Grün oder dunkel —> gut oder schlecht?

  • Ich mags nicht bis ins kleinste Detail analysieren und zerlegen, dass würde ellenlang werden und vermutlich wenig bringen. Nur soviel:


    ...weniger verwegender Gen- Vermischerei eher nicht gegeben hätte...

    Heißt in freier Wildbahn Evolution. Der ist dann egal, wie verwegen es war. Und was hinterher dabei herauskommt "weiß" auch sie vor allem immer nur hinterher. Nur weil es zufällig passiert, ist es weniger grausam? Und wie kann es sein, wenn heutzutage an sich abwegige Gattungskreuzungen trotzdem funktionieren (z.B. Cleistocactus x Pseudolobivia)? Weil offensichtlich in der Vergangenheit die Natur diese Verwegenheit längst übernommen hat. Grässlich.


    ...Gerade und vor allem als Gärtner sollte man da weit gemäßigter und umsichtiger urteilen...

    Sagt wer? Steht in welcher Stellenbeschreibung? Ist in wessen Schöpfungsleitfaden verbindlich festgeschrieben?


    ...als Gärtner aus Leidenschaft...

    Ey, wenn ich mal einen Gärtner kenne, auf den genau DAS zutrifft, dann ja wohl Michi. Und glaub mal, wenn jemand seine Meinung direkt, humorvoll, urig, sympathisch, charmant und vor allem ganz ohne Blume äußern kann (und das auch immer wieder mal macht...), dann ist das - na, wer wohl - vor allem einer hier...


    Das Schlimme, Schöne, Nervige, Praktische wasauchimmer an Meinungen ist, dass man sie nur meinen muss und dabei nicht auf Fakten beschränkt bleiben muss.



    Kakteenzucht und ihre Folgen zudem mit denen der Tier-/Hundezucht vergleichen zu wollen halte ich für sehr gewagt, erzähl' das bloß keinen Veganern. Mich zumindest schreien meine jusbertii beim Köpfen noch nicht an, aber auch weder violetter Brokkoli, bunter Blumenkohl, gestreifte Auberginen noch gelber Tomatensalat (=O Farbmutationen!!) haben mich bislang beim Zubereiten bösartig angepöbelt. Aber ich bin ja eh Floraner dritten Grades - und esse nix, was auch nur einen Schatten wirft *igitt*. Die Wampe kommt nur von der ganzen Luft... :cool: Sollte man dann nicht zukünftig auch mal über ein Kaktusheim nachdenken, für ausgesetzte, verwahrloste undoder misshandelte, ungeliebte Kakteen? Michi, war da nicht mal was mit 'ner Kakteenklappe?


    Bitte: jede*r, wie ersie es für richtig/schön/sinnvoll/finanzierbar/.../praktikabel hält - egal, ob Hobby oder Gewerbe.

    :cwm71:

  • Zitat

    Ich habe im September auch ein paar sehr klein gebliebene farblich auffällige Sämlinge auf kleine Selenicereuspflanzen gepfropft und ich wollte mal nach Erfahrungen fragen. Die beiden Sämlinge haben beide eine eher auffällige Farbe und - anders als so einige andere - haben die beiden ihre nicht-grüne Farbe auch nach mehreren Wochen als Pfropfling und mit der jetzt anderen Lichtsituation behalten. Andere sind nach dem Anwachsen tatsächlich grünlicher geworden.


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    Meine Frage ist jetzt, ob ihr Erfahrungen mit derartigen Farbvarianten habt. Ist es wahrscheinlich, dass sie die Farben auch weiterhin behalten, oder werden sie je größer sie werden höchstwahrscheinlich mehr zu grün tendieren?

    Um mal wieder auf Katjas Frage zurückzukommen:

    Wie Herr Kellner schon sagte, einfach abwarten, wie die sich entwickeln kann man nicht voraussagen.

    Hier mal ein Beispiel, eine Chamaecereushybride: CHH Renate x (Tricho. schickendanzii x CH. silvestrii)

    Der rote Sämling wurde gepfropft. Mit der Zeit wurde er erst gelb, dann grüner und trieb dann grüne Glieder welche auch blühfähig sind, das wurde dann der "Gelbe Franz 2".

    Später entwickelte sich aus der gelben Basis ein chlorophyllfreier Trieb. Ich habe diesen gepfropft und vermehrt, aber bis heute hat noch keiner davon geblüht.

  • Wow. Danke, muddyliz! Solche Antworten hatte ich mir erhofft.

    Ich finde die farbliche Entwicklung sehr interessant - auch dass dann unten wieder gelbe Triebe gewachsen sind. Wie alt ist die Pflanze?


    Was mich gänzlich in Erstaunen versetzt hat war das Foto mit der Pfropfunterlage. Dass die Pflanze im Verhältnis zur ihrer Unterlage so groß ist und das noch funktioniert hätte ich nicht gedacht. Ist das üblich die Pfropfungen so wachsen zu lassen? Könnte ich dann also meine Pfropfungen einfach auf den Selenicereus-Unterlagen lassen. Ich dachte ich muss sie in einem Jahr oder so auf einen Jusbertii oder so umpfropfen... oder wieder bewurzeln.


    Viele Grüße,

    Katja

  • Aus meiner Erfahrung der letzten Jahre möchte ich noch kurz Widerspruch einlegen, wenn Kreuzungen mit vielen chlorotischen Sämlingen automatisch ein chlorotisches Elterneil/Großelternteil unterstellt wird.

    Ich kreuze jedes Jahr dies und das und jenes, immer mit normal grün gefärbten Eltern. Dabei gibt es Kreuzungen, die einen hohen Anteil an chlorotischen Sämlingen produzieren, dieses Jahr hatte ich eine Kreuzung, die bei einer absolut traumhaften 100%-Keimquote 100% chlorotische Sämlinge aufwies. Beide Elternteile sind dunkelgrün.

    Fazit: Ich notiere mir, welche Kreuzungen genetisch einfach nicht zusammenpassen. Das nennt man Erfahrungen sammeln ;).

    Und da es so unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten gibt, gibt es einfach auch keine wirklich tragfähigen Regeln beim Kreuzen. Während die eine Kreuzung "CHH1 x LH1" nur chlorotische oder kränkliche Sämlinge bringt, kann die Kreuzung "CHH2 x LH1" dagegen absolut traumhafte Ergebnisse bringen.

    Versuch macht kluch ;).

  • ...

    Ich kreuze jedes Jahr dies und das und jenes, immer mit normal grün gefärbten Eltern. Dabei gibt es Kreuzungen, die einen hohen Anteil an chlorotischen Sämlingen produzieren, dieses Jahr hatte ich eine Kreuzung, die bei einer absolut traumhaften 100%-Keimquote 100% chlorotische Sämlinge aufwies. Beide Elternteile sind dunkelgrün.

    ...

    Oh. Ich hätte nicht gedacht, dass das so extrem sein kann.
    Das ist wieder eines der Rätsel, die ich zwar super gerne im Detail erforschen (Genetik) würde, aber leider schon aus Zeitgründen wohl niemals dazu kommen werde.


    Nur nochmal wegen der Begrifflichkeiten: Wenn du schreibst „chlorotisch“, meinst du dann komplett weiß und gar nicht allein lebensfähig oder schließt das ein gewisses Spektrum in Richtung grün mit ein? Also zB ist meine farblich auffällige Samenmischung nach der Definition größtenteils chlorotisch? Oder fällt das da noch nicht mit rein?


    Anmerkung: Andere Sämlinge sehen unter den gleichen Bedingungen knackig grün bis dunkel grün aus.


    Viele Grüße,

    Katja

  • Genau so habe ich das gemeint- ich habe nicht gesagt, dass alle Kreuzungen mit vielen "grünschwachen" Sämlingen ein ebensolches Elternteil haben, das Beispiel mit den SuccSeed- Samen war nur ein solches. Ein 'Unikum', wie angegeben, kann da eher nicht der eine Elternteil gewesen sein, wenn das andere "diverse Lobivien" waren. Denn ich habe seinerzeit auf meinen 'Unikum' alles draufgeschmiert was da war, und die Sämlinge waren alle grün (habe sie dann verworfen, weil diese Bestäuberei etwas kopflos war, um es mal milde zu umschreiben).


    Was ich hervor heben wollte, aber vllt. nicht so durchkam, ist unter anderem genau was Du sagst. Notieren, bei welchen Kreuzungen das verstärkt auftritt und draus lernen. Und vielleicht auf gewisse Eltern trotz besten Aussehens dann eher verzichten, wenn sich da Auffälligkeiten ergeben. Wobei ich persönlich Sachen wie die wohl grundsätzlich hellgrüne 'Liebelei' noch gar nicht mal weiter schlimm finde. Nur ist all zu viel Ausfall natürlich kontraproduktiv.

  • Hallo Katja,


    Deine oben gezeigten Sämlinge sind alle nicht chlorotisch, es gibt halt auch Pflanzen, die sind etwas heller grün als andere, spontan fällt mir da die Yellow California ein, und deren Sämlinge sind auch meist etwas heller sind als andere aber keinesfalls chlorotisch oder krank. Deine Sämlinge werden gut gedeihen und blühen, da bin ich mir sicher......


    LG


    Peter

  • Hallo Katja,


    mit chlorotisch meine ich alle Sämlinge, die nicht genug Chlorophyll produzieren, um später auf eigenen Füßen lebensfähig zu sein.

    Es gibt bei meinen Aussaaten immer eine Streuung von unterschiedlich stark ausgeprägter Grünfärbung.

    Manche Kreuzungen bringen Sämlinge, die alle miteinander mehr oder weniger vom Schlüpfen an eine wunderbar dunkelgrüne Farbe aufweisen.

    Andere Kreuzungen bringen eine große Palette von dunkelgrün über hellgrün über gelblich, rötlich und komplett weiß. Wenn man da nichts macht sondern abwartet zeigt sich schon sehr schnell, wer genug Chlorophyll hat. Alle anderen gehen recht schnell ein.

    Ich sortiere mittlerweile auch sehr strikt aus, alles, was zu hell ist und/oder mickrig wächst fliegt beim ersten Pikieren raus. Nach meiner Erfahrung bleiben solche Sämlinge immer in der Entwicklung hinten dran, und mein Zuchtziel sind wüchsige, blühfreudige Pflanzen.

    Aber Zuchtziele sind wie immer zum Glück jedermanns eigene Entscheidung ;).

  • Moin,


    chlorotisch ist eine Pflanze theoretisch immer schon in dem Moment, in dem sie einen Chlorophyllmangel aufweist. Fragt sich nur, worauf sich der bezieht - etwa auf eine Referenzpflanze aus dem gleichen Wurf? Oder muss der Mangel so ausgeprägt sein, dass folglich Einschränkungen sicht- oder wenigstens nachweisbar sind? Mir kommt es so vor, als hätte sich bei uns Hobbytreibenden eingebürgert, dass eine Pflanze dann als chlorotisch bezeichnet wird, wenn der Mangel so ausgeprägt ist, dass sie alleine nicht überleben kann. Auf Deine gezeigten Sämlinge trifft das nicht zu, da bin ich ganz bei Peter. Wird schon. ;)


    Viele Grüße,

    Tim

  • Hallo

    Und danke für das Eingrenzen der Definition. Ich hatte bei einer Coryphantha Mischung Anfang des Jahres auch recht viele völlig weiße Sämlinge dabei, die allesamt nicht überlebt haben. Die waren dann also chlorotisch.


    Die Sämlinge vom Foto sind allesamt viel kleiner als alle richtig grünen - ich werde sie aber noch eine Zeit beobachten und schauen, welche mir vom Körper her gefallen. Die sind aber so definitiv nicht mein Zuchtziel. Im Moment habe ich aber auch noch kein richtiges Platzproblem, da ich ja vor ein paar Tagen herausgefunden habe, dass mein Treppenhaus wohl ein ideales Winterquartier für Kakteen sein sollte, wird mein theoretischer Platz für Kakteen eigentlich nur definiert durch die Fläche, die ich im Sommer draußen vor ausdauerndem Regen schützen kann. 😁


    viele Grüße,

    Katja

  • Chlorotisch/ Chlorose bezeichnet eigentlich botanisch korrekt zwar einen Chlorophyllmangel, aber in der Regel einen durch Nährstoffmangel, Virose oder zB zu alkalisches Substrat, aber auch durch Trockenschäden verursachten- also mehr oder weniger durch Kulturschäden.

    Bei weißen etc. Sämlingen ist ein genetisch bedingter Chlorophyllmangel bzw. kompletter Verlust die Ursache, weswegen man da eher von Albinos sprechen sollte. Die bei Pflanzen wie schon erwähnt durchaus häufiger sind als variegate/ panaschierte, aber nur nicht so auffallen, weil sie sehr schnell absterben, wenn die Reserven aus den Samen aufgebraucht sind.

  • Sage ich doch- schreibe doch nirgends, dass Albinos Mangelerscheinungen sind. Mangelerscheinungen können ähnliche Ausprägungen erreichen, verschwinden aber bei Behebung der Mängel wieder. Wirkliche Verlustmutanten werden aber immer welche bleiben.
    Gut, pflanzliche Albinos haben Mangelerscheinungen, eben den nahezu bis völligen Chlorophyllmangel, das ist ja aber kein physiologischer. Carotin oder Anthocyan, welche für gelbe/ orange oder rote/ violette Färbungen zuständig sind, können weiterhin auftreten, müssen aber nicht.


    Verzwickte Kiste- wichtig ist mir jedenfalls nur hervorzuheben, dass Variegate/ chlorophylllose nicht grundsätzlich krank sind. Ebenso wenig wie ein menschlicher (oder sonst welcher) Albino krank ist, oder Schecke. Krank im Sinne von infektiös sind virös bedingte Formen, wie zB die geflammten Epiphyllen und wohl auch manche gefiederte Echinopsis, wie zB dem Vernehmen nach die 'Pink Stripes gezackt' und alle 'Hakuun'- Astrophyten.