Informationen über Hybriden - woher?

  • Hallo alle zusammen,


    mein Zuchtschwerpunkt liegt, wie manche ja wissen, bei den Aylosteren und Chamaecereen, Echinopsen sammle und züchte ich nur sehr, sehr sporadisch.
    Einer der Gründe dafür ist, dass ich in den letzten 10 Jahren einfach bei fast allen meinen Echinopsis-Hybridenkäufen früher oder später über die gekaufte Pflanze frustriert war.
    Ich habe mir vor knapp 10 Jahren z.B. mal eine Portion Hybriden gekauft, allein aufgrund der Blütenfotos - mehr Informationen waren über die Pflanzen nicht zu finden.
    Die Pflanzen wurden also von mir großgezogen, bis sie dann endlich blühfähig wurden. Und dann kam meist die Enttäuschung, wenn ich feststellen musste, dass die Blütenröhren instabil sind und ohne jeden äußeren Einfluss (Wind z.B.) einfach abbrechen. Oder dass die Pflanze in vier blühfähigen Jahren genau eine Blüte hervorbringt.
    Na ja, und so sind von geschätzt 20 Echinopsen, die ich bislang besaß noch genau vier in meinem Besitz, davon zwei alte, weiß blühende Bauernhybriden, die als einzige bisher meine Kriterien an Blütenstabilität, Blühfreudigkeit etc. erfüllen.
    Aktuell habe ich von Forenmitglieder wieder ca. 20 Stecklinge, die aber alle noch ein bis mehrere Jahre bis zur Blühfähigkeit brauchen werden.


    Jetzt stehe ich vor der Frage: Wie komme ich denn an die Informationen Blütenstabilität, Blühfreudigkeit, Mehrfachblüte, Massenblüte, Duft etc., die für mich wirklich aussschlaggebend an der Freude an den Echinopsis-Hybriden sind?
    Ich fange mittlerweile schon an, Verkäufer/Anbieter/Züchter direkt zu fragen, oder wirklich akribisch im Internet zu recherchieren, bis ich mal ein-zwei Fitzelchen Information über die eine und andere Hybride finde.
    Aber ob das dann tatsächlich so ist - das sehe ich erst nach mehreren Jahren.


    Ich fände es einfach toll, wenn viel mehr Züchter oder Besitzer von Hybriden ihre Erfahrungen im Bezug auf die Qualitäten oder auch Schwächen der Pflanzen mitteilen. Aus einer klassischen "Eine-Blüte-von Oben"-Aufnahme lässt sich dass nämlich nicht gut herauslesen ;).


    Viele Grüße
    Bianca

  • Hallo Bianca,


    die von Dir genannten Attribute bei EHs sind für einen Züchter natürlich sehr wichtig und das ist auch bei mir so. Lediglich der Duft einer Blüte ist mir mittlerweile vollkommen egal, weil ich bei der Hauptblüte nicht jeden Tag an 100 Blüten schnüffeln will :D und das Gewächshaus insgesamt wie ein Parfümladen riecht.


    Die Blütenstabilität ist bei meinen EH-Neublühern der erste Kritikpunkt. Selbst eine Hybride mit wunderschöne Blüte kommt sofort in die Tonne, wenn die Blüten so rumhängen wie auf dem ersten Bild anbei. Ich habe da auch keine Ambitionen, durch Weiterkreuzen etwas stabileres zu züchten. Dafür gibt es einfach zu viele gute Hybriden im eigenen Bestand, um sich damit zu beschäftigen.
    Bei THs fällt dieser Punkt weg, da sind eigentlich alle Blüten stabil.


    Für Blühfreude und Mehrfachblüte bevorzuge ich Kreuzungen mit der Dessau. Die gibt in erster Generation zwar sehr gerne dieses intensive Magenta mit, diese Folgekreuzungen blühen aber den ganzen Sommer. Selbst jetzt sind noch viele Knospen an den diesen Pflanzen, die wohl wegen der bevorstehenden Jahreszeit nicht mehr alle zur Blüte kommen werden.


    Als persönliche "Marotte" mache ich gerne Kreuzungen mit nahezu dornenlosen EHs. So habe ich 2009 eine E. eyriesii als Vater in eine schöne Wessner-Hybride eingekreuzt. Die kurze (fast fehlende) Bedornung wurde an alle Nachkommen (Bild 2) weiter gegeben. Hier sind die Farben der Blüten zwar nicht gerade berauschend - aber diese Pflanzen bringen auch stabile und große Blüten den ganzen Sommer über (Bild 3 u. 4). Damit habe ich dieses Jahr wieder gekreuzt und bin schon gespannt, ob die guten Eigenschaften noch eine Generation weiter gegeben werden.

  • Hallo Bianca,
    ich denke du hast schon den richtigen Weg eingeschlagen und fragst direkt bei den Züchtern nach.;)
    Bei den Neuvorstellungen hier im Forum oder auch im Hybridenjournal werden oft die Angaben zur Stabilität der Blütenröhre oder auch dem Duft usw. mit angegeben. Nachdem jeder Züchter aber andere Zuchtziele hat, wirst du die Angaben nicht automatisch zu jeder Hybride bekommen. Die Einen werfen EH mit langen Blütenröhren weg, egal wie schön die Blüte ist, die Anderen basteln sich aus Draht Stützen für die Blütenröhre/Blüten damit die nicht hängen können.;)
    Letztendlich muss man die Pflanzen ja auch erst mal einen gewissen Zeitraum beobachten, um manche Kriterien beurteilen zu können. Ein kleiner Sämling z.B. hält eine große Blüte natürlich schwerer als eine größere Pflanze oder der Kleine blüht anfangs vielleicht noch nicht mit vielen Blüten gleichzeitig sondern eben erst ab einer bestimmten "Körpermasse". Bei EH ist es aber wohl schon so, das sich das Einkreuzen von Lobivia-Genen bewährt hat, um stabilere Blütenröhren zu erhalten.


    Ansonsten bleibt noch die Option, möglichst viel selbst zu testen, so wie Markus das oben schon beschrieben hat.

  • Hallo Markus,


    vielen Dank für die Vorstellung der Pflanzen!
    Die Pflanzen auf den Bilder 2-4 sind z.B. welche, die mir schon mal sehr gut gefallen würden.
    Vielleicht sollte ich einfach mal eine Suchanfrage stellen: "blühfreudige Hybriden mit stabilen Blütenröhren" :D.
    Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis ich da wenigstens ansatzweise ein paar Pflanzen zusammengefunden habe.
    Bisher habe ich auf jeden Fall schon mal folgende Lehre gezogen: Der Kauf von Pflanzen allein aufgrund eines Blütenfotos ist völliger Blödsinn.
    Vermutlich kann ich nächstes Jahr zu einem AG-Treffen kommen, dann werde ich wohl Züchter löchern, was das Zeug hält ;).


    Hallo Aless,
    natürlich hat jeder Züchter seine ganz eigenen Kriterien.
    Ich habe für mich in den letzten Jahren gemerkt: instabile Blütenröhre ist ein absolutes Auschlusskriterium.
    Was die Blühreudigkeit angelangt hatte ich hier eine Hybride, die größenmäßig einem kleinen Bierfass nahekam, und dennoch mit Blüten geizte was das Zeug hält (Das war die "eine Blüte in vier Jahren"-Kandidatin).
    Die Pflanze wird auch heute noch gehandelt, weil sie eine wirklich schöne, aber ebenfalle instabile Blüte hat. Aber davon ist in den Verkaufsanzeigen natürlich nie etwas zu lesen...


    Ich seh schon, ohne direkten Kontakt zu den Züchtern ist es eher mühsam.

  • Hallo Bianca,


    aus dem Sortiment der "Schick Hybriden" möchte ich dir mal zwei Exemplare vorstellen, bei denen Blühfreudigkeit und Blütenstabilität voll überzeugen.
    Es ist zum einen die EH Sorceress und EH Gossamer.
    Je älter und größer die Pflanzen werden desto ausgeprägter zeigen sich beide Eigenschaften. Zudem sind beide äußerst Pflegeleicht. Also perfekt für Anfänger. Die Bilder zeigen wie sie bei mir dieses Jahr geblüht haben.



    LG Andy

  • Zitat

    Bei EH ist es aber wohl schon so, das sich das Einkreuzen von Lobivia-Genen bewährt hat, um stabilere Blütenröhren zu erhalten.

    Es gibt Lobivien mit extrem kurzen Blütenröhren und relativ großen Blüten, wie z.B. die Lobivia tarabucoensis oder die aus der heamatantha-Gruppe. Das sind ideale Partner für Echinopsishybriden, um kurze, stabile Blütenröhren schon in der F1 zu erzielen. Zwar sind, bedingt durch das Erbgut der Lobivien, die Blüten in der F1 meist einfarbig, duch geeignete Auswahl der EH-Vaterpflanzen kann man aber auch schon in der F1 zweifarbige Blüten erzeugen.

  • Hallo Andy,


    vielen Dank für´s Zeigen!
    Ich habe mir gerade vor ein paar Tagen ein paar als "blühfreudig" verschrieene Schicks zugelegt, auch wenn es noch Jahre dauern wird, bis sie so blühen :D.


    Hallo Ernst,
    ich hoffe, du zeigst dann die Ergebnisse!


    Ich beschäftige mich von Berufs wegen viel mit Stauden und Rosen, und in diesen Bereichen gibt es ja recht harte Sichtungen, bei denen Züchtungen auf Herz und Nieren geprüft werden.
    Sowas wäre für Kakteenhybriden auch nicht schlecht :rolleyes:.

  • Hallo Bianca


    Alle, wirklich Alle fangen mal klein an. Auch wenn ich aussäe und die Sämlinge bis zur blühfähigen Pflanze aufziehe, fange ich klein an. Dito wenn ich eine Areole pfropfe und die Kindel bis zur blühfähigen Pflanze aufziehe. Und Alle haben schon mal Schrot aufgezogen oder gekauft. Es sind genau diese Erfahrungen, die den Züchter zu einem erfahrenen Züchter machen. Ja, es ist so wie es ist, beim Züchten und Aufzüchten wird man älter und älter und irgendwann mal auch alt:D.


    Genau das macht aber unser Hobby so spannend. Wenn du eine Erstblüte erwartest, ist es wie Lottospielen oder wie an Weihnachten beim Geschenke auspacken: ist es etwas, das du dir gar nicht gewünscht hast, d.h. für dich weiter verschenken oder wegwerfen, ein na ja, gar nicht so schlecht, behalte ich mal oder du machs:psb04:t und :psb06: und am Schluss sagst du nur noch, das ist megageil, mit was habe ich mir das nur verdient und am Schluss weisst du dann du auch, wie viel Arbeit und Zeit Züchten und Aufzüchten braucht und du wirst Arbeit, Geld und Zeit, die Züchter und Aufzüchter für dich aufgewendet haben, zu schätzen wissen!


    LG Erich




  • Hallo Erich,


    meine Fragen sollen die Arbeit der Züchter in keiner Weise schmälern.
    Ich züchte selber schon seit einigen Jahren, deshalb weiß ich selbst, welche Arbeit, Zeit und Geduld in der Zucht einer guten Hybride stecken.


    Bei den von mir gezüchteten Aylosteren ist es recht einfach, gute Pflanzen zu kaufen und zu züchten, da solche Kriterien wie Blütenstabilität oder Mehrfachblüte hier nicht so sehr in´s Gewicht fallen. (Na ja, ganz so einfach ist es nicht, es gibt auch blüh- und wuchsfaule Aylosteren mit flatterigen, unschönen Blüten. Aber die erkennt man sehr schnell und verbreitet sie auch nicht weiter.)
    Auch erkennt man anhand von Blütenfotos sofort, ob es sich um eine blühfreudige und schön wachsende Hybride handelt, da fast jeder Züchter "Ganzkörperfotos" in voller Blüte zeigt.


    Bei den Echinopsen dagegen bin ich manchmal fast am Verzweifeln, weil es anscheinend unmöglich ist, außer einem Einzelblütenfoto weitere Information zu bekommen.
    Ich rede hier nicht von Züchtungen, die erst wenige Jahre alt sind, sondern besonders von Hybriden, die schon länger in Kultur sind.
    Was habe ich mich gefreut, als ich bei Karl Rabsilber mal Fotostrecken verschiedener Schicks gefunden habe, auf denen der Pflanzenkörper, Wuchsform, Bedornung und Knospen zu sehen waren. Das sind mal aussagekräftige Bilder, aufgrund derer auch ein "Anfänger" beurteilen kann, ob dies eine Hybride nach seinem Geschmack ist.
    Ob sie sich dann unter meinen Kulturbedingungen genau so verhält sei dahingestellt. Ich kenne aber zumindest schon mal ihr Potential und kann entsprechend meine Kultur anpassen ;).


    Liebe Grüße
    Bianca

  • Liebe Bianca,


    du bist mit deinen Bedenken nicht alleine. Ich habe auch erst im Frühjahr angefangen, Hybriden zu sammeln, mittlerweile sind es ca. 60 Stück auf meinem Balkon, aber die meisten davon habe ich auch noch nicht live blühen sehen, sondern kenne nur die Beschreibungen der Kakteengärtnereien bzw. die Infos aus dem Forum, soweit verfügbar, und natürlich die üblichen von-oben-Blühbilder.
    Beim Lesen dieses Themas habe ich mich dementsprechend sofort angesprochen gefühlt, ich empfinde es ebenfalls als nicht leicht, an weitere Infos zu den Hybriden zu kommen (Blühfreude, Stabilität der Blüte, Massenblüte, ... aber z.B. auch die Wuchsgeschwindigkeiten fallen ja offenbar extrem unterschiedlich aus, wie ich über den Sommer an meinen Sämlingen feststellen konnte ;) )
    Dementsprechend mein Gedankengang: Wäre das nicht eine Idee, sowas in irgendeiner Form in der Datenbank zu verankern? Häufig fehlen dort leider Beschreibungen zu den Pflanzen. Vielleicht könnte man die Möglichkeit schaffen, solche Infos dort zu ergänzen bzw. als Forianer dort Blühfreudigkeit etc. auf einer Skala von 1-5 zu bewerten und dann zeigt es jedem an, wie viele das bewertet haben und wie es durchschnittlich bewertet wird...
    Nur so als lose Idee, um daraus mal etwas Handfestes zu machen. :)


    Liebe Grüße,


    Donna

  • Hallo Bianca,


    auf die Bilder von Herrn Rabsilber kannst du dich verlassen. Ich vergleiche da selber ab und zu und sie stimmen mit meinen Schicks sehr gut überein und bei mir haben sie wirklich harte Kulturbedingungen, da sie bei mir ja im Freien aushalten müssen und nur zum Überwintern in ein Gewächshaus dürfen.


    Generell schätze ich alle Schickhybriden die ich bisher hatte oder jetzt habe als sehr blühwillig ein. Probleme mit der Stabilität der Blüten gibt es eigentlich auch nur bei manchen besonders großblütigen. Mir fallen da spontan Galaxy oder Charlemagne ein, aber auch da kommts aufs Wetter an. Wenn sich die Knospen zügig entwickeln ist es viel besser, als wenn es immer wieder zu Stockungen kommt. Blöd ist auch wenn es bei schon größeren Knospen länger recht regnerisch ist und die Sonne fehlt. Da werden die Röhren länger weil sie versuchen sich nach der nicht vorhandenen Sonne auszurichten.


    Wenn du magst, schreib mich bitte im Frühjahr an, dann bekommst du von mir Ableger und ich garantiere, dass diese Hybriden nicht blühfaul sind und jedes Jahr blühen. Daran herrscht wirklich kein Mangel :)


    Bis zur Blüte brauchen Schicks übrigens nicht lange. mit 3 Jahren sind die meist blühfähig und auch blühwillig :)


    Viele Grüße


    Thomas

  • Ich halte eine Eigenschaften-Datenbank für wenig hilfreich. Die Bedingungen bei den einzelnen Züchtern sowie die äußeren Umstände (Wetter usw.) sind einfach zu unterschiedlich, als dass man eine generelle Aussage über bestimmte Eigenschaften machen kann. Es gibt zwar bestimmte Tendenzen (z.B. instabile Blütenröhre) bei bestimmten Hybriden, aber treffen diese wirklich 100% zu?

  • Hallo Thomas,
    vielen Dank für das Angebot! Ich glaube, da komme ich drauf zurück ;).


    @Ernst: Ich verstehe deine Bedenken. Gerade Pflanzen, die im GW ihre ganze Pracht zeigen, müssen im Freiland noch lange nicht genau so funktionieren. Andersrum würden meine Aylosteren im heißen GW blühfaul vor sich hinkümmern, während sie im leicht absonnigen Freiland fast explodieren vor lauter Blüten.
    Dennoch fände ich solche Erfahrungen sehr hilfreich, denn sie geben einem zumindest eine Idee an die Hand, welches Potential die Pflanze hat.


    Ich kann natürlich auch gerne alle Nase lang einen Thread mit Fragen zu bestimmten Pflanzen oder Suchanfragen zu blühwilligen, freilandgeeigneten Pflanzen eröffnen ;).