Über Aylostera-Hybriden

  • Da ich nachfolgend einige Bilder vorstelle, habe ich das Thema mal unter Bildergalerie erstellt.


    Ich möchte heute einmal ein wenig näher die Aylostera-Hybriden vorstellen, da ich bisher kaum jemanden kenne, der sich für diese kleinen, pflegeleichten und reich blühenden Hybriden interessiert.
    Vielleicht kann ich mit dieser Vorstellung ja den einen und anderen Fan hinter dem Ofen vorlocken :-)


    Aylostera-Hybriden sind in den Sammlungen selten, und es gibt in Europa nur sehr wenige Kakteengärtnereien (in Deutschland ist mir z.B. keine bekannt), die überhaupt solche Hybriden anbieten.
    Die in Deutschland verbreitetste Hybride ist die „Sunrise“, eine Hybride aus Aylostera albiflora x Aylostera heliosa.
    Meines Wissens gibt es in Deutschland keinen Züchter, der sich „ernsthafter“ mit der Zucht dieser Hybriden beschäftigt, obwohl es eigentlich sehr einfach zu hybridisierende Pflanzen sind, die sich einfach aussähen lassen, sehr schnell, oft mit zwei Jahren schon, zur Blüte kommen, und i.d.R. nicht viel Platz einnehmen.
    Die Erklärung eines gewerblichen Kakteengärtners, warum Aylostera (sowohl Arten als auch Sorten) in Gärtnereien so wenig verbreitet sind, ist zwar einleuchtend, aber auch sehr schade: Aylosteren sind Hochlandkakteen, die einen luftigen Stand benötigen, keine stauende Hitze vertragen, und auch mit praller Südsonne so ihre Probleme haben.
    Kurz und gut: Sie taugen nicht für die Pflege im Gewächshaus. Dort werden sie vermehrt von Spinnmilben befallen, blühen nur spärlich und kurz (die Blüten welken bei Hitze schnell) und wachsen nur zögerlich.
    Ihre Stärken – üppige, lang haltende, farbintensive Blüten und zügiges Wachstum – können sie nur wirklich an einem nicht prall-sonnigen Stand im Freien ausspielen.
    Dort sind sie dann auch gegen Frost bis ca. - 5 Grad tolerant.
    Bei mir blühen Aylosteren sehr reich auch an Plätzen, die erst am Nachmittags etwas Sonnen bekommen, dann bleiben die Blüten oft auch bis 18 Uhr geöffnet.


    Die Achillesverse der Aylostera (Arten und Hybriden) ist der mögliche Wurzelverlust und ein Abfaulen der Pflanzen. Durch den Polster bildenden Wuchs benötigen die Pflanzen im Lauf der Zeit breite Töpfe, die bei entsprechendem Substrat und wegen der Polster lange feucht bleiben. So besteht bei größeren Aylostera-Polstern die Gefahr, das die Wurzeln abfaulen. Insbesondere in feuchten und kühlen Jahren muss sehr überlegt gegossen werden, damit das Substrat schnell genug abtrocknen kann.
    Während ich meine Jungpflanzen ordentlich wässere und ein Substrat mit hohem Humusanteil verwende, bekommen die Pflanzen mit zunehmender Größe und Breite weniger Wasser und vermehrt mineralisches Substrat.


    Die ersten Aylostera-Hybriden, die vor allem in England eine weitere Verbreitung gefunden haben, stammen aus der Zucht von John Pilbeam. Wann er sie gezüchtet hat, weiß ich nicht, und mittlerweile stehen seine Hybriden auch nicht mehr zum Verkauf, da eine Roundup-Wolke aus dem Nachbarfeld seine Mutterpflanzen zerstört hat.
    Es gibt in England noch zwei weitere mir bekannte Züchter, die Goodeys von den Southfield Nurseries, und der Besitzer der Westfield Nurseries.
    Insbesondere die Southfield-Hybriden sind der Grundstock meiner eigenen Zucht, wobei ich mittlerweile einen eigenen Grundstock an insb. zweifarbigen Arten habe, auf deren Ergebnisse ich noch sehr neugierig bin.


    Wer sich mit der Aylostera-Zucht befassen will, braucht aber eigentlich nur eine Aylostera heliosa und eine andersfarbige Art. So bekommt man schon in der F1-Generation wunderschöne, mehrfarbige Hybriden.
    In einer einfach Euro-Platte kann man ca. 70 Sämlinge bis zur Blüte bringen.


    Übrigens lassen sich Aylostera nicht mit Rebutien kreuzen :-)

  • Hallo Bianca,


    auch von mir vielen Dank für diesen sehr informativen Beitrag.


    Schade dass in den meisten Kakteengärtnereien wohl nicht zwischen Rebutia und Axlostera unterschieden wird. das macht es dann doch sehr verwirrend wenn man sich welche zulegen möchte.


    Viele Grüße und hoffentlich noch viele Bilder von den Kleinen.


    Thomas

  • Toller Infobericht danke dafür. Vielleicht habe ich es überlesen aber eine Frage zur Vermehrung. Bestäubst du gezielt oder überlässt du das den Insekten.
    Auf zweifarbige wartest du ja noch und ich nehme an dass sie aus deiner Vermehrung stammen.

  • Hallo Bianca


    Erst einmal danke für Deinen tollen Bericht, sehr informativ und vieles neu für mich. Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen und Deine wunderschönen Blüten zu bewundern. Du hast dir eine sehr schöne sammlungswürdige Gattung ausgesucht, mit der du auch noch tolle Kreuzungen machen kannst. Es wäre toll, wenn du auch einmal einen schönen Bericht mit Fotos im Hybridenjournal verfassen könntest. 3x:psb20:

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen!



    Hardy: Ich bestäube gezielt, denn nur so erhält man auch wirklich neue, spannende Farben. Durch Insekten bekommt man auch klasse Ergebnisse, aber die Hummeln halten beim Blütenbesuch meist nicht die Reihenfolge ein, die ich gerne hätte :D.
    Im Anhang noch ein Foto einer zweifarbigen Aylostera, von der nächstes Jahr einige Sämlinge blühen werden.



    Thomas: Ich habe auch eine Weile gebraucht, um Rebutia und Aylostera zu unterscheiden. Anhand der Blüten ist das mit etwas Übrung aber dann recht einfach.
    Taxonomisch ist das ja ein fürchterliches Chaos, ich halte mich da völlig raus.


    Wie gesagt lassen sich die beiden Gattungen auch nicht untereinander kreuzen.



    Wenn jemand Interesse hat, ich gebe von meinen diejährigen 130 Erstblühern auch gerne welche ab ;). Einfach Bescheid geben!

  • Hallo Bianca


    vielen Dank für die Antwort, ich war mir ziemlich sicher, noch nie gelbblühende Aylosten gesehen zu haben. Da fehlen offenbar die Gene für den gelben Farbstoff. Wenn man gelbe Aylosterem-Blüten haben wil, muss man die Gene für den gelben Farbstoff erst einbringen.


    Genau genommen haben wir das bei unseren Trichocereen- und Echinopsis-Blüten auch gemacht.

  • Hallo Erich,



    ja, die Lobivien habens möglich gemacht ;).



    Ich habe mittlerweile auch schon Aylosteren mit Mediolobivien gekreuzt, da die beiden "Gattungen" genetisch nicht zu trennen sind.
    Manche Bestäubungen funktionieren, manche nicht. Die Sämlinge werden noch ein wenig bis zur Blüte brauchen. Das wird spannend :psb04:.

  • Hallo Thomas,



    erfolgreich gekreuzt habe ich bisher Mediolobivia euanthema und leucanthema mit Aylosteren.
    Die mittlerweile recht bekannte "Leopygmaea" ist eine Kreuzung aus Mediolobivia euanthema und einer unbekannten Aylostera.
    Und sie lässt sich wiederum mit Aylostera kreuzen.