Sprühen-Nebeln

  • Hallo Christian, habe meine Kakteen aus dem Keller geholt und noch im ungeheizten Gästezimmer stehen.
    Fenster zur Südseite, habe bei 20°C auch schon mal gegossen. Davor benebelte ich sie 2x, wobei es bei den Temperaturen egal ist ob morgens oder abends.
    Nun ist es wieder bewölkt, kalt und hoffe dass ich nichts falsch gemacht habe.
    Man kann es ja nicht erwarten aber ich denke vor April wird bei mir nichts mehr passieren.
    Aber ich bin auch nur Anfänger und hoffe auch auf Antworten.

  • Hallo Christian,


    ich habe Mitte Februar zum 1. Mal genebelt, seitdem noch 2x, davon 1x mit Baldrian. Dazwischen wurden meine Kakteen aber auch schon angegossen, weil die Temperaturen im GWH trotz offener Fenster/Türen schon an die 30 °C Marke gingen.
    Um diese Jahreszeit neble ich an sonnigen Tagen vormittags, sobald es über 10 °C im GWH sind.
    Im Sommer neble ich oft ganz in der Früh oder nach ganz heißen Tagen Abends - je nach Zeit. Wie oft in der Woche kann ich gar nicht sagen...ich mache das immer nach Gefühl und nicht nach Kalender oder in einem bestimmten Rhythmus.:o


    Warum willst du denn später mit Angießen beginnen?

  • Hallo,
    ich denke aktuell auch noch nicht über das angießen nach. Bevor die Temperaturen nicht deutlich nach oben gehen und Nachts kaum über dem Gefrierpunkt sind, werde ich nichts tun, auch sprühen nicht.
    Div. schwierige Kakteen, die eigentlich längst blühfähig sind, aber noch nicht geblüht haben, werden das voraussichtlich auch nicht tun, fängt man zu früh mit dem Angießen an (gibt hierzu jede Menge Beiträge im Forum). Werde daher, zumindest in der Abteilung Tricho mit angießen warten, bis Knospen zu sehen sind.
    Beispiele v. TCs, die eigentlich längst blühfähig sind, aber es noch nicht getan haben: Gräsers Schönste und Erfolg, Orange California (> 50cm), Liste ließe sich deutlich verlängern.
    Grüße
    Siegfried

  • Ich denke man kann keine pauschale Antwort geben was das Angießen betrifft. Da spielen viel Faktoren mit hinein, z.B. ob die Kakteen im beheizten GWH stehen oder nicht, in welcher Region man wohnt usw.
    Meine Gräsers Erfolg blüht z.B. jedes Jahr, obwohl sie angegossen wird, bevor Knospen zu sehen sind...das gilt auch für viele Andere.

  • Warum willst du denn später mit Angießen beginnen?[/quote]


    Hallo Alessandra
    Wegen mehr Blüten gieße ich später an.
    Möchte den Trichos (Blühfähigen)erst wasser geben wenn die Knospen eine bestimmte Größe haben
    , der Rest bekommt aber früher Wasser, der Nachwuchs hat schon einmal bis mehrmals Wasser bekommen.
    Viele Grüße Christian

  • Sobald es im Gewächshaus das erste Mal im Jahr endlich so warm ist, dass die Dachluken wieder automatisch aufgehen wollen, hab' ich einen ausgefüllten Tag vor mir. Als Erstes die LuPo-Folie herunternehmen, Steine von der Beschwerung der Folie wegschleppen, schwitzen, Klebeband entsorgen, Gewächshaus von aussen abwaschen, immer noch schwitzen, anschließend 10 Liter heißes (~45-50°C), kalkfreies Wasser mit Vitanal, BBE und Knoblauchextrakt bereiten und damit dann das Gewächshaus einmal durchsprühen. Dabei natürlich erst recht schwitzen. Je nach Pflanzengröße komme ich so auf 0,8 bis 1,2 Liter Wasser pro Quadratmeter, gemittelt bedeutet das ca. 5ml pro 8er Töpchen. Das benetzt also bestenfalls die Epidermis und die Substratabdeckung, geht aber noch nicht in die Tiefe. Dieses Jahr war es letzten Donnerstag soweit. Ich sehe zu, dass ich bis zum Angießen in der ersten Aprilhälfte wenigstens 2, besser 3 Mal durchsprühe. Aufgrund der somit entstehenden größeren Temperaturunterschiede (heißes Wasser nebst Verdunstungskälte) bekommen die Pflanzen einen noch größeren Reiz zur Knospenausbildung, aber nur, wenn sie in der Ruhephase bereits entsprechend angelegt sind. Desweiteren bin ich überzeugt, genügend Hinweise zu haben, dass ein Knospenfall viel wahrscheinlicher durch ein "Zuwenig" an Wasser als durch ein "Zuviel" verursacht wird. Blühen ist ein enorm resourcenzehrender Prozess, ebenso die anschließende Fruchtbildung. Von daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass eine Pflanze, die gute Bedingungen für die Blüte vorfindet, aufgrunddessen die Knospen wieder abwerfen sollte. Bei diesem Phänomen dürfte wohl die Wetterlage und auch der Ernährungszustand der Pflanzen eine Rolle spielen.


    Letztjährige Beobachtungen* afrikanischer Hochsukkulenten haben gezeigt, dass selten und spärlich gewässerte Pflanzen weniger geblüht haben, eine geringere Anzahl an Zweit- bzw. Parallelblüten hatten und teilweise gebildete Knospen einfach wieder abstarben. Doppelt so oft und reichlich gegossene Pflanzen haben restlos alle gebildeten Knospen zur Blüte gebracht, einen um 40% höheren Anteil an Zweitblüten und wahrscheinlich auch eine höhere Samenanzahl in den besser versorgten Früchten. Warum? Es erhöht schlicht die Überlebenschancen.


    Ohne auf die Übertragbarkeit auf die Großgattung Echinopsis näher eingehen können und zu wollen, erscheint es mir jedoch logisch und als Denkansatz durchaus plausibel. Als gewohnheitsmäßiger Weniggießer werde ich in diesem Jahr, vom Hochsommer abgesehen, die Kannen voller als die Jahre zuvor machen.


    Liebe Grüße,
    Tim
    :cool:


    *nachzulesen im MSG Bulletin 2016/31-1, p.19
    "Flowering Strategie of Lithops pseudotruncatella var. elisabethae in Response to Greenhouse Watering by Roy Earle"

  • Hi Christian,
    das sind wieder zwei aus der Bio-Landwirtschaft übernommene Präparate, die auf Grund nicht vorhandener oder nicht zugänglicher Studien immer auch kontrovers betrachtet werden und zu Diskussionen führen. Ich selbst verfüge ebenfalls über keine Parallel- bzw. Doppelblindstudien, sondern nur über subjektive Erfahrungen in aufeinanderfolgenden Jahren. Aber die Theorie hinter den eingesetzten Präparaten vermag ich durchaus zu beschreiben.


    Beim BBE handelt es sich um Baldrianblütenextrakt, wer genau den wann und wo zur Anwendung gebracht hat, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Im Obstbau wird er nach Angaben der Präparatezentrale wohl schon seit 80 oder mehr Jahren eingesetzt, bei Sukkulentenfreunden eventuell seit Anfang bis Mitte der 70er Jahre, aber das ist lediglich eine willkürliche Schätzung, die auf Informationsinterpretation von Michi's Tephroseite beruht. Man geht davon aus, dass die in den Baldrianblüten enthaltenen Hormone in wässriger Lösung dazu im Stande sind, eine frühere und/oder reichere Blüte hervorzurufen. Die Einen schwören aufs Sprühen, die Anderen aufs Gießen, ich mach' beides, better safe than sorry. Manche hartnäckige Nichtblüher haben so das Blühen angefangen, auch über eine mangelnde Blütenfülle kann ich mich nicht beklagen. Soviel dazu.


    Das zweite Mittelchen ist Knoblauchextrakt, bekannt als ENVIRepel oder heutzutage AMN BioVit. Der Einsatzbereich hierfür ist riesig, die Wirkmechanismen umfangreich; eine komplette Dissertation alleine über den Inhaltsstoff Allicin und seine Wirkweise gibt es an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Ich kann nur sagen, warum ich den Einsatz begonnen habe: ich habe irgendwo gelesen (frag mich wo...), dass auf Grund des Knoblauches die behandelten Pflanzen nicht mehr nach bevorzugten Nahrungspflanzen der Schädlinge riechen und sie deswegen das Interesse verlieren. Frei nach dem Motto "Knoblauch? Ess ich nicht." Man entfernt praktisch die kultivierten Pflanzen aus dem Beuteschema der Schädlinge. Bei mir hat die Verwendung dazu geführt, dass ich die letzte große chemische Keule im Jahr 2014 geschwungen habe, seit dem geht es tatsächlich völlig ohne Gift. Allen Glaubensfragen zum Trotz... :D


    Und, um ganz ehrlich zu sein, kommt es meiner Natur als Faultier sehr entgegen: der Knoblauch soll in saurem Medium (pH 5,5-6) angewendet werden, das geht prima mit Vitanal. Toll, mehrere Fliegen mit einer Klappe: die Epidermis wird von Ablagerungen befreit ("entkalkt" und "entstaubt"), der Oberflächen-pH-Wert der Epidermis wird wieder abgesenkt, beim späteren Gießen mit der Brühe wird auch der Boden-pH optimal eingestellt, außerdem werden noch vorhandene Nährstoffe pflanzenverfügbar gemacht und obendrein die Pflanzen noch gestärkt. Und zudem wird durch den BBE gleichzeitig noch eine üppigere Blüte angeregt. Herz, was willst du mehr?


    Darüber könnten wir im Mai auch gerne mal mit Kollege Chiemgau ;) ratschen, er hat da einen riesigen Schatz an Erfahrungen.


    Liebe Grüße,
    Tim
    :cool:

  • Hi Andi,
    ich wende es 0,3%ig an, 30ml auf 10 Liter Gieß-/Spritzwasser. Je nach Pflanzenanzahl und Einsatzart sind 250ml nicht wirklich viel, daher nehme ich immer die Liter-Flasche. Ich sprühe es viel häufiger als ich gieße, ein durchgehend wirksamer Schutz ist bei 14tägiger Anwendung gegeben. Nur fürs zweiwöchige Gießen wäre es mir dann doch zu teuer, da ich dabei 80-120 Liter Brühe brauche. Darum gieße ich damit nur die ersten beiden Male im Jahr und gebe es am Ende der Saison zur Abschlussdüngung dazu.


    Liebe Grüße,
    Tim
    :cool:

  • Ich hab hier noch ein alternatives Produkt zu AMN BioVit gefunden.
    Es ist aber weitaus günstiger. Dosierung ist ähnlich.
    Habe mir hiervon mal 2 Flaschen gekauft. Bei denen gibt es Knofi nicht nur für Pflanzen, auch Mensch und Tier werden versorgt. :D
    Ich habe mal beide Infoblätter eingescannt.


    LG Andy

  • Mal so nebenbei,
    wenn es doch nur Knoblauchsaft oder Extrakt ist kann man es doch selber ansetzen. Das habe ich jetzt mal versucht und früher bei meinen Tieren auch angewendet, das mit gutem Erfolg.
    Oder ist das ein Denkfehler?

  • Meiner Meinung nach dürfte ein alkoholischer Auszug effektiver das Allicin aus kleingeschnittenen oder gepressten Knoblauchzehen extrahieren.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Allicin
    Vorschlag: Knoblauchzehen in den Muser (im Freien !!!), Spiritus dazugeben, nach 1-2 (?) Tagen Flüssigkeit absieben (Kaffeefilter, feines Tuch ?). Extrakt im Verhältnis 1:X ins Gießwasser geben.