beitrag und ich schreibe mal meine Erfahrungen.

    Ich besitze kein Gewächshaus und meine trichos werden überall im Haus verteilt.

    Da müssen die bei ab und an - 10 Grad auch mal durch. Bisher ohne Probleme.

    Die vielgepriesenen kälteresistenten jusberti, u. ä. verabschieden sich da eher, so ist meine Erfahrung.

    Dafür überwintern ich alle hylocereus undatus Unterlagen bei 8 grad seit vielen Jahren ohne Probleme.

    Ich habe den hylo allerdings aus der Wildnis von kreta mitgenommen.

    Ich hoffe es schreiben hier mal noch ein paar Züchter zu ihren Bedingungen. Ist echt interessant.

  • Hallo Zusammen, interessanter Beitrag .Wie sind denn Eure Erfahrungen im Hinblick auf Trichohybriden und Minusgrade ? Bei vorhergesagten Minusgrade 20 bis 25 reicht ja so manche Heizung im GWH nicht aus. Temperaturen in dieser Größenordnung gab es ja zuletzt in den 70 ern.? Vlg Rainer

    Hallo Rainer, ich hatte meine Tricho-Hybriden bei -2 bis -4°c ohne Heizen im Frühbeet und das stocktrocken. Bei mehr Minusgraden und das über Tage würde ich es nicht wagen. Da müsste es vielleicht tagsüber richtig warm werden. Tim hat auch mal geschrieben dass sie einiges an Frost vertragen aber bei Dauerfrost gehe ich auf Nummer sicher.

  • Als am 31. Januar absehbar wurde, dass die -7°C nicht einmalig würden, bin ich feige geworden und habe den Großteil der Echinopsen auch ins GWH geschafft. Ein paar Lobivien und viele EC(H) dürfen aber weiter draußen im Schnee spielen. Sollten nächste Wochenmitte tatsächlich deutlich zweistellige Minusgrade eintreten, werde ich den Schneeschieber aus der Garage holen und ihnen einen guten Haufen Schnee drübberschaufeln. Bild von eben:


    Frierfrösche mit Puderzucker 21.jpg

  • Ich habe beim Blick auf die vorhergesagten Temperaturen hier dann mal den gesamten Inhalt meines Gewächshauses ins Schlafzimmer geräumt. Ich denke zwar, dass ich das GWH mit der Heizung schon frostfrei halten könnte, aber da müsste die Heizung wahrscheinlich auf höchster Stufe durchlaufen - und wenn der Strom wegen dem Wind und dem Eis ausfallen sollte, würden die Kakteen erfrieren. Das muss ja nicht sein.

    Ich habe dann mal alles von draußen auf dem Balkon ins leere GWH gestellt.


    Hilft das denn so viel mit dem Schnee auf die Kakteen aufhäufen? Wird es dann bei -15° nicht auch unter dem Schnee richtig kalt?

    Ich dachte bisher, dass das Aufhäufen von Schnee bei Pflanzen eher davor schützt, dass durch den Frost im Boden und mögliche Plusgrade tagsüber oberhalb des Schnees Trockenschäden entstehen können - weil oben Wasser verdunstet und von unten nichts nachkommen kann. Aber das ist bei Kakteen sicherlich nicht das Problem.

  • Das Aufhäufen nimm bloß nicht für bare Münze im Sinne von "Statistisch signifikante Unterschiede wissenschaftlich belegt", sondern es entspringt unterschiedlichem (Halb-)Wissen, Erkenntnissen und Beobachtungen. Und Romantik mit Faulheit. Zusammengesetzt zu (m)einer sicher "speziellen" Patchwork-Logik.


    1. Schnee isoliert. Mehr als kein Schnee. Mehr Schnee noch mehrerer. Iglu-Style...

    2. Bei manchen Freiland-Opuntien zu beobachten ist das Niederlegen vor dem Winter durch gezielte Dehydrierung, es heißt, verschiedene Pflanzen können "absichtlich" Wasser abgeben. Ob über die Epidermis oder die Wurzeln oder ob sie einfach nur irgendwann keines mehr aufnehmen - keine Ahnung. Auch kann der Grund dafür nicht eindeutig ausgemacht werden. Mal heißt es, das Niederlegen würde erfolgen, um Winterstürmen keine Angriffsfläche zu bieten, mal heißt es, damit sie möglichst sicher frühzeitig unter einer Schneedecke geschützt sind. Hm. Und nochmal: unter dem Schnee ist sicher nicht ganz so eisig wie darüber, und bestimmt kann durch minimale Oberflächenbelüftung auch weniger Wasser "abhanden" kommen. Hatten wir nicht 2012 deutschlandweit solch fiese Kahlfröste, bei denen zahllose Rosen und Hibisken etc. in den Gärten weggefroren sind? Gleichzeitiger Schnee hätte soetwas bestimmt zum Teil verhindert.

    3. Hans Frohning hat in seinem Büchlein "Kakteen in Eis und Schnee" ebenfalls gezeigt, dass (auch manuell) beschneite Kakteen besser überwintern als nackte.

    4. Gerade bei Echinocereus & Co. findet in vielen Habitaten um diese Zeit die Schneeschmelze statt. Bislang habe ich meist so in der dritten Februardekade im Freiland angegossen, weitestgehend ungeachtet der Außentemperaturen, um die Schneeschmelze zu simulieren. Dieses Jahr könnte ich somit die Schneeschmelze mit einer Schneeschmelze ersetzen. :cool: In deren Heimat kann die so heftig ausfallen, dass Pflanzen im ungüstigsten Fall tagelang unter Wasser stehen, weil der Boden noch nicht aufgetaut ist. Und da die Kinders doch bestimmt Heimweh haben, sollen sie sich ruhig mal wieder zuhause fühlen...

    5. Mit einem dicken Haufen Schnee auf der Mütze geht das Auftauen langsamer, gleichmäßiger und vielleicht/hoffentlich schonender.

    6. Den Schnee sprühe ich nach dem Häufeln mit Baldrianblütenextrakt ein - so haben die Pflanzels sofort nach dem Autauen BBE und kalkfreies Wasser bis zum Bauchnabel in den Schalen, sind gleich vom Winterschmutz befreit und ich hab das Thema "Echinocereen gießen" auch noch locker bis Mitte Mai von der Backe.


    Klingt das ein bisschen kluk?

    :/

  • :) das klingt nach praktikablem Patchwork. ;)


    Ich habe heute morgen mal Thermometer verglichen:

    Außen ungeschützt an der Hauswand -13°

    Auf dem Balkon unter gut 10cm Schnee -7°

    Im ungeheizten GWH auf dem Balkon -6°


    Da aber das Thermometer an der Hauswand unter dem Balkon ist und die anderen auf dem Balkon, kann ich nicht wirklich sagen, ob es an der Position oder dem Schnee liegt. Ich werde mal noch auf dem Balkon eines über dem Schnee anbringen und morgen früh nochmal ablesen.


    Bei dem Einsprühen des Schneehaufens mit BBE habe ich mich gefragt, ob das dann nicht zu sehr verdünnt ist? Aber da kann ich aus Mangel an Erfahrungswerten noch nicht mitreden.


    Bei dem Niederlegen der Kakteen im Winter wäre meine Theorie, dass dies zum Frostschutz geschieht. Wasser deht sich ja beim Gefrieren aus und wenn die Zellen prall mit Wasser gefüllt sind und dann gefrieren platzen sie auf. Also weniger Wasser = Platz zum Ausdehnen beim Gefrieren = Pflanze ok. So zumindest meine Theorie.
    Wie die Pflanzen das Wasser im Vorfeld loswerden... grob geraten halte ich das für eine Mischung aus kein Wasser aufnehmen und Wasser verdunsten, aber ich habe mich dazu nie mit irgendwelchen wissenschaftlichen Fakten beschäftigt.


    Das mit Echinocereus und Schnee(-schmelze) ist aber schon mal ein guter Hinweis. Das wußte ich bisher nicht. Ist mein erster Winter mit Kakteen und ich habe letztes Jahr auch Echinocereus ausgesät. Die stehen jetzt trocken im Gewächshaus. Vielleicht sollte ich da auch etwas Schnee rein schaufeln? Liegt ja genug auf dem Balkon.

  • Ich schubs mal noch ein paar Zeilen nach und bin dann wieder still, ich will dem Hardy das TH/LH-Winterthema nicht noch weiter zupinseln und freue mich vor allem noch auf andere Erfahrungen.


    Ich bin mir halbwegs sicher, dass der isolierende Effekt wegen der gespeicherten Wärme am stärksten bei Pflanzen mit Bodenkontakt zum Tragen kommt, zumindest unterhalb des Gefrierpunktes. Ist ja auch bei genauerer Betrachtung logisch: liegt kein Schnee, kann bei gleichen Temperaturen der Boden viel direkter und folglich auch tiefer durchfrieren. Dass der Schnee auch als "Kühlakku" fungiert kommt hingegen stärker beim Auftauen zum Tragen. Darum vermute ich, dass es unter einer Schneedecke am Boden wärmer ist als unter einer auf dem Balkon. Spoantan klingt das erstmal unrund, da es bei den ersten Frösten im Jahr ja immer als erstes am Boden zur Sache geht ("Bodenfrost").


    Beim BBE habe ich eh immer eine hoffnungslose Überdosierung (so wenig KANN doch gar nicht wirken...), und falls alles Schmelzwasser in den Euroschalen landet, ist der BBE ja auch wieder mit dabei. Ist eh alles empirisch und unwissenschaftlich bauchgefühlt.


    Zum Niederlegen: das ist vermutlich mindestens noch artabhängig und ohnehin multikausal. (Trocken-)Phasen mit verminderter Turgeszenz haben ja all unsere Sukkus im Jahresverlauf - aber nur wenige legen sich dabei hin, auch im Winter nicht. Nicht platzen mit vermindertem Saftdruck kann man auch im Stehen, ich denke, dass ist eher "bauartbedingt". Für den Witterungsschutz / Angriffsflächentheorie spricht aber vor allem, dass dieses Niederlegen auch bei Regenperioden erfolgen kann - (heftiger) Dauerregen wird ja nicht selten von starkem Wind / Sturm begleitet. Und der Wassergehalt in den Pflanzen ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich eher hoch als niedrig. Vielleicht findet das ja mal irgendwer raus.


    Ich habe eben vorsichthalber nochmal bei Frohning nachgelesen: "In jahrzehntelangen Versuchen habe ich noch keinen einzigen Kaktus gefunden, der -25 bis -30°C aushält, aber nur dann, wenn er "absolut trocken" steht." Er empfiehlt, Minimaltemperaturen im GWH auf höchstens -10° C zu begrenzen bzw. lässt er sie dann im Freiland einschneien oder beschaufelt sie. Parallel dazu geht er auf die praktisch zu vernachlässigenden Heizkosten für -10°C ein. Kritisch ist ein offenes GWH, das käme ja bei so niedrigen Temperaturen praktisch dem Kahlfrost gleich. Nicht unerwähnenswert (war mir auch nicht mehr auf dem Schirm): Jungpflanzen können Kälte oftmals viel besser ab als alte Triebe. Was ich als Beweis gelten lasse, dass so ein Kaktus schließlich auch nur ein Mensch ist...

  • Schnee isoliert definitiv besser als ein ungeheiztes GWH.

    Heute morgen abgelesen:

    Thermometer in der Luft hängend -13° (unter und auf dem Balkon)

    Im GWH -9°

    Unter knapp 10cm Schnee neben dem GWH -8°


    Nach dem, was ich jetzt hier gelesen/gelernt habe, werde ich alle winterharten Arten in Zukunft möglichst unter einem Schneehaufen überwintern. Soll ja wegen der Klimaerwärmung auch häufiger mal richtig Winter werden.

  • Patrick, hast Du Erfahrungen mit Trichos im Freiland überwintern? Immerhin bekommen doch manche Jungs auch ordentliche Minusgrade in ihrer Heimat ab?

    Hallo Tim, ja, hatte ich mal versucht aber das ist sehr schwierig hier. Man muss halt sehr gut aufpassen dass die Kakteen trocken bleiben und sobald es so in die zweistelligen Minustemperaturen geht ist eigentlich schluss. Kommt halt auch immer drauf an wie gesund die Pflanze ist und um welche Art es sich handelt. Die großen Helianthocereus Kakteen wie Trichocereus terscheckii, Trichocereus pasacana, Trichocereus tarijensis etc sind am frosthärtesten. Ich habe mit dem Thema Freilandhaltung von Kakteen hier abgeschlossen. Es sind nur ein paar Grad die fehlen, aber die sind halt entscheidend.

  • Zwei Fotos, die etwas von der Strategie winterharter (bzw. auch frostfester) Kakteen zeigen, um die kalte Jahreszeit zu überleben.

    Im Vergleich zu der jetzt aktiven Pflanze ist gut zu sehen, wie z. B. Cylindropuntia imbricata sowie ein Echinocereus trigl.? (mit verschneitem Etikett) durch Abbau von Zellflüssiggkeit die Gewebespannung verringern und damit auch die Konzentration von Salzen in der Zelle erhöhen. Beides verhindert oder vermindert das Gefrieren des Zellsaftes und als Folge das Aufplatzen der Zellwände. Der Vorgang ist ab dem Herbst mit beginnendem Temperaturrückgang zu beobachten. Ich habe bisher nicht darauf geachtet, ob der Auslöser eher einzelne Temperaturtiefs oder die Ø-Temperatur ist.


    Das Substrat für dieses Beet besteht aus ca. 70 cm reiner Lava und ist prinzipiell unverändert seit einigen Jahrzehnten derartig genutzt. Wegen des gut drainierenden Substrats und einer schützenden Hauswand nordseitig habe ich da noch niemals eine Winterschutzmaßnahme vorgenommen.

    Temperaturen mit bis zu -20° C waren in dieser kein Problem, egal ob mit Schneebelag oder als Kahlfrost.

    Schäden oder einzelne Verluste hatte ich im Einzelfall einige (wenige) Male in nassen Wintern mit langen +Temperaturen und Dauerregen.


    RN 008 (13).jpg   RN 008 (15).jpg

  • ...die Konzentration von Salzen in der Zelle erhöhen...

    Vorlaute Zwischenfrage:


    Die Salzkonzentration wird ja in diesem Zusammenhang gerne öfter genannt. Kennst Du zufällig irgendwo eine Quelle, die sich damit mal näher beschäftigt hat? Nicht im Sinne der Beweisführung, sondern einfach mal um herauszufinden, wie groß dieser Faktor wirklich ist oder ob das eventuell eines dieser "Ammenmärchen" ist, die man "in Sachen Kaktus" doch öfter mal antrifft. Sicher findet, zwangsläufig, eine Konzentrationserhöhung statt, die vermutlich auch eine Auswirkung haben könnte. Und doch weiß ich, dass bei maximaler Salzkonzentration (über 20%, siehe eutektischer Punkt) einer wässrigen NaCl-Lösung / Sole der Gefrierpunkt gerade mal kurz unter -20°C liegt. Auch wenn sich keine Kochsalzlösung in unseren Kakteen anfindet, bin ich mir einigermaßen sicher, dass auch bei anderen Salzen in ähnlichen Konzentrationen kein Leben mehr möglich sein dürfte. Darum wäre ich einfach nur neugierig, wie groß dieser Effekt bei welchen Temperaturen und welchen Konzentrationen tatsächlich ist - DAS ein solcher vorhanden sein muss, hat man ja die letzten Tage (zum Glück!) wieder auf den Straßen sehen können...

    :cwm71: