Emaskulierung von selbstbestäubenden Hybriden

  • Hallo zusammen,


    morgen wird meine Märchenfee blühen und ich würde gerne eine gezielte Kreuzung mit ihr als Mutter durchführen.

    Problem ist, dass die Märchenfee selbstbestäubend ist.

    Daher habe ich heute die Blüte wie im Bild zu sehen präpariert, um zu verhindern, dass Stempel und Pollen miteinander in Kontakt kommen.

    Nun meine Frage: Kann ich sie so "normal" als Mutter verwenden, oder muss ich auch auf diese Weise damit rechnen, dass die Märchenfee selbstbestäubend eine Frucht ansetzt?

    In letzterem Fall hätte ich die Blüte umsonst verunstaltet ;)

    Da es hier in der Runde viele experimentierfreudige Gesellen gibt, dachte ich, dass der Eine oder Andere sowas sicherlich schon mal ausprobiert hat und über Erfahrungen berichten kann.

    Lieben Dank schon mal im voraus.


    Viele Grüße

    Michael

  • Ich kann Folgendes beisteuern:


    Bei meiner Flamenco hat mich nicht eine Selbstfertilität gestört, aber deren verflixt kurzer Stempel. So habe ich eines Tages kurzen Prozess gemacht - und sie nicht nur entmannt, sondern fast vollständig "de-floriert", also entblütet. Nur den Stempel nebst Röhre & Fruchtknoten stehengelassen und bepinselt:




    Und nach ein paar Tagen war einigermaßen klar, dass die Befruchtung geklappt hat:



    Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen - wenn Du nichts mit dem Männerpulver anfangen willst, kannst Du durchaus beim nächsten Mal gleich alles Unbenötigte entfernen.


    Viel Erfolg, liebe Grüße!


    Tim

    :cool:

  • Hallo Michael,

    wenn ich an den Vortrag von Andreas zurück denke, hat er noch die Staubfäden entfernt um eine Befruchtung auszuschließen. Er hat bereits vor Blütenöffnung bestäubt und mehrfach wiederholt, Abstände waren glaube ich Stunden bis zu einem vollen Tag. Wenn ich mich recht entsinne um Befruchtungsbarrieren, die nach dem Öffnen der Blüte aktiv sind, zu umgehen und um einen Reiz zu erzeugen.

    PS: Die Golling hat mich mit 4 Blüten am Stück erfreut! Und hat noch mehr Knospen.


    Gruß

    Gerhard

  • Ich stelle alle meine Zuchtpflanzen vor dem aufblühen nach drinnen.

    100 prozentige Sicherheit gibt es natürlich nie, aber durch dieses Vorgehen halten die Blüten

    länger und ich kann nach der Arbeit die Bestäubungen vornehmen.

    Außerdem achte ich sehr darauf, dass sich keine Fremdbestäuber mit im Raum befinden.


    Bei Pflanzen die z.B. zu groß sind, um sie ins Haus zu tragen, stülpe ich vor dem Aufblühen eine Brotzeittüte über die Blüte.

    Danach bestäube ich sie und umhülle den Stempel umgehend mit Alufolie.

    Den Schutz kann man leicht herstellen, man muss die Alufolie einfach nur um ein entsprechend dickes/dünnes Stiftende wickeln.

    Bei großblütigen Hybriden tuts auch ein Finger, um die Hülle zu fertigen.

    Dann über den Stempel hüllen und unten leicht zudrücken - fertig.

    Im Anhang mal ein Schnappschuss von Laussers 1443/3B, damit man sich das besser vorstellen kann.

    Ob das von anderen Hybridenzüchtern auch so praktiziert wird, weiß ich natürlich nicht.

    Aber da gibt es ja mehrere kreative Methoden, die hier im Forum auch schon an der einnen oder anderen Stelle diskutiert wurden.

  • Sauber! Daran hab ich auch nicht gezweifelt, aber wie Du schon schreibst, hat man nie eine 100%ige Sicherheit. Schon gar nicht, wenn das Gewächshaus voll mit diesen roten Winzlingen ist, die im Zweifelsfall den Pollen wegschmatzen. Ich mache es wie Du, ich hole die zu bestäubenden Pflanzen auch ins Haus und verpasse ihnen paarungsweise komplette Quarantäne. Und doch sehe ich letzte Woche plötzlich auf der Blüte der 'Easter Parade' zwei dieser Raubmilben, obwohl ich sicher war, dass ich keine mitgenommen hatte. Das war grundsätzlich nicht schlimm, weil ja nur der Wunschpartner daneben stand, aber ich war mir völlig sicher, dass da weit und breit sonst niemand awesend sein könnte. Und durch so einen Aluhut kämen die roten Krabbels bestimmt auch hindurch...


    Nun, letztendlich hab ich nur gefragt, weil ich mich gefragt habe, wie Du bei einer theoretischen Fruchtbildung an Deiner Märchenfee einen Misserfolg Deiner Bemühungen hättest ausschließen können. Aber es hat ja alles wunschgemäß funktioniert.


    Danke fürs Thema,

    liebe Grüße!


    Tim

    :)

  • Jetzt hab ich zumindest mal die Erkenntnis gewonnen, dass das Vorgehen grundsätzlich funktioniert. Denke das Wissen lässt sich dann auch auf andere

    selbstbestäubende Hybriden übertragen. Gerade bei den Gräser-basierten Sachen gibt es ja mehrere selbstbestäubende Hybriden.

    Als nächstes kann man ja mal einen wie beschrieben ablaufenden Kreuzungsversuch starten.

    Je nachdem was man einkreuzt könnte man einen möglichen Erfolg-Misserfolg vielleicht schon an den Sämlingen feststellen.

    Bei einer Selbstbestäubung müssten ja eigentlich alle ziemlich uniform aussehen.

    Oder man muss eben warten, bis spätestens die Blütenvariation die Wahrheit ans Licht bringt. :)