Den Viren den Kampf angesagt

  • Hallo zusammen,


    der Vortrag auf dem Herbsttreffen von Thomas Brand hat mich nachdenklich gestimmt. Wir als Hybridenfreunde pfropfen besonders viele Kakteen, schneiden Stecklinge und tauschen mit anderen Hybridenfreunden unsere Pflanzen ohne uns besonders viele Gedanken über die möglichen negativen Folgen dieses regen Austauschs zu machen. Es geht um die Verbreitung von Viren. Ich habe in den letzten Monaten insbesondere bei meinen Jusbertii Mutterpflanzen festgestellt, dass manche dabei sind mit komischen Farbveränderungen an der Epidermis, ja fast schon mosaikmusterähnlichen Strukturen. Hinzukommt, dass ich teils Verluste beim Anwachsen von Pfropfungen hatte, die ich so nicht erklären konnte: völlig ohne Logik oder System.


    Das mag paranoid klingen, aber ich habe gestern eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Alle Unterlagen, bei denen ich mir nicht sicher bin, dass ich sie als Sämling großgezogen habe und danach stets mit sauberem Messer gearbeitet habe, müssen verschwinden. Glücklicherweise hatte ich die letzten Jahre einfach so mal jusbertiis, pachanois, peruvianus und macrogonus ausgesät, so dass ich nicht ganz mit leere Hände dastehe. Hylocereus sind auch schon Sämlinge für diverse Experimente vorhanden. Wo es noch klemmt sind Pereskiopsis und Selenicereus. Klar, Selenicereus könnte ich aus Samen ziehen, habe sogar selbst welche vorrätig, doch an die Widerstandsfähig des sogenannten Sporbert Klons kommen sie halt einfach nicht ran. Und die Pereskiopsis... Ich konnte leider noch niemanden entdecken, der Saatgut von diesen Pflanzen hat. Ich habe mal drei Pflanzen in größere Töpfe gesteckt: eine kellermanni, eine aquosa und eine velutina/spathulata. Mal sehen ob und wann sie blühen und ob sich da irgendwie eine Reizbestäubung machen lässt.


    Ich weiß, das die Aufzucht aus Samen noch kein Garant für Virenfreiheit ist, aber es senkt zumindest schon mal die Wahrscheinlichkeit von Vireninfektion. Irgendwann mal habe ich vielleicht eine eigene Clean Bench im Keller stehen und kann meine eigene In-vitro-Kultur aufbauen....


    Dass ich ab sofort natürlich noch mehr auf meine Messer achte ist denke ich klar: Alkohol, Spiritus etc. reichen nicht aus. Ich verwende Feuer und zwar mittlerweile eine Lötlampe (habe ich hier mal beschrieben: http://www.hybridenforum.com/forum/showthread.php?t=4039)
    Neben dem Desinfizieren ist das Organisatorische noch wichtig: Für jede Pflanze gibt's ein frisch desinfiziertes Messer. Und bei Pfropfungen sind es dann eben zwei Messer:


    • Nr. 1 für den Schnitt an der Unterlage, das Abschrägend er Unterlage, das Abschrägen des Kopfstecklings und ggf den Nachschnitt.
    • Nr. 2 für den Schnitt des Pfröpflings


    Heute kam die Müllabfuhr. Ich habe nun wieder ordentlich Platz für viele schöne Sämlinge... 4 Kisten Unterlagen bzw. Mutterpflanzen sind nun fachgerecht entsorgt...


    Eine weitere Erkenntnis hatte ich dann noch beim Austopfen der Jusbertii-Mutterpflanzen. Ich hatte sie zu viert in extra große Töpfe gesetzt um noch besseres Wachstum zu bekommen. Die Pflanzen standen seit etwa 8 Monaten in diesen Töpfen und hatten auch nicht ansatzweise diese großen Töpfe durch wurzelt. Das Wachstum war auch nicht besser als bei Einzelpflanzen in kleineren Töpfen.


    Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen ebenso dazu anregen sich mehr mit dem Thema "Viren" zu beschäftigen. Gerne bringe ich immer mal wieder überzählige Sämlinge von jusbertiis & CO zu unseren Treffen mit.


    Und selbstverständlich freue ich mich über weitere Anregungen, wie ich mein Konzept noch verbessern könnte.


    Und ja, genau: Saatgut von Pereskiopsis! Irgendwelche Ideen?


    Gruß Bernhard