Pilz eingefangen

  • In den letzten beiden Wochen stelle ich fest, dass immer wieder Kakteen von einem Pilz befallen werden. Es trifft fast ausschließlich Tricho-Hybriden, und unter denen v.a. die mit der helleren Körperfarbe.
    Es beginnt immer ca. 1 cm vom Scheitel entfernt. Erst werden dort einige Rippen glasig-hellbaun. Wenn ich in diesem Stadium die Spitze wegschneide, dann ist der Zentralzylinder noch in Ordnung.
    Schneide ich nicht, dann zeigen sich zwischen den Rippen dunklere Stellen, die sich ausdehnen. Wenn ich in diesem Stadium schneide, dann ist der Zentralzylinder meist schon durchgehend braun.
    Danach werden die braunen Stellen schnell größer und schließlich schwarz, und der Kaktus fällt ein.


    Ich habe vor ca. 1,5 Monaten mehrmals mit Regenwasser gegossen, das faulig roch (vermutlich von der Vogelkacke, die aufs Dach fällt). Kann das davon kommen?


    Welcher Pilz könnte das sein, und was kann man degegen tun? Gibt es ein Mittel dagegen, das man gießen kann und das systemisch ist?

  • Hier mal Fotos vom Schadbild.
    Der Pilz scheint sich zunächst unter der Epidermis der Rippen nach unten auszubreiten, bevor er auf den Zentralzylinder übergreift.

  • Hallo Ernst,

    ich kann das nur bestätigen, eine Lösung habe ich nicht. Vereinzelte Trichocereushybriden zeigen dieses Schadbild. Die anderen Kakteen drumrum sind davon nicht betroffen. Sieht fürchterlich aus. Dann treten mitunter wie Teertropfen aus diesen kranken Stellen. Bin ratlos:confused:.

    Sabine

  • Hallo Ernst,

    ich kann das nur bestätigen, eine Lösung habe ich nicht. Vereinzelte Trichocereushybriden zeigen dieses Schadbild. Die anderen Kakteen drumrum sind davon nicht betroffen. Sieht fürchterlich aus. Dann treten mitunter wie Teertropfen aus diesen kranken Stellen. Bin ratlos:confused:.

    Sabine

    Hallo Sabine,
    sowas teerähnliches tritt bei meinen Trichohybriden nicht aus, die werden einfach schwarz und fallen ein.
    Laut Edith (und die hat's von Michi) soll es sich um einen Pilz handeln, der von umliegenden Bäumen auf die Trichos überspringt. Da könnte was dran sein, am Stärksten betroffen sind die Trichos, die in der Nähe von meinen Apfelbäumen stehen. Laut Edith soll Saprol helfen. Ich habe die Schnittflächen direkt nach dem Schnitt mit Saprol eingesprüht und trocknen lassen. Mal sehen ob's hilft.

  • Sowas wie Sabine konne ich bei meinen auch schon beobachten... immer nur einzelne Pflanzen mittendrin, die ohne sichtbare Verletzung diese schwarz sabbernden Flecken bekommen.
    Aber die werden nich größer oder mehr, es geht bis zu einem bestimmten Punkt und dann trocknen die weg...

  • Hey Ernst,


    ähnliches Phänomen hatte ich über den Winter bei einem uralten Ferocactus. Ich weiß bis heute nicht, worauf es zurückzuführen war. Bemerkenswert war, dass die Flecke scharf abgegrenzt auf nur einer Seite des Körpers auftraten, die andere Seite blieb komplett unbehelligt. Da es in der Winterruhe auftrat und ich nicht mit einem systemischen Fungizid gießen wollte, wusste ich mir nicht anders zu helfen, als ihn in die Badewanne zu stellen und immer wieder alle zwei, drei Tage mit Vitanal sauer in der Konzentration 1:10 kräftigst zu besprühen. Zwar war mein Badezimmer die folgenden 3 Wochen ohne Nasenklammer kaum zu betreten, aber die Flecken fingen an, zu vernarben und sind bis heute ausgeheilt. Nicht schön, aber der Kumpel wächst wieder und hat gerade mehrere respektable Knospen. Und sicher kann ein alter Fero so eine "pH-3-Dusche" wesentlich besser ab als Deine kleinen Zöglinge.


    Verschiedene Überlegungen:
    1. Es gibt rund 300.000 verschiedene Vetreter der Gruppe "Pilz". Die wenigsten davon sind pflanzenpathogen, sprich schädigen lebendes Pflanzengewebe.
    2. Jeder Mikroorganismus hat ein pH-, Temperatur- und Nährstoffoptimum.
    3. Pilze kommen sehr gut ohne Licht aus, der Wirt in den allermeisten Fällen nicht.


    Ist eines der Parameter aus dem Ruder gelaufen oder hat sich subsummiert? Weniger Licht als sonst bei zunehmend häufigerem Regen? Es mag gut sein, dass es benachbarte Wirte gibt, von denen Dein Pilz stammt, nur stellt sich doch die Frage, warum nur einzelne Pflanzen befallen werden. Da liegt doch die Vermutung nahe, dass der Schadorganismus Bedingungen vorfindet, die er bei den meisten anderen nicht erfüllt bekommt.


    Wenn Du Dir wirklich sicher bist, dass es sich um eine pilzliche und nicht um eine bakterielle Infektion handelt, kann ich wieder nur zu Rovral raten. Mir bekannt als das am breitbandigsten und längsten wirksame Fungizid, systemisch noch dazu. Ich hab es bis heute noch nicht gekauft, weil mir ein Kilo (und die Taler) bisher einfach zuviel war, denke aber immer öfter darüber nach... *Zaunpfahl*


    Der Versuch mit Saprol ist prima. Ich sprühe dann und wann (z.B. ca. 3 Tage nach der Pfropfung) mit Chinosol 0,1%, zumal es auch zusätzlich begrenzt bakteriozid wirksam ist, mit gutem Erfolg. Ob Dein Schneiden nebst Sprühen erfolgreich ist, hängt vor allem davon ab, wie weit das Mycel in das Pflanzengewebe gekeimt ist, ist es im Leitbündel angekommen, ist es wahrscheinlich zu spät.


    Ich drücke die Daumen und wünsche uns allen endlich besseres Wetter.


    Liebe Grüße,
    Tim

  • Hallo Zusammen,
    auch bei mir sind schon 10 Pflanzen davon befallen. Das Schadbild fängt mit hellgrüner gelblicher Epidermis an und endet mit schwarzen Flecken innerhalb kürzester Zeit.
    Apfelbäume haben wir nicht. Mir bleibt nur die schnelle Isolation und abwarten. Hoffe auf ein vorübergehendes Phänomän. Es sind nur Trichos im Alter von 4 Jahren-seltsam, in unterschiedlichster Erde.Ist es der feuchte Sommer?

    Viele Grüße

    Rainer

  • Das Schadbild fängt mit hellgrüner gelblicher Epidermis an ...

    Und sobald die Epidermis heller wird nehme ich die betroffenen Kandidaten raus, schneide die betroffene Spitze schräg ab, besprühe die Schnittstelle und den Kaktus rundum mit Saprol und isoliere die Kandidaten. Durch den schrägen Schnitt tropft überschüssiges Saprol ab und die Schnittstelle trocknet schneller. Falls sich nach einigen Tagen an der Schnittstelle dunklere Stellen bilden muss nachgeschnitten werden (falls noch Substanz da ist). Mit dieser Methode habe ich bisher einige Kandidaten retten können, zumindest sieht es bisher gut aus. Sind schon braune Stellen vorhanden, dann ist es meist trotz Schneiden, Saprol und Isolation schon zu spät, das Pilzmycel ist dann schon zu weit im Kakteengewebe verbreitet. Vom Bepudern der Schnittstelle mit Holzkohlepulver rate ich ab, weil man dann nicht sehen kann, ob sich an der Schnittstelle eventuell noch braune Stellen bilden.
    Vorgestern habe ich alle Kakteen in den Freiluftregalen mit Dithane NeoTec besprüht. War etwas mühsam, da dieses Mittel zum Absetzen neigt, und man den Sprühbehälter öfter schütteln muss.
    Soweit ich beobachten kann, scheint der Pilz über die Areolen einzudringen. Ob vielleicht die Behaarung der Areolen die Feuchtigkeit länger hält und dadurch ein günstiges Mikroklima für den Pilz schafft? Andererseits ist mir auch aufgefallen, dass das Gelbwerden fast immer auf der Südseite beginnt, dort dürften die Areolen aber doch am Schnellsten abtrocknen?

  • Ein befreundeter Züchter teilte mir soeben mit, er habe einen Teil seiner Kakteen vor gut 2 Wochen mit Actara gegossen, und jetzt würden die selben Symptome bei seinen Kakteen auftreten, und zwar nur bei den mit Actara gegossenen und nur bei Trichocereen mit hellgrüner Epidermis. Ich hatte einen Teil meiner Kakteen im späten Frühjahr prophylaktisch auch mit Actara gegossen.
    Ob da möglicherweise ein Zusammenhang besteht? Ob möglicherweise Actara die Epidermis der hellgrünen Trichos sensibel macht für starkes Sonnenlicht, und dadurch die Abwehrkräfte der Kakteen so reduziert werden, dass Pilze eindringen können?


    Deshalb meine Frage an euch:
    Bei wem sind diese Symptome auch aufgetreten und zwar
    - mit vorheriger Anwendung von Actara bzw.
    - ohne Anwendung von Actara.

  • Da bisher Niemand geantwortet hat hole ich das Thema nochmals hoch.
    Möglicherweise ist der Mangel an Rückmeldungen darauf zurückzuführen, dass Züchter Umsatzeinbußen befürchten, wenn sie zugeben, dass einige ihrer Kakteen geschwächt und krankheitsanfällig sind.
    Dieses Verhalten hilft aber Niemand weiter.
    Es geht darum, festzustellen, ob ein Zusammenhang besteht zwischen der Anwendung von Actara und dem Faulen von Trichos mit heller Epidermis.
    Ihr könnt mir auch eure Erfahrungen/ Beobachtungen per PN mitteilen, ich werde dann die Ergebnisse hier ohne Nennung von Namen zusammenfassen.
    Also:
    Bei wem traten die geschilderten Symptome
    - nach Anwendung von Actara bzw.
    - ohne Anwendung von Actara auf?

  • Hallo Ernst,
    bin mir nicht ganz sicher, hatte im Frühjahr meine ganze Sammlung prophylaktisch damit gegossen. Ich habe das Problem jetzt an einigen, ab dem Frühjahr pikierten, Tricho-Sämlingen entdeckt und an L. driverijana-Sämlingen (bei denen ist die Epidermis auch recht hell). Allerdings sind bis jetzt nie alle aus der selben Kreuzung betroffen, sondern immer nur vereinzelte Sämlinge.
    Nachdem diese länger recht eng zusammen standen, könnte das Ganze evtl. auch durch Verletzungen der Dornen kommen.
    Das Schadbild sieht aber genauso aus wie auf deinen Bildern und das hatte ich bisher noch nie.
    Große Trichos habe ich nur wenige und da gibt es bis jetzt kein Problem.

  • Hallo Ernst,
    kein ungebührliches Verhalten ist Schuld, sondern einfach die fehlende Zeit! Bei mir traten diese Symptome auf, nachdem mein Gewächshaus durch starke Regenfälle geflutet wurde. Da ich leider momentan da noch Naturboden habe, hat der sich natürlich voll Wasser gesaugt, was im Nachhinein zu hoher Luftfeuchte führte-also ideale Bedingungen für einen Pilz! Außerdem habe ich auch mit wohl zu lange abgestandenem Regenwasser gegossen, welches schon etwas unangenehm roch.
    Ich habe dann sofort nach Sichtbarwerden mit Duaxo Universal Pilz-frei von Compo (Wirkstoff Difenoconazol) gespritzt. Außerdem halte ich die Trichos jetzt möglichst trocken, das heißt: nicht über Kopf gießen, nur in das Substrat und immer morgens und nicht bei kühlem Wetter, damit sie schnell wieder abtrocknen können. Bis jetzt hat sich der Pilz nicht weiter ausgebreitet, auch blieb es bei gering befallenen Pflanzen örtlich begrenzt. Stärker befallene Pflanzen habe ich vernichtet.
    Eigenartig ist nur, daß der Pilz ausschließlich Trichos befällt. Altpflanzen und sehr junge wurden auch bei mir nicht betroffen, auch waren unterschiedliche Regionen und nicht nur Areolen als Eintrittsstelle betroffen. Ein Pilz geht nur auf vorgeschädigter Haut resp. Epidermis an. Eine intakte Epidermis ist also eine unüberwindliche Barriere für einen Pilz. Ist diese aber geschädigt, z.B. durch zu intensives Sonnenlicht, Einstichstellen durch saugende Insekten, Kakteendornen, kleine Verletzungen bei'm Umtopfen,aufgeweicht durch zu viel Nässe usw.) - schwupp - ist der Pilz drin. Wenn man solche Widrigkeiten also möglichst gering hält, vor Allem für trockene Luft sorgt, haben Pilze keine Chance.


    Einige Kreuzungen waren bei mir häufiger betroffen, andere überhaupt nicht. Die Epidermisfarbe spielt wohl eher nur eine untergeordnete Rolle, bei mir waren auch dunkelgrüne Pflanzen befallen. Insgesamt war der Schaden aber zum Glück noch begrenzt, was hoffentlich so bleibt!


    Viele Grüße


    Volker

  • Verletzungen hatten meine Kakteen nicht.
    Es scheinen sich also momentan 4 mögliche Ursachen herauszukristallisieren:
    - fauliges Wasser (hatte ich auch im späten Frühjahr, bedingt durch jede Menge Pollen, die sich überall ablagerten und dann bei Regen in die Regentonne gespült wurden).
    - starke Sonneneinstrahlung (wobei die allein wohl nicht ausschlaggebend ist, denn die Kakteen im Freien, die nicht mit Actara gegossen wurden, waren nicht betroffen) in Verbindung mit Actara
    - ein Pilz, der von Bäumen auf die Kakteen überspringt und
    - hohe Luftfeuchtigkeit.


    Ich vermute mal, dass mehrere der genannten Faktoren zusammen erst dieses Schadbild auslösen.

  • Hallo Ernst,
    ich beobachtete schon eine Entstehung von Fäule an Epiphyllen bei Bewässerung mit leicht fauligem Wasser. Pflanzenkörper fielen ein und zersetzten sich. Schadbild stoppte aber irgend wann ohne Verlust der Pflanze. Ich halte die Verwendung von fauligem Wasser als sehr riskant!!
    Diese Beobachtung habe ich schon mehrere Mal gemacht. Heute ziehe ich frisches aber kalthaltiges Wasser dem leicht fauligen Regenwasser vor.


    Gruss, Stefan

  • Guten Abend,
    von Anfang an verfolge ich dieses Thema mit Interesse, obwohl ich nicht betroffen bin und auch keine Ahnung von den "Mittelchen" habe, die hier angewendet werden oder auch nicht. Mich erstaunt vor allem, daß trotz der z.T. recht wortreichen Beiträge nur 3 Photos gezeigt wurden. Was ich konkret zum Thema beitragen kann, ist folgendes: Seit ich mich mit Kakteen beschäftige verwende ich wenn möglich Regenwasser, ganz gleich wie alt oder wie dreckig. Seit fast 20 Jahren stehen 2 Fässer neben dem GWH, die das Regenwasser auffangen, je 100 l. Darin wird alles gewaschen, was im Garten dreckig wird, darin werden gebrauchte Töpfe und Nistschalen von Tauben eingeweicht, und das Wasser wimmelt nur so von allerlei Kleingetier und dient selbstverständlich zum gießen, vor allem der Kakteen. Ein paar Meter entfernt stehen 2 mächtige Eichen, die große Mengen Pollen produzieren, und ein Teil davon landet zwangsläufig auch in diesem Wasser. Es gibt bei mir auch Verluste durch Fäulnis, die kommt aber in der Regel über die Wurzel, d.h. durch oder vom Substrat. Ich habe festgestellt, daß die Fäulnis dort auftritt, wo die Töpfe in Vertiefungen stehen, wo sich also Wasser sammeln kann und damit auch länger steht, als an anderen Stellen.
    Ich vermute, daß stagnierende Feuchtigkeit oder Nässe im Substrat und in der Luft die Grundlage für diese Fäulnis ist. Ich hoffe, mein Beitrag nützt dem einen oder der anderen. MfG Volgan

  • Hallo,
    wozu viele Bilder zeigen? Die Bilder von Ernst illustrieren das Schadbild sehr deutlich - genau so sieht es überall aus! Die Gedanken, die man sich hierzu macht und den Versuch einer Ursachenfindung kann man schlecht in Bildern darstellen. Daß Deine Kakteen, Volgan, diese Brühe nicht übelnehmen, mit der Du sie gießt, spricht für deren Gesundheit. Außerdem bist Du in Südfrankreich mit viel kakteenfreundlicherem Wetter gesegnet als wir hier. Zusätzlichen Dünger kannst Du Dir obendrein sparen, da der Tauben"guano" ja genug Nährstoffe enthält!:)
    Nach meinem Dafürhalten ist das Hauptproblem der Infektion eine zu feuchte Umgebung über einen längeren Zeitraum - sei es der Boden, dann fault der Wurzelhals - oder die Luft, dann faulen die Körper von oben oder von der Seite. Keiner meiner draußen stehenden Kakteen (kein Regenschutz!) zeigt das Schadbild, obwohl ich genug Apfelbäume habe, da Wind und Sonne auch wieder schnell für Abtrocknung sorgen. Natürlich ist auch die Epidermis durch die Abhärtung robuster.
    Hier noch zwei der vermißten Bilder zur Illustration, wie die Abtrocknung der am Schlimmsten betroffenen Trichos vorangeschritten ist.
    Ich hoffe, auch bei Euch Leidensgenossen hat sich die Sache inzwischen beruhigt!
    Viele Grüße
    Volker

  • Ich habe mal einen Todeskandidaten aufgeschnitten. Man sieht sehr deutlich, dass die Infektion von außen kommt, das zentrale Leitbündel ist vollkommen gesund.
    Ich hatte auch schon, allerdings weitaus seltener, Kandidaten, bei denen auch das zentrale Leitbundel faul war, vermutlich durch zu viel Gießen, oder weil die Infektion von außen schon weiter nach innen durchgedrungen war.


    Zusammenfassend kann gesagt werden, dass dieses Jahr etliche Züchter Probleme mit besagtem Pilz haben oder hatten. Er befällt fast ausschließlich Trichos, besonders solche mit heller Epidermis. Als eine mögliche Ursache scheint sich das Gießen mit fauligem Wasser herauszukristallisieren.